Auf unserem Roadtrip durch Südpolen wurde uns schnell bewusst, dass die Region Schlesien (zu der Niederschlesien, Oberschlesien und das Oppelner Land gehört) scheinbar zu den unterschätzten Perlen Europas gehört. Wer sich außerhalb der größeren Städte aufhält, wird überraschenderweise nämlich nur wenigen ausländischen Touristen begegnen. Schlesien, das ganz im Südwesten Polens liegt, hat jedoch einige Highlights zu bieten. Die Region steckt voller Geschichte, architektonischer Schätze, spannender Industriekultur und überraschend grüner Landschaften.
Unsere Route führte uns von Breslau (Wrocław) über Kattowitz (Katowice) zur Guido-Mine in Zabrze und in das charmante Arbeiterviertel Nikiszowiec. Von dort aus ging es weiter in die Woiwodschaft Małopolska (Kleinpolen) und nach Tschechien – dazu demnächst mehr. Am Ende unserer Reise führte uns unser Roadtrip jedoch noch einmal nach Schlesien, genauer gesagt in die Kurstadt Glatz (Kłodzko) und das umliegende Glatzer Bergland. In diesem Beitrag nehme ich euch mal mit auf eine Reise durch Schlesien und zeige euch einige Highlights, die man unbedingt erkunden sollte. Wer Kultur, Geschichte und Natur vereinen möchte, wird hier bestimmt glücklich.





Highlights in Schlesien:
Kultur, Geschichte & Natur im Südwesten Polens
#1 Schlesien historisch betrachtet
Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa, die sich größtenteils in Polen, aber auch in Tschechien und Deutschland (Sachsen) befindet. Viele Deutsche haben ältere Familienmitglieder, die eine Verbindung zu Schlesien haben. Das liegt daran, dass Schlesien einst eine preußische Provinz war, die nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils an Polen fiel. Meine Schwiegermutter wurde beispielsweise während des Krieges in Hirschberg (heute Jelenia Góra) geboren. Am Ende des Krieges musste sie mit ihrer Familie aus Schlesien fliehen und landete im Rheinland.
Bei einer Reise durch Schlesien können sich viele Menschen daher auch auf eine familiäre Zeitreise begeben, was ich immer äußerst spannend und berührend finde. In Schlesien trifft man jedenfalls immer wieder auf deutsche Bezeichnungen, Ortsnamen und Bauten aus der preußischen Zeit. Bis heute lebt dort auch eine anerkannte deutsche Minderheit.
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#2 Breslau – Die Kulturhauptstadt Polens
Breslau hat uns auf Anhieb verzaubert. Die Stadt an der Oder strahlt mit ihrer liebevoll restaurierten Altstadt, den unzähligen Brücken und Kirchen, der pulsierenden Kulturszene und nicht zuletzt den berühmten Zwergen eine kreative Lebensfreude aus. Breslau hat etwa 640.000 Einwohner und ist damit die viertgrößte Stadt Polens. Zudem leben ca. 100.000 Studenten in der 1000 Jahre alten Stadt, was ihr ein sehr junges Flair verleiht.
Rund um den historischen Marktplatz soll es hunderte Kneipen, Restaurants und Clubs geben. Breslau, die Hauptstadt von Niederschlesien, wurde 2016 zudem zur Kulturstadt des Jahres gekürt und zählt somit zu den bedeutendsten Kulturzentren des Landes. Wir waren zwei Nächte/ einen Tag in der Stadt, was eindeutig zu wenig war. Plant besser drei Nächte bzw. zwei volle Tage ein, um in Ruhe alle Highlights der Stadt zu erkunden.
#2.1 Der Rynek und die Altstadt
Der mittelalterliche Marktplatz Rynek zählt mit seinem täglichen Blumenmarkt zu den schönsten Europas. Bunte Patrizierhäuser säumen das Kopfsteinpflaster und mittendrin befindet sich das imposante Alte Rathaus mit seiner verschnörkelten Fassade. Hier pulsiert das Leben: Straßenkünstler, Cafés, Pferdekutschen und ein echtes Postkartenpanorama.
In der Nähe des Rynek befindet sich die Altstadt, wo u.a. das beliebte Fotomotiv „Hänsel und Gretel“ steht. Dabei handelt es sich um zwei durch ein Bogentor miteinander verbundene pittoreske Häuser aus dem 15. Jahrhundert. Unweit davon liegt die „Stare Jatki“ (Alte Fleischbänke), in denen einst die Metzger der Stadt ihre Läden hatten. Bronzene Tierskulpturen erinnern an die Geschichte der Gasse. Das alte Stadtgefängnis aus dem 16. Jahrhundert befindet sich in der Ulica Więzienna (Gefängnisstraße). Man kann es anhand eines „Knast-Zwerges“ im Fenster erkennen.
Extra-Tipp: Die Tourist-Information befindet sich direkt auf dem Rynek. Von dort aus haben wir an einer etwa dreistündigen Stadtführung teilgenommen, die besonders hilfreich ist, wenn man nur wenig Zeit hat. So lernt man auch ein paar Ecken kennen, über die man als Tourist nicht auf Anhieb stolpert.











#2.2 Die Breslauer Zwerge
Eine Besonderheit Breslaus sind die ca. 600 kleinen Bronzefiguren in Zwergenform, die sich über die ganze Stadt verteilen. Was als subversive Protestaktion gegen das kommunistische Regime begann, ist heute ein charmantes Symbol der Stadt. Die Suche nach den Zwergen, die es mittlerweile in allen Lebenslagen gibt, macht besonders mit Kindern Spaß. Manche Zwerge haben sogar eine kleine Tür zur Unterwelt. Ich fand es entzückend!
Extra-Tipp: Es gibt wohl eine Zwerge-App und Karten, die die Suche erleichtern. Fragt am besten an der Tourist-Information nach.





#2.3 Die Dominsel (Ostrów Tumski)
Breslau hat aufgrund seiner Lage an der Oder und ihren Nebenflüssen besonders viele Inseln und Brücken und wird daher auch als das „Venedig Polens” bezeichnet. Die älteste und romantischste Ecke der Stadt ist die Dominsel (Ostrów Tumski). Kopfsteinpflaster, Gaslaternen und imposante Kirchen wie die Kathedrale St. Johannes des Täufers entführen in eine andere Zeit. Mit etwas Glück trifft man am Abend auf den Laternenanzünder – ja, den gibt es wirklich noch.
Extra-Tipp: Wer Zeit hat, kann Breslau natürlich auch vom Wasser aus entdecken. Bootstouren über die Oder bieten Besucher:innen eine ganz neue Perspektive auf die vielen Brücken, Kirchen und Gebäude.



#2.4 Die Brücke der Büßerinnen
Hoch über den Dächern der Altstadt, zwischen den Türmen der Magdalenenkirche, spannt sich in luftiger Höhe eine kleine, unscheinbare Brücke: Sie wird auch „Brücke der Büßerinnen” oder „Hexenbrücke” genannt. Wer den schmalen, steilen Aufstieg wagt, wird mit einem der schönsten Panoramablicke auf Breslau belohnt.
Doch nicht nur der Ausblick fasziniert, sondern auch die düstere Legende. Früher mussten junge Frauen hier wohl Buße tun, wenn sie zu leichtfertig gelebt hatten. Nachts, so sagt man, sollen ihre Geister noch immer über die Brücke schleichen, wodurch sie zu ihrem Namen kam.



#2.5 Die Universität Breslau
Die Universität Breslau ist eines der prächtigsten Gebäude der Stadt und zählt zu den ältesten Hochschulen Mitteleuropas. Sie wurde 1702 unter habsburgischer Herrschaft gegründet, gehörte später zu Preußen und zählt heute zu den führenden Bildungszentren Polens. Das Hauptgebäude ist ein barockes Meisterwerk mit goldenen Details, hohen Fenstern und einer Fassade, die ein wenig an Mini-Versailles erinnert. Besonders sehenswert ist die Aula Leopoldina, ein prächtig ausgestatteter barocker Festsaal mit Deckenfresken, geschnitztem Holz und viel Prunk. Noch nie im Leben habe ich so eine wunderschöne Uni gesehen. Breslaus Studenten können sich glücklich schätzen.
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte auch den Aufstieg zum Mathematikturm nicht scheuen. Von oben hat man einen wunderbaren Panoramablick über die Altstadt, die Inseln und die Dächer von Breslau. Und auch die wunderschöne Universitätskiche des Heiligen Namens Jesu ist unbedingt einen Besuch wert.
Gut zu wissen: An der Universität lehrten und forschten viele bedeutende Persönlichkeiten, darunter gleich mehrere spätere Nobelpreisträger. Heute ist sie ein Ort voller Leben mit über 20 Fakultäten und Tausenden Student:innen, die das Stadtbild mitprägen.







#2.6 Jahrhunderthalle & japanischer Garten
Etwas abseits des Zentrums liegt die imposante Jahrhunderthalle, ein UNESCO-Weltkulturerbe und architektonisches Meisterwerk aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ihre Kuppel hat einen Durchmesser von 65 Metern. Damit war sie zur damaligen Zeit das größte freitragende Bauwerk der Welt.
Man kann sie auch von innen besichtigen, aber Achtung: Montags ist die Jahrhunderthalle geschlossen – wir haben sie daher leider verpasst. Direkt davor befindet sich der riesige Multimedia-Springbrunnen. In der Zeit von 10:00 bis 20:00 Uhr werden hier Wassershows zu klassischer oder moderner Musik präsentiert. Gleich daneben liegt der idyllische Japanische Garten, der sich perfekt für einen entspannten Spaziergang eignet.





#2.7 Die Markthalle von Breslau
Ein echter Geheimtipp für Foodies und Architekturfans ist die Hala Targowa, die Markthalle von Breslau. In dem imposanten Bauwerk aus dem frühen 20. Jahrhundert trifft industrieller Jugendstil auf lebendige Alltagskultur. Zwischen filigranen Stahlträgern, hohen Decken und originalem Bodenpflaster herrscht ein reges Treiben. Hier decken sich vor allem Einheimische mit frischem Obst und Gemüse, duftendem Brot, regionalem Käse oder hausgemachtem Sauerkraut ein. Wer Lust auf authentische polnische Küche hat, findet hier kleine, einfache Imbisse mit Pierogi, Zapiekanka (überbackene Baguettes) oder Barszcz (Rote Beete Suppe). Alles echt, nichts fancy – aber genau deshalb so charmant.




#2.8 Weitere Tipps mit Kindern
- Der Zoo von Breslau (einer der größten Zoos von Polen und bekannt für sein Africarium)
- Kolejkowo (eine einzigartige Miniaturlandschaft, die sich durch ihre detailgetreue Nachbildung der Landschaft Niederschlesiens auszeichnet)
- Hydropolis (interaktives Museum zum Thema Wasser)
#2.9 Mein Übernachtungstipp:
Selbstverständlich kann man in einem der vielen Hotels in der Breslauer Innenstadt hervorragend übernachten. Mit Kind buchen wir jedoch meist lieber eine Ferienwohnung. Wir haben daher im gemütlichen Port19* im Bezirk Fabrycznya gewohnt, das gut mit der Straßenbahn erreicht werden kann. Supermärkte und die für Polen typischen Minimärkte „Żabka” befinden sich direkt vor der Haustür.



#3 Kattowitz – Zwischen Kohle und Kultur
Wer bei Kattowitz nur an graue Industrie, qualmende Schlote und trostlosen Ostblock denkt, liegt heute zum Glück daneben. Die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Schlesien durchlebt seit einigen Jahren nämlich eine bemerkenswerte Metamorphose und entwickelt sich von der Bergbau- und Stahlhochburg zum kreativen, jungen und überraschend grünen Kulturzentrum.
Kattowitz ist vielleicht nicht auf den ersten Blick schön, dafür aber umso spannender, wenn man sich auf sie einlässt. Wir waren zwar nur auf der Durchreise in der Stadt, aber ich konnte schnell erkennen, dass sich zwischen alten Zechen und sozialistischer Architektur, etwas Neues und Innovatives enttwickelt. Ähnlich wie bei uns im Ruhrpott ;). Das Zentrum ist kompakt und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Mitten auf dem Rynek (Marktplatz) befinden sich Wasserspiele und Liegen, auf denen man unter Palmen chillen kann. Das Ausgehviertel der Stadt mit vielen Bars, Cafés und urbanem Flair befindet sich auf der Mariacka-Straße.








#2.1 Nikiszowiec – Zeitreise ins Arbeiterviertel
Nur wenige Kilometer von der Innenstadt Kattowitz’ entfernt taucht man in eine völlig andere Welt ein. Nikiszowiec, ein ehemaliges Bergarbeiterviertel, besteht komplett aus roter Backsteinarchitektur und verströmt dadurch ein ganz eigenes Flair. Einerseits scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, andererseits entstehen rund um den zentralen Plac Wyzwolenia mit der barocken St. Anna Kirche, charmante Lädchen und kleine Cafés. Es lohnt sich, Nikiszowiec einen Besuch abzustatten und durch die roten Backsteingassen zu spazieren. Es gibt viele schöne Fotospots für Fans von urbaner und architektonischer Fotografie.
Extra-Tipp: Direkt am Marktplatz im Café Byfyj einkehren. Hier wird nach alten schlesischen Rezepten gekocht und die Kuchen und Teilchen sind himmlisch.








#2.2 Die Guido-Mine in Zabrze – Kohle unter Tage erleben
Ein echtes Abenteuer erwartet Besucher:innen in der stillgelegten Guido-Mine in Zabrze, die heute als Museum und Erlebniswelt dient. Sie liegt etwa 20 Autominuten von Katowice entfernt. Die ehemalige Steinkohlemine ist heute ein einzigartiges Industriemuseum. Anstelle trockener Ausstellungstafeln geht es hier mit Helm und Grubenfahrstuhl 300 Meter tief unter die Erde. Das ist genauso tief, wie der Eiffelturm hoch ist. Wenn man genauer darüber nachdenkt, kann einem schon etwas mulmig werden. Glück auf, sag ich da nur!
Auf mehreren Ebenen erfährt man, wie die harte Arbeit der Bergleute früher aussah – von einfachen Werkzeugen bis zu riesigen Maschinen, die die Erde zum Beben bringen. Das Beste: Die Führungen werden von ehemaligen Bergarbeitern und erfahrenen Guides mit Leidenschaft und viel Witz geleitet. Wir waren zwar schon in einigen Minen, aber diese ist definitiv etwas Besonderes. Glaubt mir, danach beklagt ihr euch nie wieder über euren schnöden Bürojob ;). Am Ende dieses Unterwelten-Abenteuers könnt ihr in der Bergwerks-Kneipe unter Tage noch einen Absacker trinken.
Gut zu wissen: Die Minenführungen eignen sich auch perfekt für Familien mit größeren Kindern und Teenagern. Sie werden auf Englisch und Deutsch angeboten sollten in den Sommerferien jedoch rechtzeitig gebucht werden.





Unsere weitere Route:
Von Kattowitz aus ging es für uns weiter nach Krakau, Auschwitz und in die Hohe Tatra. All diese Orte gehören zur Woiwodschaft Malopolska (Kleinpolen). Dazu also ein anderes Mal mehr. Auf der Rückreise aus Tschechien sind wir jedoch erneut nach Schlesien gereist. Genauer gesagt, in das Glatzer Bergland.
#4 Glatz – Zwischen Barockpracht & Bergidylle
Das barocke Städtchen Glatz (Kłodzko) liegt etwa 90 Kilometer südlich von Breslau am Fuße des Sudetengebirges und bietet eine perfekte Mischung aus Kleinstadt-Flair, Geschichte und Natur. Die Stadt liegt im Tal der Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße) und ist eine der ältesten und charmantesten Städte Niederschlesiens. Mit ihrer imposanten Festung, den verwinkelten Altstadtgassen und der Lage zwischen den Sudeten ist Glatz ein perfekter Zwischenstopp für Geschichtsinteressierte und Naturliebhaber gleichermaßen. Aus meiner Sicht ist Glatz noch ein echter Geheimtipp, denn wir sind tatsächlich keinem anderen (ausländischen) Touristen begegnet.
#4.1 Die historische Altstadt
Die Altstadt von Glatz besticht durch seine enge Gassen, bunte Fassaden und ein liebevoll restauriertes Stadtbild. Besonders schön sind die alten Bürgerhäuser, der Rynek mit dem barocken Rathaus und die pompöse Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Leider wurde Glatz im Herbst 2024 von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht, bei dem sogar ein Staudamm gebrochen ist. Ich muss gestehen, dass diese Nachricht an mir vorbeigegangen ist. Unser Besuch hat mich daher ans Ahrtal erinnert, denn die Schäden an den Bauten nahe des Flussufers werden vermutlich noch lange sichtbar sein.
Extra Tipp: Im Selbstbedienungslokal Pierogarnia zaPierogiem nahe des Rynek bekommt man hervorragendes Essen für kleines Geld.






#4.2 Die Steinerne Brücke (Most Gotycki)
Die Steinerne Brücke von Glatz wird oft als die „kleine Schwester der Karlsbrücke in Prag“ bezeichnet. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und führt über die Glatzer Neiße. Dank ihrer Heiligenfiguren, dem Kopfsteinpflaster und der romantischen Aussicht zählt sie zu den fotogensten Motiven der Stadt.
#4.3 Festung Glatz
Die Festung Glatz, das Wahrzeichen der Stadt, thront eindrucksvoll in 370 Metern Höhe über dem historischen Zentrum. Wir fanden es ein wenig seltsam, dass eine vergleichsweise kleine Stadt eine derart riesige Festungsanlage vorzuweisen hat. Sie wurde jedoch ab dem 17. Jahrhundert zur Verteidigung der gesamten Region ausgebaut. Heute ist die Festung Glatz ein spannendes Freilichtmuseum, dessen oberirdische Bastionen man erkunden kann. Dabei erfährt man mehr über die Spuren der militärischen Kultur und die Geschichte der Stadt. Es werden Touren angeboten, bei denen man die verwinkelten Gänge, Höfe und Kasematten erkunden kann.
Extra Tipp: Wer sich den Eintritt sparen möchte, kann auch einfach über Wege und Stege um die Festung herumlaufen. Von dort aus hat man immer wieder tolle Ausblicke auf die Stadt und das Glatzer Bergland.







#4.4 Das unterirdische Klodzko
Unter der Altstadt von Glatz befindet sich zudem ein System aus unterirdischen Stollen, von denen etwa 800 Meter für Touristen zugänglich sind. Die labyrinthartigen Gänge wurden seit dem 13. Jahrhundert als Vorratskeller, Kneipe, Gefängnis, Folterkeller oder Zufluchtsort bei Überfällen und Kriegen genutzt. Sie geben einen spannenden Einblick in das Leben im mittelalterlichen Glatz. Leider ist alles nur auf Polnisch beschildert und es gibt auch keine Audioguides in anderen Sprachen. Man muss sich also seinen Teil denken.
#4.5 Das Glatzer Bergland – Naturparadies in Südpolen
Auch rund um Glatz gibt es viel zu entdecken: Die Region ist mit ihren dichten Wäldern, sanften Hügeln und beeindruckenden Felsformationen (z. B. im Heuscheuergebirge / Góry Stołowe) ein Paradies für Naturliebhaber. Wir hatten leider viel zu wenig Zeit, aber das Glatzer Bergland eignet sich perfekt für Wanderungen, Klettertouren und Ausflüge aller Art. Ob Thermalquellen, Kurorte wie Lądek-Zdrój, barocke Wallfahrtsorte, morbide Klöster oder prachtvolle Schlösser – hier findet jeder sein ganz persönliches Abenteuer. Und wer einfach nur etwas Rückzug und Ruhe sucht, wird ebenfalls fündig. Ich fand das Glatzer Bergland jedenfalls perfekt für achtsames Reisen mit der Familie und möchte daher unbedingt noch einmal hin.
#4.6 Schlösser, Ruinen und Lost Places
Im Glatzer Bergland gibt es viele wunderschöne Schlösser, von denen manche aufgrund mangelnder Investoren allerdings leerstehen und als Lost Places einen Dornröschenschlaf schlummern. Das Schloss in Bożków aus dem 16. Jahrhundert ist z. B. so ein Exemplar. Das Grab der Adelsfamilie Magnis, denen das Schloss ab 1780 gehörte, befindet sich auf dem kleinen Friedhof von Bożków. Im Ort steht zudem eine prächtige 400 Jahre alte Eiche.
Auch das Schloss Frankenstein im Ort Frankenstein (polnisch: Ząbkowice Śląskie) ist einen Abstecher wert. Auch wenn die Ruine scheinbar für Frankenstein-Events genutzt wird, hat sie jedoch nichts mit Mary Shelleys Romanfigur zu tun. Im Ort steht zudem ein historischer Turm, der sich ganze 150 cm zur Seite neigt.





#4.6 Mein Übernachtungstipp:
Wenn ihr einfach nur ein wenig die Seele in idyllischer Natur baumeln lassen wollt, kann ich euch das ca. 15 km von Glatz entfernte Ferienhäuschen Domek Kołodziejowo* empfehlen. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Oder die Rehe, die mit ihren Kitzen im Gehege vor der gemütlichen Terrasse grasen. Das kleine Holzhaus mit zwei Schlafzimmern ist perfekt für Familien und von dort aus kann man die Region entspannt entdecken.




Unser Fazit: Schlesien – eine echte Überraschung!
Ob urbane Kultur in Breslau und Kattowitz oder Natur pur im Glatzer Bergland – Schlesien hat uns vollkommen überrascht und begeistert. Die Region ist noch ein echter Geheimtipp für Individualreisende, Familien mit Kindern oder Kulturinteressierte. Außerhalb der touristisch bekannten Städte kann man noch immer kostengünstig Urlaub machen und wird mit reicher Kultur, tiefgehender Geschichte und eindrucksvollen Landschaften belohnt. Wer offen für Neues ist und Lust hat, hinter die touristischen Kulissen Polens zu schauen, sollte Schlesien unbedingt auf die Bucketliste setzen.
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2 comments
Liebe Nadine,
spannender Artikel und schöne Bilder, danke dir. Wir waren dieses Jahr ja auch erstmals in Breslau und haben uns gleich vier Tage ausgiebig dort umgesehen, zumal ich auch ein bisschen auf Spurensuche war (meine Mutter ist dort geboren). Irgendwann schauen wir uns auch bestimmt noch mehr von Polen an, aber das war ein guter erster Einblick.
Was wir anders als von dir beschrieben erlebt haben, ist das Kneipenleben. Wir fanden rund um den Rynek von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen eigentlich fast ausschließlich touristische Lokale und Cafés, Sushi, Ramen und Co. Einfache Kneipen mit authentischem Leben haben wir überhaupt nicht entdecken können – und als begeisterte Kneipengänger suchen wir explizit danach;-). Entweder es waren wie gesagt touristische Orte oder es gab in den außerhalb gelegenen Vierteln gar keine Kneipen, wo die Locals mal beim Bier zusammensetzen oder sich einfach der Kiez trifft. Das fanden wir extrem schade, vor allem auch im Gegensatz zum Nachbarland, wo ein Großteil des Lebens in der Kneipe stattfindet und es auch entsprechend viele gibt. Diese fehlende Kneipenkultur war richtig augenfällig.
Herzliche Grüße
Gabi
Liebe Gabi! Vielen Dank für deinen netten Kommentar und die Schilderung eurer Erlebnisse. Ich muss gestehen, dass ich zum Kneipenleben nicht so viel sagen kann. Wir waren nur einen vollen Tag in Breslau, was de fakto zu kurz war. Rund um den Rynek habe ich sehr viele Lokale wahrgenommen, ob das aber nun alteingesessene Kneipen oder Touri-Lokale und Sushi-Läden war, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich denke mal, dass die Locals sich (wie bei uns auch) eher in ihren Stadtteilen aufhalten. Und aufgrund der vielen Studenten wird es sicher auch ein Viertel geben, wo sich hauptsächlich die jungen Leute aufhalten. Wir haben halt auch nur die Innenstadt mit den klassischen Highlights abgegrast. Was mir in Polen dagegen immer auffällt: In der Innenstadt gibt es meist nicht sonderlich viele Geschäfte. Die befinden sich meist in großen Shoppingmalls, die sich auch oft am Stadtrand befinden. Das fand ich schon bei unserer ersten Polen-Reise recht ungewöhnlich. VlG, Nadine