Nachtzugreise nach Sardinien

Mit Zug und Fähre auf die italienische Mittelmeerinsel

by nadine

Für uns stehen bald schon wieder die Herbstferien vor der Tür und eigentlich hatte ich eine Reise nach Sardinien im Kopf. Schon lange möchten wir endlich mal auf diese traumhafte Mittelmeerinsel reisen. Im Sommer ist es mir jedoch meist zu heiß und teuer und im Frühling und Herbst haben wir nur 2 Wochen Ferien. Da wir von NRW aus auf dem Landweg nach Sardinien reisen möchten, finde ich 14 Tage mit Kindern eigentlich zu kurz. Aber stimmt das wirklich?

Laura und Coralie, zwei Masterstudierende im Studiengang Nachhaltiges Tourismusmanagement, haben genau diesen Trip im Juli gemacht.  Sie sind in 11 Tagen mit dem Nachzug und der Fähre von Berlin nach Sardinien und zurück gereist. Den Trip fand ich so spannend, dass ich sie direkt mal dazu befragt habe.

Photocredit: Laura und Coralie

Nachtzugreise nach Sardinien:

Mit Zug und Fähre auf die italienische Mittelmeerinsel

#1 Ideenfindung

Liebe Coralie und Laura, wie seid ihr auf die Idee gekommen mit dem Zug von Berlin nach Sardinien zu reisen?

Im Rahmen unseres Masterstudiengangs „Nachhaltiges Tourismusmanagement“ an der HNE in Eberswalde haben wir gemeinsam mit der nachhaltigen Reiseagentur Sardaigne en liberté an einem Studienprojekt gearbeitet, das sich mit dem Thema der nachhaltigen Mobilität auf Reisen auseinandersetzt, in unserem Fall am Beispiel von Sardinien. Dabei ging es u.a. darum herauszufinden, welche verschiedenen Möglichkeiten derzeit vorhanden sind, anstelle des Flugzeugs auf die Insel reisen zu können und schlussendlich die verschiedenen Alternativen aufzuzeigen.

Gleichzeitig war es uns wichtig, nicht nur die theoretische Seite zu kennen, sondern diese dann auch in die Praxis umzusetzen, indem wir die Reise selbst unternehmen. Im Juli diesen Jahres haben wir unsere Reise dann auch in die Tat umgesetzt.

Photocredit: Laura und Coralie

#2 Reiseplanung

Wie habt ihr diesen Trip organisiert und mit welchen Kosten muss man rechnen?

Da wir durch unsere Recherchen für das Studienprojekt schon eine gewisse Grundlage an Informationen hatten, galt es nun eine für uns interessante Route auszuwählen. Wir haben uns zunächst an den verschiedenen Abfahrtshäfen vom Festland Italiens nach Sardinien orientiert und dementsprechend eine passende Route mit dem Zug ausgewählt. Zugleich wollten wir einmal die Erfahrung gemacht haben, mit dem Nachtzug zu fahren, weswegen wir uns für die Zugstrecke von unserem Startpunkt Berlin über München nach Florenz und Livorno entschieden haben.

Von München aus fährt nämlich ein direkter Nachtzug, der ÖBB Nightjet, nach Florenz. Dort hatten wir dann die Möglichkeit, noch einen halben Tag zu verbringen, bevor es mit der Nachtfähre von Livorno nach Olbia weiterging. Für die Suche nach passenden Zügen war besonders die Plattform Trainline eine große Hilfe, da man dort einen guten Überblick über die gesamte Zugstrecke von Deutschland nach Italien bekommt, was sich auf den einzelnen Plattformen der Bahnanbieter doch als etwas schwieriger gestaltet hat.

Da wir unsere Reise relativ kurzfristig geplant hatten, nur wenige Wochen vor der geplanten Abreise, hatten wir uns dazu entschlossen, ein Interrail Ticket für die Zugfahrten zu nutzen. Das galt dann für vier Tage im Monat und hat 185 € gekostet, bis 27 Jahre gelten Reisende noch unter der vergünstigten Rubrik „Jugendlicher“. Hinzu kommen jedoch noch die Kosten für einzelne Sitzplatzreservierungen (30 €), die in Zügen außerhalb Deutschlands üblich sind, sowie die Kosten für die Fähre (90 €) und die Kosten für die Busfahrten auf der Insel selbst (35 €), sodass sich die gesamten Kosten für eine Person auf ca. 340 € belaufen haben.

Photocredit: Laura und Coralie
Photocredit: Laura und Coralie

#3 Anreise mit Zug und Fähre

Wie war die Zugfahrt und wie seid ihr zur Fähre gekommen?

Die Zugfahrten auf unserer Reise gestalteten sich alle als sehr komfortabel und abwechslungsreich. Das Schöne beim Reisen mit dem Zug war es, zu sehen wie die verschiedenen Landschaften an uns vorbeizogen. Besonders beeindruckend war die Strecke durch die Alpen, da man manchmal nur wenige Meter neben einer Felswand vorbeifuhr oder auf Sardinien, wo so mancher Esel mitten im Nirgendwo gefährlich nah an den Schienen stand.

Ein weiteres tolles Erlebnis war das Aufwachen am Morgen im Nachtzug nach Florenz, da man der Sonne dabei zuschauen konnte, wie sie langsam zwischen der toskanischen Hügellandschaft hervorkam. Alle Züge auf der Reise waren überraschenderweise sehr pünktlich, wir hatten kaum Verspätung und erreichten somit alle unsere Anschlusszüge. Toll war es auch immer wieder neue, interessante Menschen im Zug kennenzulernen, da man relativ schnell ins Gespräch kam und sich über die eigene Reise und Erlebnisse ausgetauscht hat.

Zu den Fähren kamen wir meist mit dem Bus oder zu Fuß, wenn der Fährhafen nicht zu weit entfernt war. Jedoch gab es am Hafen von Livorno ein ungewolltes Abenteuer, da man dort nicht mit Passagieren rechnete, die per Bus anreisen und wir Schwierigkeiten hatten, von der Bushaltestelle zum Anlegehafen zu kommen, da dieser nur über einen Trampelpfad unter einer Brücke erreicht werden konnte.

#4 Fortbewegung auf Sardinien

Wie habt ihr euch auf Sardinien fortbewegt?

Auf Sardinien haben wir ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel genutzt, dabei besonders die Busse der regionalen Verkehrsmittelgesellschaft ARST. Wir sind entlang der Ostküste in einzelnen Etappen in den Süden der Insel nach Cagliari gereist, was super funktioniert hat. Man muss dazu sagen, dass besonders der Osten der Insel gut angebunden ist und täglich mehrere Busse die einzelnen Ortschaften an der Küste verbindet.

Zum Schluss sind wir dann noch von Cagliari mit dem Zug wieder zurück in den Norden nach Olbia gefahren. Die Zugstrecken entlaufen v.a. im Landesinneren und verbinden die größten Städte der Insel miteinander, für andere Routen entlang der Küsten muss auf andere Verkehrsmittel wie bspw. den Bus zurückgegriffen werden.

Photocredit: Laura und Coralie

#5 CO2 Einsparung

Spart man mit Zug und Fähre (im Vergleich zum Flug) CO2 ein?

Auf jeden Fall! Laut des CO2 Rechners von Atmosfair hätte der Flug in der Economy Class von Berlin nach Sardinien 625 kg CO2 verursacht. Für unsere Strecke mit Zug und Fähre hin und zurück ergibt sich ein CO2 Ausstoß von ca. 300 kg CO2, was ungefähr der Hälfte eines Fluges entspricht. Zudem bedienen Züge mehrere Destinationen auf dem Weg im Gegensatz zum Flugzeug und wird als ein lokales Transportmittel genutzt.

#6 Reisefakten und Kostenaufstellung:

Strecke: Berlin – Sardinien (hin- und zurück)
Reisedauer insg.: 11 Tage

Hinweg:

Berlin – München: 4,5 Std.
München – Florenz: 10,5 Std. (Nachtzug)
Florenz – Livorno: 1 Std. 20 Min
Nachtfähre nach Olbia: ca. 9 Std.

Rückweg:

Nachtfähre nach Livorno: ca. 9 Std.
Livorno – Florenz: 1 Std. 20 Min
Florenz – Bologna: 38 Min
Bologna – München: 6,5 Std.
München – Berlin: 4,5 Std.

Gefahrene KM: 2786 km (Zug) (davon auf Sardinien ca. 260 km mit dem Zug)
Zugstops: München, Florenz, Livorno, Bologna
Fährhafen: Livorno (Festland Italien) – Olbia (Sardinien)
Reisekosten: 340 € Fahrtkosten (Zug und Fähre) pro Person

#7 Reisefazit!

Die Reise mit Zug und Fähre ist nicht nur die klimafreundlichere Variante, sondern auch ereignisreicher als ein zweistündiger Flug. Für uns hat das Reiseerlebnis mit der ersten Zugfahrt begonnen und somit bleibt jede einzelne Etappe der Reise in Erinnerung, nicht nur die Erlebnisse in der eigentlichen Urlaubsdestination. Es ist eine andere Art des Reisens, bei dem man die Veränderung der Landschaft bewusst wahrnehmen kann und dazu mehr Eindrücke gewinnt, als es mit dem Flugzeug möglich wäre.

Dennoch ist es derzeit noch relativ kostspielig und erfordert mehr Zeit während des Buchungsprozesses, dafür gibt es aber auch schon einige Reiseagenturen, die sich auf den Verkauf von Bahnreisen spezialisiert haben. Besonders die Reise mit dem Nachtzug können wir jeder Person ans Herz legen!

Vielen Dank für all die Informationen, Ihr Zwei! Ihr habt mich auf jeden Fall darin bestärkt, diesen Trip endlich mal anzugehen. Auch wenn wir nur 14 Tage Zeit haben. Es wäre auf jeden Fall toll, wenn Zugreisen endlich subventioniert werden. Umweltfreundliches Reisen und der Mehraufwand sollten vom Staat auf jeden Fall belohnt werden und nicht teurer sein als ein Flugticket.

PIN IT AND SAVE IT FOR LATER!

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