Letzten Sommer haben wir drei sehr entspannte Urlaubswochen in Frankreich verbracht. Die Corona-Zahlen waren im Juli relativ niedrig und es war unsere erste Auslandsreise nach 1 1/2 Jahren. Dementsprechend hoch war unsere Freude über das zurückgewonnene Stückchen Freiheit. In der ersten Woche waren wir in der Normandie, in der Zweiten in der Region Loire-Atlantique und in der Dritten im Centre-Val de Loire.
Das Département Loire-Atlantique grenzt an die Bretagne, beginnt an der Flussmündung der Loire in den Atlantik und erstreckt sich bis zu den edlen Weingütern und berühmten Schlössern des Loire-Tals. Hauptstadt ist das facettenreiche und phantasievolle Nantes und entlang der Küste reihen sich charmante Seebäder, kleine Buchten, Steilküste und lange Sandstrände aneinander. An der Grenze zur Bretagne, liegen die Salzgärten von Guérande und in der Hafenstadt Saint-Nazaire, kann man sich mit vielen spannenden Geschichten rund um den Ozean befassen.
Zudem legt die Region großen Wert auf Kunst und daher stößt man immer wieder auf ausgefallene und z.T. begehbare Kunstinstallationen. Kurzum: Das Département Loire-Atlantique ist großartig und eignet sich perfekt für einen abwechslungsreichen Familienurlaub.
Familienurlaub in Loire-Atlantique:
8 Tipps von der Atlantikküste bis nach Nantes
#1 Stadt der Ozeanriesen: Saint-Nazaire
Saint-Nazaire liegt direkt an der Mündung der Loire und mauserte sich im 19. Jahrhundert zum Vorhafen von Nantes und wichtigstem Überseehafen Europas. Von hier aus gingen regelmäßige Schiffsverbindungen nach Nord- und Mittelamerika und bis heute werden in der Werft von Saint-Nazaire, die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt gebaut. Durch die strategisch wichtige Lage, wurde es im 2. Weltkrieg daher auch Teil des Atlantikwalls. In nur 16 Monaten bauten die Deutschen den U-Boot-Bunker, einen ca. 300 Meter langen Betonkoloss, unter dem nicht nur U-Boote Schutz fanden. Hier waren auch Büros, Werkstätten, Aufenthaltsräume und Co. für die mehrere hundert Mann starke Belegschaft, die bis Mai 1945 in Saint-Nazaire stationiert war.
Heute sind in den ehemaligen U-Boot-Bunkern ziemlich spannende Erlebnismuseen zu finden und es ist ein attraktives Hafenviertel mit Cafés, Restaurants und einer hübschen Strandpromenade entstanden. Zudem befinden sich die Airbus-Werke in Saint-Nazaire, die sicher jedes Fliegerherz höher schlagen lassen.
TIPPS FÜR SAINT-NAZAIRE:
- Besorgt euch am Besten beim Touristoffice einen Saint-Nazaire-Pass, um ein paar der spannenden Museen vergünstigt zu besichtigen. Es gibt unterschiedliche Kombitickets zu kaufen, je nachdem ob euch z.B. eine Werksführung durch die Airbus-Werke, das U-Boot Espadon, das Ecomusée oder das Escal`Atlantic Museum interessiert.
- Lohnenswert ist auf jeden Fall das Escal’Atlantic, das einen mit auf eine spektakuläre Reise in die Welt der Ozeandampfer nimmt. Auf mehr als 20 Ausstellungsräumen, die alle den Räumlichkeiten an Bord eines alten Passagierschiffes nachempfunden sind, tritt man eine Reise von Saint-Nazaire in die USA an. Dabei läuft man u.a. durch die Eingangshalle und Kabinen auf das Promenadendeck und in den Maschinenraum. Die ca. 1 1/2 stündige Tour ist besonders für Kinder ein Besuchserlebnis der besonderen Art.
- Sehr spannend ist auch der Besuch des U-Boots Espadon, das als erstes französisches U-Boot unter dem Packeis unterwegs war. Seit 30 Jahren kann man es nun im alten U-Boot-Bunker besichtigen und man bekommt sofort ein Gefühl dafür, wie gefahrenvoll und beengt das Leben der Besatzung war. Platzangst sollte man auf jeden Fall nicht haben.
- Steigt danach unbedingt noch auf das Dach des U-Boot-Bunkers, denn von hier aus hat man eine 360° Sicht von der Loirebrücke, bis zur Werft und die Hafenbecken mit den Ozeanriesen. Die Aussichtsplattform ist kostenfrei über eine Rampe für Fußgänger oder mit einem Aufzug zu erreichen.
- Bei einem Spaziergang durch die beeindruckenden U-Bootbunker und das Hafenviertel, stößt man immer wieder auf Murals von Tim & Struppi. In dem Comic „Die Sieben Kristallkugeln“ begeben sich Tim, Struppi und Kapitän Haddock nämlich nach Saint-Nazaire, um dort nach Professor Bienlein zu suchen, der gekidnappt und auf ein Schiff verschleppt wurde.
- Saint-Nazaire hat zwar direkt an der Promenade einen ganz hübschen Strand mit Cafés und Spielplatz, baden kann man dort aber nicht. Da hier die Loire in den Atlantik fließt, ist das Wasser seicht und schlammig und man steht direkt knietief im Schlick. Die Kids haben es unter Fluchen ausprobiert ;). Fahrt zum Baden besser direkt an den ca. 8 km entfernten Plage de Monsieur Hulot.
- Augen auf bei einem Bummel durch Saint-Nazaire! Wie auch in Nantes, wurde internationalen Künstlern freie Hand gelassen, die die Stadt ein wenig bunter gemacht haben. Daher findet man überall ausgefallene Kunstobjekte und verrückte Wandgemälde, die Teil des Kunstparcours Estuaire sind. Dieser erstreckt sich entlang der Loire bis nach Nantes.
#2 La Plage de Monsieur Hulot bei Pornichet
Der Plage de Monsieur Hulot bei Saint-Marc-sur-Mer dürfte manch einem vielleicht aus dem französischen Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“ von 1953 bekannt sein. Er ist französisches Kulturgut, ich gebe allerdings mal zu, dass ich ihn nicht kannte. Saint-Marc-sur-Mer liegt ca. 8 km westlich von Saint-Nazaire und ist quasi das Badeviertel der Stadt.
Der kleine Vorort pflegt den Charme eines Seebads aus alten Zeiten und hat, neben dem hübschen Strand, einen geschützten Küstenpfad. Wir waren nur tagsüber am Strand, aber ich habe mir sagen lassen, dass Saint-Marc gerade in den sommerlichen Abendstunden sehr viel Flair verströmt. Denn dann kann man Straßenkonzerten lauschen, über Märkte flanieren und bei Sonnenuntergang schön essen. Außerdem kann man über den Zöllnerpfad von einer Bucht zur nächsten laufen.
#3 La Plage de la Baule-Escoublac
Zwischen den Salzfeldern von Guérande (die wir zeitlich leider nicht mehr geschafft haben) und der Mündung der Loire, liegt der 7 km lange Sandstrand von La Baule-Escoublac. Hier säumen Hotelbauten aus den 70/80er Jahren die endlose Promenade und auf den ersten Blick denkt man an Massentourismus. Als wir im Juli dort waren, mussten wir uns den Strand jedoch nicht mit Massen teilen und es ging, im Vergleich z.B. zu spanischen Stränden, eher gemächlich zu. Zudem befinden sich direkt hinter den Hotelbauten der ersten Reihe, unzählige alte Villen und Häuser aus der Zeit Endes des 19. Jahrhunderts sowie kleine Cafés, Restaurants und nette Shops.
Natürlich kann man am Strand von La Baule auch diversen Aktivitäten auf dem Wasser fröhnen. Wir haben uns für Stand Up-Boards von Les Passagers du Vent entschieden, die direkt eine kleine Bude am Strand haben.
AUSSTATTUNG:
Barrierfreier, gut zugänglicher Strand mit Toiletten und Umkleidekabinen. Sehr sauber. Familienfreundlich. Wellenarm und flach abfallend. Beobachtungsposten mit Erste-Hilfe-Station. Kostenpflichtiges Kinder-Bespaßungsprogramm mit Klettergerüsten, Hüpfburgen, Trampolin und Co. Parkplätze sind reichlich vorhanden, im Sommer und in direkter Strandnäh, jedoch schwer zu ergattern. Wir haben daher in 3. Reihe geparkt, was aber auch kein großes Problem war. Hunde sind, wie an allen Stränden in Frankreich, nur angeleint gestattet.
#4 Das Meeresungeheuer von Saint-Brevin-les-Pins
Saint-Brevin-les-Pins, liegt auf der anderen Seite der Loire-Mündung, gegenüber von Saint-Nazaire. Man kann es daher direkt über die große Loirebrücke erreichen. Direkt auf dem Strand, findet ihr das zeitgenössische Kunstwerk Sea Serpent von Huang Yong Ping. Das enorme Schlangen-Skelett, das Teil der Kunstparcours Estuaire ist, ragt bei Flut aus dem Wasser und ist bei Ebbe frei zugänglich.
Der Kunstparcour vereint im Übrigen noch weitere 32 dauerhafte Werke, Skulpturen und außergewöhnliche Archtitektur, die das ganze Jahr frei zugänglich sind. Sie liegen allesamt entlang der Loire, an untypischen oder besonderen Orten. Hier findet ihr eine Übersicht mit Video.
#5 Die traditionellen Carrelets
Ab Saint-Brevin-les-Pins reiht sich ein kleiner Badeort und Strand an den nächsten. Hier verbringen jedoch hauptsächlich Franzosen ihre Ferien. Das Besondere an diesem Küstenabschnitt sind die Carrelets, traditionelle Fischerhütten, die auf Stelzen stehen. Man findet sie fast überall entlang der 45 km langen Küste und sie geben der Region ein ganz eigenes Flair. Die Holzhütten bestehen aus einem großen Fenster Richtung Meer und haben oft ein quadratisches Netz, das zum Fischen ins Meer abgesenkt wird. Viele werfen aber auch einfach nur ihre Angeln ins Wasser.
#6 Der Plage des Sablon bei Pornic
Der Plage de Sablons bei Pornic ist eine kleine Sandbucht und liegt am Fuße einer Steilküste. Da uns der Strand zu voll war, haben wir einfach einen kleineren Strandabschnitt ein paar Meter weiter gewählt. Um dort hinzukommen, muss man jedoch die steilen Felsen hinabklettern. Dafür hat man dann einen kleinen Privatstrand mit herrlich klarem Wasser und eine pittoreske Aussicht auf die Stelzenhäuser. Parken ist hier im Übrigen nicht so leicht. Die engen Straßen sind steil und kurvig und man muß ggfs. etwas länger suchen.
Bis in die Innenstadt von Pornic haben wir es leider nicht mehr geschafft, aber es scheint, mit seinem pittoresken Hafen und dem Chateau de Pornic, ein sehr hübscher Ort zu sein. Von hier aus wäre ich gerne noch bis auf die 60 km entfernte Île de Noirmoutier gefahren, aber uns fehlte leider einfach die Zeit.
#7 Der Grand Plage de Tharon
Auch am Grand Plage de Tharon stehen die Carrelets direkt am Strand, die man allerdings nur bei Ebbe trockenen Fußes erreichen kann. Der ca. 1 km lange Grand Plage ist ideal für Familien. Das kleine Örtchen Le Vieux Tharon bietet sich nach einem Badetag dann für einen Restaurantbesuch, einen Kaffee oder ein Eis auf die Hand an. Von einem der bunten Liegestühle oberhalb des Strandes, hat man eine herrliche Aussicht auf den Sonnenuntergang.
AUSSTATTUNG:
Ca. 1 km langer Sandstrand. Seicht abfallendes Wasser, daher perfekt für Familien. Bei Ebbe stehen die Carrelets direkt auf dem Strand. Barrierefreier Zugang. Der Strand wird beaufsichtigt und es gibt die Möglichkeit, seine Getränkeflaschen mit Trinkwasser aufzufüllen. Über die Klippen kommt man zu den nächstgelegenen Stränden.
#8 Unterkunft
Unsere Unterkunft war nett, ich hatte aber leider eine strategisch schlechte Lage gewählt. Daher kann ich sie euch leider nicht empfehlen. Wir wohnten nämlich nah an Nantes, aber zu weit entfernt von der Küste. Und da man mit Kindern in der Regel eher an den Strand als in die City fährt, verbrachten wir einfach zu viel Zeit im Auto.
Rückblickend kann ich daher nur empfehlen, sich für ein paar Tage eine Unterkunft an der Küste zu mieten (z.B. bei Pornic oder Pornichet) und für ein/ zwei Nächte in Nantes einzuquartieren. Alternativ kann man auch einfach mal einen Tagesausflug nach Nantes machen, was in ca. 1 Autostunde zu erreichen ist.
ANREISE:
Wir haben die ca. 900 km bis nach Loire-Atlantique mit dem Auto zurückgelegt, waren zuvor aber eine Woche in der Normandie. Damit die Fahrt nicht zu weit wird, lohnt es sich also unbedingt, weitere Stops entlang der Atlantikküste einzuplanen. Hier bietet sich weiter nördlich natürlich unbedingt die Normandie und Bretagne an. Loire-Atlantique erreicht ihr ansonsten auch relativ unkompliziert mit der Bahn. Der Thalys und TGV fahren in ca. 6:40 Uhr die Strecke von Köln nach Nantes, mit Umstieg in Paris.
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