Ich gebe zu: Ich habe die Costa Brava immer in die Schublade Billig-Pauschalreiseziel und Partymeile für junge Leute einsortiert. Meine erste und bisher letzte Reise dorthin liegt daher auch sagenhafte 34 Jahre zurück. Nun habe ich die Region im Oktober erneut bereist und wurde eines Besseren belehrt. Wenn sich der Sommer verabschiedet, die Schirme an den Stränden langsam zusammenklappen und die großen Touristenmassen in die Heimat zurückkehren, zeigt sich die Costa Brava nämlich von ihrer ganz bezaubernden, stillen Seite.
Zwischen Llança im Norden und Begur, das 80 Kilometer weiter südlich liegt, verwandelt sich die wilde Küste Kataloniens im Herbst in ein stilles Paradies aus goldenem Licht, Ruhe und Entspannung. Der Geruch von Pinien, Salz und einem Hauch Melancholie liegt in der Luft. Die Strände und kleinen Ortschaften hat man fast für sich allein und die sengende Hitze des Sommers ist verflogen. Und genau das macht den Reiz dieser Jahreszeit aus. Für uns war der Oktober daher die perfekte Zeit für eine Reise an die Costa Brava.





Die Costa Brava im Herbst:
Goldenes Licht, Ruhe und Entspannung an Kataloniens wilder Küste
- Die Costa Brava im Herbst:
- Goldenes Licht, Ruhe und Entspannung an Kataloniens wilder Küste
- #1 Zwischen Bergen und Meer – Llança & Port de la Selva
- #2 Cap de Creus – Cadaqués & Salvador Dalí
- #3 Wenn Ferienorte zur Ruhe kommen – Roses & L’Estartit
- #4 Ein Stadtjuwel voller Farben und Geschichte – Girona
- #5 Geschichte und Altstadtzauber – Begur & Pals
- #6 Das glasklare Herz der Costa Brava – Strände & Buchten
- #7 Mediterrane Postkartenidylle – Calella de Palafrugell & Llafranc
- #8 Wandern und Genießen – Der Cami de Ronda
- #9 Praktische Tipps für den Herbst an der Costa Brava
- Fazit: Die Costa Brava im Herbst ist Balsam für die Seele
- Goldenes Licht, Ruhe und Entspannung an Kataloniens wilder Küste
#1 Zwischen Bergen und Meer – Llança & Port de la Selva
Llança:
Ganz im Norden, kurz vor der französischen Grenze, liegt das kleine Küstenstädtchen Llança. Im Sommer ist es bestimmt ein lebhafter Ferienort, im Herbst kehrt jedoch eine friedliche Ruhe ein. Die Fischerboote dümpeln sanft im Hafen, die Strandpromenade gehört wieder den Einheimischen und in den Cafés hört man das Klirren von Espressotassen statt Kindergeschrei und Musikboxen. Manche Lokale haben noch geöffnet, im Großen und Ganzen werden jedoch die Bürgersteige hochgeklappt. Das gefällt sicher nicht jedem, wir fanden das Leben zwischen den Einheimischen jedoch sehr entspannend.
Gut zu wissen: Von Llança aus kann man auf einer kurvenreichen Straße die Küste entlangfahren und erreicht nach 20 Kilometern die französische Grenze. Dazwischen liegen ein paar Badebuchten und kleine Orte wie Portbou, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.
Extra Tipp: Wir haben in dieser gemütlichen Ferienwohnung* am Berghang und mit Blick auf die Bucht von Llança übernachtet. Die Aussicht vom Balkon aus war wirklich unbezahlbar. Da die Wohnung jedoch verkauft werden soll, weiß ich nicht, ob sie dauerhaft noch buchbar sein wird.





Port de la Selva:
Nur ein paar Kilometer weiter liegt das charmante Port de la Selva, das vom Cap de Creus-Nationalpark mit seinen zerklüfteten Bergen umrahmt wird. Im Oktober ist hier praktisch gar nichts mehr los. Wanderer finden jedoch schmale Küstenpfade, die atemberaubende Ausblicke auf das tiefblaue Mittelmeer bieten. Besonders lohnenswert soll die Tour zum hoch über dem Meer thronenden Kloster Sant Pere de Rodes sein. Wir haben es leider nicht geschafft, da wir dem Müßiggang gefrönt haben. Das mittelalterliche Gemäuer soll jedoch einen Besuch wert sein.



#2 Cap de Creus – Cadaqués & Salvador Dalí
Cadaqués:
Von Llança aus fährt man etwa 20 Kilometer quer durch die Berge nach Cadaqués, dem wohl schönsten Örtchen an der Costa Brava. Das weiße Fischerdorf, in dem Salvador Dalí einen Großteil seines Lebens verbrachte, ist eine echte Augenweide. Im Sommer schieben sich aus diesem Grund wahrscheinlich aber auch Menschenmassen durch die engen, kopfsteingepflasterten Gassen. Im Herbst hingegen spaziert man mit nur wenigen anderen Touristen an der Promenade entlang. Cadaqués macht seinem Ruf alle Ehre: Es ist zauberhaft. Hätte man mir ein bezahlbares Haus angeboten, wäre ich sofort geblieben ;).











Cap de Creus:
Ein weiteres Highlight ist der Naturpark Cap de Creus, der sich von Cadaqués bis zum gleichnamigen Kap erstreckt. Die Landschaft ist wild, windgepeitscht und voller bizarrer Felsformationen, die Dalí zu seinen surrealen Gemälden inspirierten.
Gut zu wissen: Dalí wurde 1904 im 35 km entfernten Figueres geboren. Dort befindet sich heute das ikonische Dalí Theatre-Museum, das eine umfangreiche Sammlung seiner Werke zeigt. In der Stadt gibt es auch eine offizielle „Dalí-Route“, die zu verschiedenen Orten seines Lebens und Wirkens führt. Auch sein Wohnhaus und Atelier in der Bucht von Portlligat nahe Cadaqués sind als Museum zugänglich. Wir haben die Museen allerdings nicht besucht.



#3 Wenn Ferienorte zur Ruhe kommen – Roses & L’Estartit
Zwischen den wilden Felsen des Cap de Creus und den sanften Buchten rund um Begur liegen mit Roses und L’Estartit zwei der bekanntesten Ferienorte der Costa Brava. Während sie im Sommer überfüllt und laut sind, verwandeln sie sich im Herbst in entspannte Orte, die endlich wieder durchatmen können. Tatsächlich war ich mit 19 Jahren im Sommer einmal in L’Estartit und habe den Ort nun kaum wiedererkannt. Im Sommer entsprechen beide Orte nicht unbedingt meiner Vorstellung von einem Urlaubsparadies, im Herbst erscheinen sie jedoch in einem anderen Licht.
Roses:
Roses, mit seiner langen Promenade und der weiten Bucht, ist perfekt für ausgedehnte Spaziergänge am Meer. Die Restaurants öffnen mittags für die Einheimischen und letzten Touristen, auf den Terrassen sitzen alte Männer beim Kaffee, und das Meer leuchtet in einem tiefen Blau. Besonders schön ist der Weg hinauf zur Ciutadella de Roses, einer alten Festungsanlage, von der aus man die gesamte Bucht überblicken kann.
Extra Tipp: Der hübsche Platja de Canyelles Petites und Platja de l’Almadrava, die zu Roses gehören, eignen sich auch im Herbst noch perfekt zum Sonnenbaden und schwimmen.



L`Estartit:
Ein Stück weiter südlich liegt L’Estartit, das Tor zu den Illes Medes, einer kleinen Inselgruppe, die zu den besten Tauch- und Schnorchelrevieren des Mittelmeers gehört. Dementsprechend gibt es hier jede Menge Tauchschulen, die Touren anbieten. Wer lieber an Land bleibt, kann vom Strand aus den Blick auf die schroffen Felsen der Inseln genießen, die bei Sonnenuntergang rotgolden leuchten. Im Herbst ist L’Estartit wunderbar unaufgeregt und ein ganz anderer Ort als im Sommer. Allein am Strand gibt es jedoch einen Parkplatz mit über 1.000 Stellplätzen. Ihr könnt euch die Lage im Sommer nun vielleicht vorstellen ;).





#4 Ein Stadtjuwel voller Farben und Geschichte – Girona
Wer weiter gen Süden unterwegs ist, sollte unbedingt einen Stopp in der mittelalterlichen Stadt Girona einlegen, die etwa eine halbe Stunde von der Küste entfernt liegt. Besonders atmosphärisch ist sie im Herbst, wenn das goldene Licht die pastellfarbenen Häuser entlang des Onyar-Flusses bescheint, die Luft nach Kastanien duftet und die engen Gassen der Altstadt im Schatten der Kathedrale schlummern.
Ein Spaziergang über die alten Stadtmauern ist besonders lohnenswert, denn von ihnen aus hat man einen fantastischen Blick über die Dächer und das grüne Umland. In der jüdischen Altstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster, den kleinen Läden und den stillen Innenhöfen kann man Stunden verbringen. Und wer mag, lässt den Tag in einem der vielen Cafés oder Tapasbars an der Rambla de la Llibertat ausklingen. Girona ist im Herbst ruhig, total charmant und authentisch. Demnächst gibt es noch eine Runde Extra-Tipps für Girona.





#5 Geschichte und Altstadtzauber – Begur & Pals
Begur:
Von Llança aus ging es für uns weiter nach Begur, einen Ort, in den man sich sofort verliebt. Das pittoreske Städtchen thront hoch über der Küste und vom Castell de Begur aus sieht man die wilde Schönheit der Costa Brava mit ihren tiefen Buchten, felsigen Küstenabschnitten und dem glitzernden Blau des Mittelmeers. In den engen Gassen blühen Bougainvilleen und alte Herrenhäuser erzählen die Geschichte katalanischer Auswanderer, die einst aus Kuba zurückkehrten. Gerade im Herbst, wenn das Licht milder wird und es in Begur nur wenige Touristen gibt, ist dies der perfekte Ort, um zu verweilen, durchzuatmen und in den Tag hineinzuleben.
Extra Tipp: Wir haben in dieser Ferienwohnung* im Umland von Begur gewohnt. Die Lage war ideal, um die wunderschönen Buchten der Region und die kleinen Ortschaften mit dem Auto zu erkunden. Von der Wohnung aus kann man in ca. 15 Minuten zum Platja de Pals laufen.









Pals:
Weiter südlich liegt das mittelalterliche Pals, das ebenfalls zu den schönsten Dörfer Kataloniens zählt. Hier schlendert man durch engen Gassen aus honigfarbenem Stein, es gibt kleine Boutiquen mit handgefertigter Keramik und es duftet nach Kaminfeuer und Olivenöl. Im Herbst, wenn es weder große Busgruppen noch Gedränge gibt, wirkt der Ort extrem authentisch und wie aus der Zeit gefallen.





#6 Das glasklare Herz der Costa Brava – Strände & Buchten
Auch im Herbst lockt die Costa Brava mit einigen der schönsten Buchten Spaniens. Das Meer ist glasklar, türkisblau und traumhaft schön. Mir war das Meer mit etwa 20 Grad zwar zu kalt, aber unseren 14-jährigen Sohn hat das nicht geschreckt. Er war jedes Mal baden. Wir konnten jedoch noch im warmen Sand in der Sonne liegen und haben uns die Strände mit nur wenigen anderen Gästen geteilt. Hier eine kleine Auswahl traumhafter Strände und Buchten:
- Cala Aiguablava, traumhafte kleine Bucht mit türkisblauem Wasser (wenig Parkplätze, Restaurant und Toilette)
- Platja de Tamariu, hübscher kleiner Sandstrand an einer Promenade mit Geschäften, Restaurants und Cafés
- Platja de Pals, 3 km langer Sandstrand mit Beachbar
- Platja de l’Illa Roja, kleiner FKK-Strand zwischen pittoresken Felsformationen
- Cala Sa Tuna, schöner kleiner Sandstrand mit bunten Bootshäusern












#7 Mediterrane Postkartenidylle – Calella de Palafrugell & Llafranc
Nur wenige Kilometer südlich von Begur liegen die beiden Nachbarorte Calella de Palafrugell und Llafranc, zwei kleine Juwelen, die wie aus einem alten Mittelmeerfilm anmuten. Weiß getünchte Häuser, bunte Fischerboote am Strand, kleine Restaurants direkt am Wasser und das leise Rauschen der Wellen. Orte, an denen man die Seele baumeln lassen kann.
Calella de Palafrugell:
In Calella de Palafrugell kann man im Herbst wunderbar durch die engen Gassen schlendern, am Meer entlang spazieren oder im Strandcafé einen Café con Leche trinken, während die Sonne auf die Wellen glitzert. Vom Ort aus führt der Cami de Ronda, der alte Küstenwanderweg, nach Llafranc. Der kurze Spaziergang mit Blick auf das Meer ist traumhaft und unbedingt empfehlenswert.
Extra Tipp: Die Restaurants direkt am Meer sind relativ hochpreisig. Alle anderen Lokalitäten im Ortskern sind im Herbst aber meist schon geschlossen. Es lohnt sich daher die 6 km nach Palafrugell zu fahren. Im kleinen Restaurant Sukulent könnt ihr gut und günstig unter Einheimischen essen.




Llafranc:
Auch das kleine Llafranc mit seiner gepflasterten Promenade, dem feinen Sandstrand und den bunten Bootshäuschen ist einfach nur entzückend. Hier möchte man am liebsten den ganzen Tag mit einem Glas Sangria in der Hand verweilen und aufs Meer starren.


#8 Wandern und Genießen – Der Cami de Ronda
Der Cami de Ronda ist ein alter Küstenpfad, der sich von Portbou bis Blanes entlang des Meeres zieht. Früher patrouillierten hier Schmuggler und Küstenwächter, heute ist der Weg ein Traum für Wanderer. Während er im Sommer sicher oft überlaufen ist, ist er im Herbst wie leergefegt.
Zwischen Llança und Begur führt der Cami de Ronda über schmale Stege, durch felsige Buchten und duftende Pinienhaine. Immer wieder öffnet sich der Blick auf versteckte Strände, an denen man kurz ins Wasser springen kann. Man sollte jedoch gut zu Fuß sein, denn es geht immer wieder steil bergauf und bergab.



#9 Praktische Tipps für den Herbst an der Costa Brava
- Reisezeit: Ende September bis Anfang November ist perfekt. Die Temperaturen liegen meist noch zwischen 18 und 25 Grad, das Meer hat um die 20 Grad. Wobei ich das ganz schön fröstelig fand.
- Anreise: Von Deutschland aus erreicht man Girona oder Barcelona bequem per Zug oder Auto. Wer nachhaltig reisen möchte, kombiniert Bahn und E-Auto. Wir sind die 1.200 Kilometer vom Rheinland aus mit dem Auto gefahren und haben sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückreise Stopps in Frankreich eingelegt.
- Unterkünfte: Kleine Boutiquehotels, Agroturismos oder Ferienhäuser im Hinterland sind ideal. In Orten wie Begur, Pals oder Cadaqués findet man viele charmante Unterkünfte, die im Herbst sehr viel günstiger sind, als im Sommer.
- Packliste: Wanderschuhe, Badesachen, ein warmer Pullover für die Abende und natürlich Kamera und Notizbuch für die vielen stillen Momente.
PIN IT AND SAVE IT FOR LATER!

Fazit: Die Costa Brava im Herbst ist Balsam für die Seele
Vielleicht liegt es am Licht. Oder der Ruhe. Oder dem Gefühl, dass man hier für ein paar Tage ganz bei sich ankommen kann. Ich war auf jeden Fall verzaubert und habe ein Stück meines Herzens an der Costa Brava gelassen. Zwischen Llança und Begur zeigt sich die wilde Küste Kataloniens im Oktober auf jeden Fall von ihrer ruhigen und entspannten Seite. Vielleicht ist der Herbst also die wahre Jahreszeit des Südens. Zumindest für mich. Seid ihr schon einmal im Herbst an der Costa Brava gewesen?
Hier findet ihr weitere Reiseinspirationen für Spanien:
Die Costa Brava im Herbst
Goldenes Licht, Ruhe und Entspannung an Kataloniens wilder Küste
Umweltfreundlicher Tourismus auf Mallorca
Tipps wie ihr die beliebte Touristeninsel sanfter bereisen könnt
Menorca mit Kindern
Unsere Highlights auf der entschleunigten Balearen-Insel
Menorca mit Kindern
Der Royal Son Bou Family Club und warum unsere Kinder im Paradies waren
Ibiza: Die Insel der Hippies und Bohemians
Der Markt von LasDalias und ein kunterbunter Kochbuchtipp
Urlaub auf Ibiza
6 schöne und familienfreundliche Strände im Osten der Insel
Ibiza mit Kindern
10 Familien-Highlights für die Region Santa Eularia
