Kennt Ihr schon die charmante nordfranzösische Stadt Amiens? Wer Richtung Normandie, Bretagne oder an die französische Atlantikküste fahren sollte, dem empfehle ich hier dringend einen Stopover einzulegen. Amiens ist mit 130.000 Einwohnern zwar relativ übersichtlich, hat aber ein paar schöne Highlights auf Lager, für die sich ein Tagesstop unbedingt lohnt.
Abgesehen davon sollte man aber eh auch einen intensiveren Blick auf die Hauts-de-France werfen. Sie ist das nördlichste Department Frankreichs, das direkt an Belgien grenzt. Wir haben dort bereits die überraschend vielseitige Stadt Calais und die malerisch schöne Baie-de-Somme entdeckt. Und das war mit Sicherheit nicht unsere letzte Reise in die Hauts-de-France, die mit endlosen Stränden, kleinen Fischerörtchen und historischen Städten lockt. Wer hier urlaubt, sollte dann natürlich auch unbedingt einen Tag oder länger in Amiens einplanen.
Amiens in der Hauts-de-France:
6 Highlights in der charmanten nordfranzösischen Stadt
#1 Das kleine Venedig des Nordens
Wasser findet man in Amiens eigentlich überall, denn die Stadt liegt direkt an der Somme, die ein Netz aus hunderten kleinen Flussarmen quer durch die Stadt gesponnen hat. Dies hat Amiens den Beinamen „Venedig des Nordens“ eingebracht und es gibt quer durch die Stadt kleine Brücken.
Viele der Wasserstraßen wurden schon vor Jahrhunderten durch die Bewohner Amiens angelegt. Da im sumpfigen Hinterland Torf aus der Erde gestochen wurde, füllten sich die entstandenen Gräben wieder mit dem Wasser der Somme. Dies kann man besonders gut in den Hortillonnages erkennen (sieht Punkt 6).
#2 Die Oberstadt von Amiens
Amiens besteht quasi aus einer Ober- und einer Unterstadt. Die Innenstadt von Amiens befindet sich in der Oberstadt rund um die imposante Kathedrale Notre-Dame. Wenn man das Viertel der Kathedrale Notre-Dame verlässt, kommt man über eine Fußgängerbrücke zum Place du Don und in die Unterstadt nach Saint-Leu.
Da die Innenstadt, wie auch Calais oder Le Havre, im 2. Weltkrieg durch Bombenhagel schwer getroffen wurde, ist sie z.T. von Nachkriegsarchitektur geprägt. Der auffällige Perret-Turm, 1948 entworfen vom Star-Architekten Auguste Perret, ist z.B. schon von Weitem sichtbar und ein Wahrzeichen der Stadt. Er ist 110 Meter hoch, hat 25 Stockwerke und galt lange als der höchste Wolkenkratzer Europas. Es gibt in der Innenstadt aber auch noch historische Gebäude, wie das Rathaus von Amiens, dessen Belfried zum UNESCO-Welterbe gehört.
#3 Die größte Kathedrale Frankreichs
Man vermutet es sicher nicht, aber in Amiens steht die größte Kathedrale Frankreichs. Sie ist 112,7 Meter hoch, 145 Meter lang, volumenmäßig doppelt so groß wie die Kathedrale Notre Dame de Paris und UNESCO Weltkulturerbe. Ihr imposantes Mittelschiff (42,3 Meter) war im Übrigen sogar architektonisches Vorbild für die Baumeister des Kölner Doms. Zudem bewahrt sie eine aus dem 13. Jahrhundert erhaltene Reliquie auf: Der Schädel von Johannes dem Täufer.
Man kann die Kirche allein besichtigen, dies aber natürlich auch im Rahmen einer Führung machen. Dabei ist es auch möglich, die zwei Türme zu besteigen, von denen man eine einmalige Perspektive auf Amiens hat. Im Office de Tourisme (direkt gegenüber vom Eingang der Kirche) kann man sich Audioguides (auch auf deutsch oder englisch) ausleihen, um sich in die vielen Geheimnisse der Kathedrale einweihen zu lassen.
Gut zu wissen: Jedes Jahr findet im Juli/ August sowie zur Weihnachtszeit die farbenfrohe Lichtshow Chroma an der Kathedrale statt.
#4 Das kunterbunte Viertel Saint-Leu
Das von Flussarmen durchzogene Viertel Saint-Leu war einst das Arbeiterviertel der Stadt. Hier lebten im Mittelalter Färber, Gerber und Müller, die das Wasser der Somme für ihre beschwerliche Tätigkeit benötigten. Daher gab es in Saint-Leu auch an die 25 Mühlen, von denen heute aber nur noch Zwei stehen.
Vor einigen Jahren wurde das historische Viertel saniert und daher gibt es nun viele nette Cafés, Restaurants, Bars und Eisdielen aber auch Antiquariate und Trödelläden, ein Kino, Theater und Konzertsaal. Bei einem Bummel durch die Gassen und über kleine Brücken kommt man an bunten, historischen Häuschen und Streetart vorbei. Es gibt jedoch auch immer noch schrabbelige Ecken und Häuser, die kurz vor dem Verfall stehen.
Gut zu wissen: Das quirlige Saint-Leu ist das In-Viertel der Stadt und daher finden hier das ganze Jahr über tolle Veranstaltungen wie z.B. „La rue est à Amiens“ (historischer Markt auf dem Wasser) oder „Médiévales au bord de l’eau“ (Mittelalterfest) statt.
#5 Das Museum Jules Verne
Wer kennt sie nicht, die fantastischen Geschichten des berühmten Autors Jules Verne? Ich habe seine Abenteuer als Kind auf jeden Fall geliebt und bin wahrscheinlich nur wegen seiner Bücher „In 80 Tagen um die Welt“ oder „20.000 Meilen unter dem Meer“ Reisebloggerin geworden ;).
Seine Weltliteratur entstand hauptsächlich in Amiens, denn hier lebte Jules Verne mit seiner Frau Honorine 30 Jahre lang. Sein unverkennbares „Haus mit dem Turm“ ist heute ein Museum. Man spürt sofort beim Betreten, den Spirit des Autors, der Unmögliches immer in Frage stellte und dessen Kopf voller überbordender Kreativität zu sein schien. Sein Haus wirkt daher z. T. auch wie ein phantasievoller Abenteuerspielplatz und ist ein Must-See, wenn man in Amiens ist.
Gut zu wissen: Jules Verne wurde in Nantes geboren und auch diese Stadt hat sich thematisch ihrem berühmten Sohn gewidmet. In Nantes gibt es ebenfalls ein Jules Verne Museum sowie die zauberhaften Les Machines de L’île – imaginäre Welten aus Stahl.
In der Innenstadt von Amiens gibt es einen ca. 2,5 km langen Stadtrundgang, der zu zwölf Jules Vernes Stationen führt. Weitere Infos gibt es im Office de Tourisme, direkt an der Kathedrale.
#4 Die schwimmenden Gärten von Amiens
Amiens hat, durch seine besondere Lage inmitten unzähliger Kanäle und Inseln der Somme, ein ganz besonderes Highlight zu bieten: Die schwimmenden Gärten (Hortillonnages). Sie befinden sich nur wenige Schritte vom Stadtzentrum entfernt und sind das grüne Herz der Stadt. Sie bestehen aus vielen kleinen Schrebergärten, die man ausschließlich mit dem Boot erreichen kann. Die Kleingärtner bauen dort Gemüse und Obst an und genießen ihre Oase, der ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit ist.
Wie sich die Hortillonnages im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, wird einem sehr gut im kleinen Musée des Hortillonages vermittelt. Es zeigt eine umfassende Material- und Gerätesammlung vom Gärtnerpaar René und Thérèse Nowak, die sie im Laufe vieler Jahre zusammengetragen haben. Sie erklären einem auch, voller Herzblut, viel über die Geschichte der Hortillonnages, die es seit der Antike geben soll. Ab hier könnt Ihr auch eine kleine Tour mit dem Elektroboot durch die schwimmenden Gärten machen.
Seid ihr schon in Amiens gewesen? Wenn nicht, konnte ich euch vielleicht für einen Abstecher begeistern. Wir fanden Amiens auf jeden Fall sehr charmant, überraschend und gemütlich.
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2 comments
Wow, was für eine bezaubernde Stadt. ?
Und dann besitzt sie auch noch so viele interessante Sehenswürdigkeiten. Ein Reiseziel ganz nach meinem Geschmack. Werde ich mir auf alle Fälle mal vormerken.
Vielen Dank für die guten Tipps.
Liebe Grüsse Annette
Sehr cool, liebe Nadine! Ich habe eh den Eindruck, in den Hauts-de-France gibt es ziemlich viel zu entdecken, was man nicht auf dem Schirm hat. Wir hatten grade einen kurzen Stopover in Roubaix auf dem Weg nach England, und: wow!
Liebe Grüße,
Maria