Osterferien im Südtiroler Vinschgau

Unsere Familientipps zwischen Apfelblüte und Tiefschnee

by nadine

Es ist kaum zu glauben, aber diesen März hatten wir tatsächlich das erste richtige Schnee-Erlebnis unseres Lebens. Und zwar im Vinschgau in Südtirol. Nun wird sich wohl erstmal jeder passionierte Wintersportler und Alpenbewohner über uns Flachlandtiroler scheckig lachen. Für uns Rheinländer ist Schnee aber tatsächlich etwas Exotisches. In der Kölner Bucht fällt die weiße Pracht nur alle Jubeljahre vom Himmel und wenn, herrscht auch direkt Ausnahmezustand.

Da es uns bisher auch immer nur in warme Gefilde gezogen hat, stand das Thema Wintersport ebenfalls nie zur Debatte. Es wurde also dringend mal Zeit über den Tellerrand hinauszuschauen und mal eine Reise in die winterlichen Alpen zu wagen. Wobei im Vinschgau im März auch schon der Frühling einzieht.

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Osterferien im Südtiroler Vinschgau:

Unsere Familientipps zwischen Apfelblüte und Tiefschnee

#1 Der Vinschgau im März: Zwischen Apfelblüte und Tiefschnee

Schon mal soviel: mein Wunsch nach Schneeschuhwandern, Langlaufski oder gar ’ner romantischen Fahrt im Pferdeschlitten ging leider nicht in Erfüllung. Pünktlich zu Ostern brach in den Alpen nämlich der Frühling aus. Zumindest in den Tälern. Auf den Bergen lag zum Teil jedoch noch genug Schnee um die ein oder andere Abfahrt zu wagen. Aber mal ehrlich… ein Anfängerskikurs in meinen Alter, während 4jährige total pistensicher den Berg runtersausen, ist mir dann doch ne Nummer zu peinlich und uncool ;). Man muss ja nicht alles können.

Was macht man also im schönen Vinschgau wenn man mit Wintersport nix am Hut hat, aber auch noch kein richtiger Frühling ausgebrochen ist? Zu wenig Schnee, um Schlitten zu fahren, aber noch nicht genug Wärme, um auf einer grünen Alm zu sitzen. Wir wären nicht die rastlosen Hibbels, wenn wir in dieser einen Woche nicht jeden Vinschgauer Stein umgedreht hätten.

#2 Der Reschensee und sein versunkener Kirchturm

Kurz hinter dem malerischen Reschenpass beginnen Italien, Südtirol und der Vinschgau. Aber auch wenn die Ortsschilder plötzlich zweisprachig sind, fällt es mir erstmal schwer, schneebedeckte Berge und Eis-Seen mit bella Italia in Verbindung zu bringen.

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Als wir über die Grenze fahren stoßen wir direkt auf den zugefrorenen Reschensee oder Lago di Resia. Vereinzelt fahren sogar noch Kitesurfer auf dem Eis herum. Bis 1950 gab es in dem Tal 3 Seen, die aber nach einer Stauung zu einem wurden. Dabei versanken das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten des Stausees. Heute zeugt nur noch der aus dem Reschensee ragende Kirchturm vom versunkenen Dorf.  Das sieht in der Tat etwas bizarr aus.

#3 Sulden – das Ski- und Wandergebiet des Vinschgau

Sulden liegt auf 1.900 Metern und die Wahrscheinlichkeit Ende März noch auf Schnee zu stoßen, ist recht groß. Ein halber Meter Schnee, zugefrorene Seen, Bergkulisse und blauer Himmel. Und das bei 5-8 Grad. Ich fange fast an zu schwitzen und bekomme eine kleine Vorahnung, was am Wintersport so schön sein könnte. Ich genieße die Ruhe und Idylle. Derweil flippen die Jungs vor Freude aus, werfen wie Jeck mit Schneebällen um sich und versinken bis zum Bauch im Schnee.

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#4 Das Messner Mountain Museum

In Sulden liegt auch Reinhold Messners Mountain Museum, das ich liebend gerne besichtigt hätte. Leider hatte es ausgerechnet an diesem Tag (Dienstag) geschlossen. Aber wir konnten wenigstens seine Yaks im Außengehege sehen, die von ihm persönlich im Juni auf die Alm getrieben werden. Und wer Bock auf ein bisschen Yak-Fleisch hat, kann das auch direkt in seinem angrenzenden Restaurant Yak & Yeti probieren.

Eigentlich wollte ich auch unbedingt seinen Sommersitz Schloss Juval besuchen aber das haben wir dann leider zeitlich nicht geschafft. Hat nun zur Folge, dass ich wenigstens Reinhold Messners Biographie lese. Auch wenn ich mit Bergsteigen so gar nichts am Hut habe. Aber irgendwie ist der Mann ja schon ’ne coole Socke.

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#5 Das Vinschgauer Tal und seine drölfzigtausend Apfelblüten

Der Vinschgau oder Valvenosta ist geografisch gesehen ein Tal, das von beiden Seiten von steilen Berghängen umgeben ist, die bis zu 3000 Meter hoch sind. Durch seine besondere Lage gehört es zu den regenärmsten Tälern in den ganzen Alpen und die Bauern mussten sich zu früheren Zeiten ein besonderes Bewässerungssystem einfallen lassen, die sogenannten Waale. Im Sommer kann es wohl extrem heiß werden im Vinschgau. Scheinbar ein perfektes Klima für Obst- und besonders Apfelbäume.

Leider habe ich kein Foto mit drölfzillionen Apfelblüten für euch, denn Ende März fingen die Myriaden von Apfelbäumchen gerade erst an, leicht auszutreiben. Scheinbar hat sich der ganze Vinschgau komplett auf den Anbau von Äpfeln spezialisiert. Im April und Mai muss es also wunderschön sein, mit dem Fahrrad durch die blühenden Apfelplantagen zu fahren. Als wir den Vinschgau wieder verlassen mussten fingen gerade die Marillenbäume an zu blühen.

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Ein Teilstück der alten Römerstraße Claudia Via Augusta führt von Reschen bis nach Meran und somit durch etliche Apfelplantagen. So kann man die zauberhafte Natur prima mit dem Fahrrad erkunden. Wer sein Fahrrad nicht extra mitnehmen möchte, kann sich ganz einfach eins an einer der Fahrradverleihstationen mieten. Und wer keine Lust hat, den kompletten Weg wieder zurückzufahren, setzt sich einfach in die Vinschgau-Bahn.

Diese Tour stand eigentlich auf unserem Plan, wurde dann aber leider durch ein kränkelndes Kind und Regenwetter zerschlagen.

#6 Die Churburg und seine 50 Ritter

Die Churburg, die prachtvoll über dem kleinen Ort Schluderns trohnt, ist eine der besterhaltenen Burganlagen in Südtirol und auch nach 500 Jahren noch in Familienbesitz. Das merkt man der Burg an, denn sie ist in einem Tiptop-Zustand. Viele Räume werden privat genutzt und sind daher nicht öffentlich zugängig. Die original erhaltenen Zimmer, die man besichtigen kann, schleudern einen dafür gefühlsmäßig mal eben ins Mittelalter zurück. Das Fotografieren der Innenräume ist jedoch leider verboten.

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Besonders beeindruckend ist die Rüstkammer mit über 50 vollständigen Rüstungen, Waffen und sogar einem präparierten Schlachtroß. Gerade für kleine Ritterfans wird hier ein Träumchen wahr, denn natürlich dürfen die kleinen Besucher auch mal einen Helm oder Eisenhandschuh probetragen. Und der sehr hübsche Innenhof und Arkadengang hat im Sommer sicher fast etwas von einem Dornröschenschloss.

#7 Naturerlebnisse für Kinder

Rund um Prad am Stilfersjoch gibt es einige Naturlehrpfade für Familien mit jüngeren Kindern. Wir sind auf 1 1/2 stündige Entdeckungstour gegangen und sind den Naturlehrpfad Gumperle entlanggelaufen, der durch einen hübschen Kiefernwald führt. Hier können Kinder an 13 Spiel- und Erlebnisstationen die heimische Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks Stilfersjoch erkunden.

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In der Regel wandern Kinder ja nicht besonders gerne. Wenn auf einem Wanderweg aber immer kleine Highlights wie z.B. Dachshöhlen, Ameisenhügel, Rateschilder oder Aussichtspunkte eingebaut sind, bekommt man selbst die größten kleinen Wandermuffel zum Laufen.

Ebenfalls in Prad gibt es das Aquaprad, ein kleines Naturkundemuseum, wo man sich an Regentagen mal die heimische Unterwasser- und Tierwelt Südtirols anschauen kann.

#8 Schneespaß am Erlebnisberg Watles

Am Erlebnisberg Watles, einem beliebten Skigebiet im Dreiländereck Italien, Österreich, Schweiz haben wir uns dann mal so richtig in den Schnee geschmissen. Eigentlich wollten wir die 4 km lange Naturrodelbahn hinunter sausen, aber leider hatte die ein paar Tage zuvor aufgrund Schneemangels geschlossen. Die Jungs waren megaenttäuscht. Aber die Fahrt mit dem Skilift hoch auf den Berg ins absolute Skifahrerparadies hat sie dann entschädigt. Und so´n klitzekleines bisschen Schlittenfahren ging dann doch noch.

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Trotz Skiklamotten waren die Jungs jedoch nach kürzester Zeit total naß und unser Aufenhalt daher leider nur kurz. Fragt nicht. Ich hatte mich eigentlich noch auf einen Spritz und relaxte Momente auf der Alm gefreut. Wir sind halt Schnee-Anfänger :/.

#9 Meran: Palmen und Zypressen vor Alpenkulisse

Last but not least haben wir einen Abstecher ins ca. 50 km entfernte Meran gemacht. Auf einmal verändert sich die alpine Landschaft in einen mediterran blühenden Talkessel. Wir waren sofort verzaubert. Kirsch- und Magnolienbäume standen bereits in voller Blüte. Und so warfen wir bei frühlingshaften 20 Grad die Jacken von uns und wandelten Eis schleckend durch die kleinen Gassen. Italien in den Alpen. Irgendwie schon verrückt.

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Unsere Homebase war im Übrigen der kleine Ort Lichtenberg bei Prad am Stilfersjoch und wir haben in der Ferienwohnung eines Bauernhofes von Roter Hahn gewohnt. Was wir dort alles gesehen und erlebt haben, erfahrt Ihr demnächst.

Unser Familienreise-Fazit:

Der Vinschgau ist eine beschauliche, ruhige Region, die für Groß und Klein viele Naturerlebnisse anbietet. Sowohl Wintersportler als auch Wanderer kommen hier voll auf ihre Kosten. Wer hier allerdings Remmidemmi, Freizeitparks oder große Shopping- und Ausgeherlebnisse sucht, ist fehl am Platz. Uns hat diese Ruhe und Natur gefallen.

Wir empfanden den März jedoch nicht als die beste Reisezeit. Nicht mehr genug Schnee, aber auch erst kaum Grün an den Bäumen. Dadurch wirkte manche Landschaft noch etwas trist. Und richtige Wintersportler werden wir in diesem Leben wohl auch nicht mehr. Aber Südtirol wird uns auf jeden Fall nochmal in einem Sommer oder Herbst wiedersehen.

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5 comments

Papa Gei 29. April 2016 - 9:43

Frau Hibbel und Anhang Hibbel,

toller Bericht! in der Tat ist das Vinschgau wie überhaupt so ziemlich ganz Südtirol wirklich großartig. Aus meiner Sicht hat jede Jahreszeit ihre Vorzüge, wenn auch sicherlich der März eher ein Übergangsmonat ist. Achte mal beim Apfelerwerb im heimischen Supermarkt auf die Herkunft….Du wirst staunen und den Grund der Myriaden von Apfelbäumen sehen.

Im Reschensee kann man übrigens und gerade in den versunkenen Dörfern sehr schön tauchen, wird im Sommer auch ziemlich beworben. Der See hat eine recht gute Sicht. Und so um eine Kirche herum bzw. hineinzutauchen hat was……

Skifahren lernen kann man übrigens sehr gut im besten Alter und hat nichts peinliches. Macht sogar höllen Spaß (wobei man darüber aus Umweltsicht geteilter Meinung sein kann). Wenn nicht alpin, dann empfehle ich Langlauf. Es gibt nahezu keine bessere Sportart für Konditionserwerb und allgem. Fitness.

Blütenhafte Grüße vom Papa Gei

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Nadine 29. April 2016 - 10:19

Huhu, ja in der Tat ist mir das mit den Äpfeln nach unserer Reise auch aufgefallen. Aber ich schaue jetzt natürlich auch bewusst drauf. Und hört sich ja alles ganz großartigst an, aber in diesem Leben wird aus mir kein Taucher und kein Abfahrtsskifahrer mehr. Dafür habe ich andere Qualitäten :). Aber Langlauf hätte ich auch sehr gerne mal ausprobiert. Das hole ich aber definitiv irgendwann nach.
Allerliebste Grüße in die Gebrüder Grimm-Stadt,
Nadine

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flögi 29. April 2016 - 15:18

Wieder eine Gegend, wo ich bis jetzt nur durchreisend unterwegs war und noch unbedingt hin will. Aber meine Reisewunschliste ist jetzt auf einmal sehr lang geworden und die Jahre fliegen davon. Ich weiß nicht, wie es für alles Zeit bleiben soll.
Liebe Grüße, morgen geht es nach Lissabon los 🙂

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Martina 29. April 2016 - 20:08

Ich bin ja auch Rheinländerin und den Schnee und die Berge kannte ich auch nicht wirklich. Seit ich in München wohne, habe ich Winterreifen, Schneestiefel und ne Mütze. Dennoch bin ich kein Fan von Schnee. Und von Skifahren auch nicht, das habe ich mal ausprobiert, aber die Kinder sind seit Jahren schon besser als ich, das kann ich knicken…
Aber Südtirol ist echt lecker 😉 Schlutzkrapfen, Speck, Kasknödel,…..
LG
Martina

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Sabine 3. Mai 2016 - 7:36

Irgendwie entspannend, dass mal eine nicht auf Wintersport abfährt! Ich versuche ja alles, meine Jungs da nicht anzuzuckern – denn wenn man es einmal anfängt, lässt es einen ja scheinbar nicht mehr los. Ohne Skifahren lebt man als Familie soooo viel günstiger und die Knie schont es auch;-) Das schöne Geblühe im Tal spricht mich auch mehr an…
Tolle Bilder!

Viele Grüße von Sabine

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