Tipps für Chongqing

Die faszinierende Cybercity am Jangtse

by nadine

Wenn man an China denkt, fallen den meisten wohl zuerst Peking oder Shanghai ein. Chongqing ist hingegen nur wenigen ein Begriff. Und das, obwohl Chongqing zu den größten Metropolen der Welt gehört. Mehr als 30 Millionen Menschen leben in der Region, deren Zentrum sich wie eine Insel zwischen den beiden mächtigen Flüssen Jangtse und Jialing erhebt. Diese Stadt ist wirklich gigantisch und wer zum ersten Mal hierherkommt oder gar nach China reist, erlebt einen regelrechten sensorischen Overkill.

Chongqing fühlt sich wie eine Mischung aus futuristischem Sci-Fi-Film und dampfender Streetfood-Hölle an. Daher wird die Stadt auch Chinas Cybercity genannt. Das Meer aus Hochhäusern ist gewaltig, überall blinken grelle Farben und mitunter wird man mit ohrenbetäubend lauten Geräuschen beschallt. Wir waren teilweise jedenfalls echt überfordert. Es gibt jedoch auch noch das traditionelle China mit bezaubernden Tempeln, stillen Parks und verwunschenen Gassen und genau diese Mischung macht Chongqing so einzigartig. Ich nehme euch heute mal mit in die Cybercity am Jangtse (die im Übrigen Partnerstadt von Düsseldorf ist) und verrate euch ein paar Tipps für den Besuch dieser faszinierenden Stadt.

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Tipps für Chongqing:

Die faszinierende Cybercity am Jangtse

#1 Chongqing und der Jangtse

Chongqing fungierte bereits 1.000 v. Chr. als Hauptstadt des Staates Ba und diente während des Zweiten Weltkriegs als provisorische Hauptstadt Chinas. Die Metropole ist topografisch von Bergen und den Flusstälern des Jangtse und des Jialing geprägt. Deshalb wurde der dichte Hochhausdschungel in die Hügel der Flussufer gebaut und die Stadtteile werden durch gigantische Brücken miteinander verbunden. Besonders beeindruckend ist die Stadt nachts, wenn die Wolkenkratzer in allen Formen und Farben blinken und glitzern.

Heute ist Chongqing ein bedeutendes Wirtschaftszentrum und zählt zu den am schnellsten wachsenden Megacities der Welt. Die Stadt ist geprägt von futuristischer und exzentrischer Architektur. So gibt es beispielsweise Tankstellen auf Parkhausdächern, U-Bahnen, die durch Hochhäuser fahren, oder ineinander verschachtelte historische Holzhäuser, die sich über mehrere Etagen erstrecken.

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Alltag in Chongqing:

Was Chongqing so besonders macht, ist das Leben auf den Straßen. Schon morgens dampfen die Garküchen, in den Parks wird gemeinsam Tai Chi praktiziert, auf den Straßen wird getanzt und in den Gassen sitzen Menschen bei Mahjong oder Karten. Trotz ihrer beeindruckenden Größe wirkt die Stadt oft überraschend persönlich. Gleichzeitig ist Chongqing ein Ort der Extreme: Moderne Shoppingmalls mit Luxusmarken stehen direkt neben einfachen Märkten, auf denen Hühner lebend verkauft werden. Dieser Kontrast macht den Reiz aus, fordert einen jedoch auch heraus.

#2 Hotpot, Schärfe & Streetfood

Chongqing ist DAS Zentrum des chinesischen Hotpots und man bekommt ihn quasi an jeder Straßenecke. Hotpot bedeutet, dass in der Mitte des Tisches ein brodelnder Topf steht, gefüllt mit Brühe, Chilis, Pfeffer und Gewürzen. Darin gart man Gemüse, Fleisch, Tofu, Nudeln oder gerne auch mal Innereien oder Hühnerkrallen. Die Chongqing-Variante ist legendär scharf. Schon der Duft der roten Brühe mit unzähligen Chilis und Szechuan-Pfefferkörnern bringt einen ins Schwitzen. Es gibt zwar auch mildere Varianten, aber auch die rauben einem mitunter die Sinne.

Neben Hotpot lohnt es sich, die Streetfood-Szene zu erkunden. Auf Nachtmärkten findet man unter anderem kleine Spieße, Nudelsuppen, Baozi (gedämpfte Teigtaschen) und lokale Spezialitäten wie „Xiao Mian“, eine würzige Nudelsuppe, die in keiner Garküche fehlen darf.

#3 Chongqings Sehenswürdigkeiten

In Chongqing gibt es einiges zu sehen, daher sollte man mindestens drei Nächte bleiben. Ich wäre sehr gerne länger geblieben, denn auch das Umland hat einiges zu bieten. Dazu gehören beispielsweise die „Dazu Rock Carvings”, buddhistische Steinskulpturen, die über 1000 Jahre alt sind und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Ein weiteres Highlight sind die Drei Schluchten Qutang, Wu und Xiling, die für ihre steilen Felswände und das wilde Wasser des Flusses berühmt sind. Sie zählen zu den schönsten Naturwundern Chinas. Chongqing ist daher auch Startpunkt vieler Flusskreuzfahrten auf dem Jangtse, die zu den Drei Schluchten fahren. Im April 2025 führte der Jangtse extrem wenig Wasser, wie auf den Bildern unschwer zu sehen ist. Ob die Kreuzfahrten dann stattfinden können, weiß ich leider nicht.

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#3.1 Hongyadong

Hongyadong ist ein elfstöckiges Holzbauwerk, das in die steilen Felsen über dem Jangtse hineingebaut wurde. Es zählt zu den skurrilsten Bauwerken Chongqings und ist daher ein echter Touristenmagnet. Tagsüber ähnelt es einer riesigen Pfahlbausiedlung im Stil der traditionellen Diaojiaolou-Architektur, die einst typisch für Südchina war. Nachts hingegen verwandelt es sich in ein flackerndes Lichtermeer und wirkt wie eine pulsierende Filmkulisse. Nicht umsonst wird Hongyadong oft mit der Geisterstadt aus Hayao Miyazakis „Chihiros Reise ins Zauberland“ verglichen.

Drinnen ist es wild, chaotisch und schrill und manchmal fast zu viel für unser deutsches Gemüt – aber genau dieses „Zu viel“ ist typisch für Chongqing. Es gibt endlose Gassen voller Streetfood-Stände, Karaoke-Bars, die bis tief in die Nacht lärmen, und kleine Läden mit Souvenirs, die zwischen Kitsch und Kunst schwanken. Von den oberen Etagen blickt man direkt auf den Zusammenfluss von Jangtse und Jialing – ein Panorama, das genauso surreal ist wie die Stadt selbst.

Mein Tipp: Kommt am besten abends, wenn die Neonlichter die Holzfassaden in warmes Gold tauchen. Dann versteht man erst so richtig, warum Hongyadong zu den meistfotografierten Orten Chongqings gehört. Am Abend ist es allerdings auch besonders voll.

#3.2 Yangtze-Seilbahn

Obwohl wir gar nicht weit von ihr entfernt gewohnt haben, haben wir die Jangtse-Seilbahn leider verpasst. Dabei ist sie ein echtes Highlight von Chongqing. Sie verbindet die beiden Ufer des Flusses und bietet einen fantastischen Blick auf die Skyline. Ursprünglich diente sie als reines Transportmittel, heute ist sie Kult.

#3.3 Erchang Creative Park / Testbed 2

Der „Erchang Creative Park“, auch „Testbed 2“ genannt, ist ein altes Elektrizitätswerk, das jahrzehntelang im Schatten der Hochhäuser Chongqings stand. Heute zählt es zu den spannendsten Kreativ-Hotspots der Stadt. Hier trifft Industriecharme auf Urban Art: Riesige Backsteinfassaden, offene Stahlkonstruktionen, bunte Graffitis, Streetart und Installationen, die wie ein Open-Air-Museum wirken. Früher versorgte das Areal ganze Stadtviertel mit Strom, heute fließt hier kreative Energie. Künstler:innen, Designer:innen und Start-ups haben die Hallen erobert und verwandeln sie in Ateliers, Concept Stores und coole Event-Locations.

Besonders schön sind die lässigen Cafés und Rooftop-Bars, in denen man mit Blick auf den Jangtse einen Eiskaffee oder ein Craft Beer genießen kann. Dazwischen findet man Pop-up-Galerien, Designshops und Fotospots, die so „instagrammable” sind, dass sie natürlich auch alle Hipster von Chongqing anziehen.

#3.4 Eling Park

Wer nach alle dem Trubel Chongqings etwas Ruhe sucht, sollte in einen der Parks gehen. Der Eling Park liegt auf einem Hügel in der Nähe von Testbed 2 und bietet Panoramablicke über die Stadt. Bei Sonnenuntergang sicher besonders schön.

#3.5 Jiefangbei Pedestrian Street

Mitten im Herzen von Chongqing, zwischen gigantischen Wolkenkratzern und endlosen LED-Screens, befindet sich das Shopping-Mekka der Stadt. Rund um die Jiefangbei Pedestrian Street reihen sich Luxusmarken an riesige Flagship-Stores, während moderne Malls wie das Chongqing Times Square oder das Chongqing World Financial Center alles bieten, was das Konsumherz begehrt – von internationalen Labels bis hin zu chinesischen Designbrands. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Wer nicht in Gucci, Prada & Co. stöbern möchte, findet nur ein paar Straßen weiter kleine Boutiquen, Snackläden und Märkte, die das echte Alltagsleben der Stadt widerspiegeln. Besonders spannend ist der Kontrast zwischen den hypermodernen Glaspalästen und den winzigen Garküchen, in denen es für ein paar Yuan dampfende Nudelsuppen gibt.

Mein Tipp: Kommt abends, wenn die gigantischen LED-Fassaden rund um Jiefangbei zu leuchten beginnen. Dann wirkt der Platz wie eine Mischung aus Times Square und asiatischem Neontraum.

#3.6 Chongqings 3D-Architektur

Das besonders Verwirrende an Chongqing ist, dass man eigentlich nie weiß, auf welcher Etage man sich befindet. Da die gesamte Stadt in einen Hang hineingebaut wurde, befindet sie sich quasi auf mehreren Ebenen. Daher wird Chongqing auch als 3D-Stadt bezeichnet. Es gibt mehrstöckige Highways und Einkaufsstraßen, die sich auf Plattformen im 20. Stockwerk befinden. Besonders eindrucksvoll wird dies am Kuixing-Platz, der zu den spektakulärsten Aussichtspunkten Chongqings gehört. Der Platz selbst ist eigentlich nichts Besonderes, er befindet sich jedoch nicht am Boden, sondern im 27. Stockwerk.

Das bemerkt man jedoch erst, wenn man über die Balustrade schaut oder plötzlich eine Brücke überqueren muss. Darunter rauscht dann die Megacity in schwindelerregender Tiefe vorbei: Straßen voller hupender Autos, winzige Menschen, die wie Ameisen wirken, und die unzähligen Stockwerke anderer Hochhäuser. Fotos davon zu machen, ist schwierig. Man muss diese verrückte Architektur wohl einfach auf sich wirken lassen. Doch zwischen all dem Beton, Glas und Neon findet man auch immer wieder kleine grüne Oasen: Parks, Tempel, Teehäuser und kleine Garküchen. Chongqing ist einfach eine Stadt der absoluten Kontraste.

#3.7 Hochhaus Metro

Besonders eindrucksvoll erlebt man Chongqings schräge Architektur am Liziba-Bahnhof. Hier fährt die Linie 2 der Metro nämlich mitten durch ein Hochhaus! Für die Bewohner:innen des Hochhauses sind die Züge längst Alltag, für Besucher:innen ist es jedoch ein skurriler Wow-Moment. Die Bahn rauscht nämlich auf der Höhe der sechsten bis achten Etage durch das 19-stöckige Gebäude. Von einer kleinen Aussichtsplattform direkt neben den Gleisen kann man die Bahn durch das Haus donnern sehen. Noch eindrucksvoller ist es jedoch, das Spektakel von der Straße aus zu sehen. Diesen Anblick teilt man sich allerdings mit unzähligen anderen Touristen.

#3.8 Arhat Tempel

Der Arhat-Tempel, auch Luohan-Tempel genannt, ist einer der bezauberndsten Tempel, die ich je besucht habe. Er liegt recht unscheinbar direkt vor dem Ausgang einer Metrostation und ist von unzähligen Hochhäusern, Glasfassaden und Neonlicht umgeben. Betritt man ihn jedoch, gelangt man in einen verwunschenen Rückzugsort. Der Tempel wurde ursprünglich in der Song-Dynastie, etwa zwischen 1064 und 1067, gegründet und ist heute vor allem für seine Halle der 500 Arhats bekannt. Diese beherbergt hunderte ausdrucksstarke Statuen, von denen jede ein kleines Kunstwerk für sich ist. Zwischen Räucherstäbchen, uralten Steininschriften und dem leisen Murmeln der Mönche fühlt es sich an, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen – ein wunderbarer Kontrast zur Hektik der Megacity draußen.

Gut zu wissen: Der zauberhafte Tempel wird auch gerne mal für Fotoshootings mit Models genutzt.

#4 Ciqikou Ancient Town

Wer etwas Abwechslung vom Großstadtdschungel sucht, sollte unbedingt in die Altstadt von Chongqing, nach Ciqikou, fahren. Sie liegt etwa 13 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Hier schlendert man durch enge Gassen mit alten Häusern, Tempeln und traditionellen Werkstätten. Auch wenn inzwischen viele Läden Souvenirs verkaufen, kann man hier immer noch ein Stück vom alten China spüren. Ich fand es einfach nur zauberhaft. Daher wird es in Kürze noch einen separaten Beitrag über die Altstadt von Chongqing geben.

Mein Tipp: Kommt unbedingt vormittags, bevor Busladungen voller Touristen durch die Gassen strömen! Abseits der ausgetretenen Pfade wird es still und beschaulich. Weicht daher auch mal vom klassischen Weg ab. Kehrt zudem in eines der kleinen Teehäuser ein. Eine Tee-Zeremonie in Ciqikou ist für chinesische Verhältnisse zwar nicht gerade günstig, entschleunigt jedoch sofort und entführt einen ins alte China.

#5 Unterkunftstipp

Das Somerset Yangtze River* ist vielleicht kein Hipster-Hotel, dafür jedoch äußerst komfortabel. Wir hatten eine riesige Wohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, zwei Bädern, einer Küche und einem fantastischen Ausblick auf die Skyline von Chongqing. Die Preise variieren stark, aber wir haben für drei Nächte nur ca. 300 € bezahlt. Das Hotel liegt direkt am Flussufer des Jangtse und man kann von dort aus in ca. 20 Minuten zur Jiefangbei-Fußgängerzone laufen. Das Hotel bietet ein hervorragendes Frühstücksbuffet und ein großes Schwimmbad. Hinter dem Gebäude befindet sich zudem eine Gegend mit vielen Restaurants und kleinen Garküchen.

Mein Fazit:

Chongqing ist keine Stadt, die man „mal eben“ besucht. Sie ist laut, hektisch, chaotisch und manchmal überwältigend. Aber genau darin liegt ihre Magie. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, entdeckt eine der spannendsten Städte Chinas. Eine, die zwischen Tradition und Moderne schwebt, zwischen dampfendem Hotpot und glitzernden Skylines, zwischen Tempelstille und Baulärm. Es ist nicht die Stadt, in die man sich sofort verliebt. Aber eine, die definitiv im Gedächtnis bleibt.

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