Die Hafenstadt Calais in Nordfrankreich, ist den meisten Menschen wohl nur als Tor nach England bekannt. Die Entfernung zwischen Calais und dem Hafen Dover in Großbritannien beträgt an dieser Stelle des Ärmelkanals nur etwa 50 km. Man reist daher schnell mit dem Auto an, fährt auf die Fähre gen Dover oder in den Eurotunnel und schon ist Calais wieder aus dem Gedächtnis verschwunden.
Es lohnt sich jedoch, der Stadt einen etwas längeren Besuch abzustatten, auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich einladend wirken mag. Man spürt jedoch, dass Calais(fornia) im Umbruch ist und stark an seinem Image arbeitet. Und da ich ein Faible für Underdogs habe und die Stadt unbedingt etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hat, stelle ich euch heute mal 8 Sehenswürdigkeiten vor, für die es sich lohnt einen Stop einzulegen. Wir waren immerhin 4 Nächte in der Stadt und haben auch noch das Umland des Nord-Pas-de-Calais erkundet.
Calais in Nordfrankreich:
Die schönsten Sehenswürdigkeiten im Nord-Pas-de-Calais
Hinweis: Calais wurde, genau wie Le Havre, wegen seiner strategischen Lage im 2. Weltkrieg stark zerstört. Sie kann daher nicht mehr, wie andere französische Städte, mit einer besonders pittoresken Altstadt aufwarten. Viele Bauten wurden nach dem Krieg schnell hochgezogen und verleihen der Stadt mancherorts kein sonderlich hübsches Bild. Zudem hatte sie stark mit der Flüchtlingsproblematik und hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Das Hafengelände ist z.T. von Stacheldraht, Mauern und hohen Zäunen geschützt, um Flüchtlinge davon abzuhalten, sich illegal nach Großbritannien durchzuschlagen.
#1 Die Strandpromenade von Calais
Rund um Calais gibt es mehrere hübsche, weitläufige Strände. Auch der Stadtstrand von Calais, mit seiner modernen Strandpromenade kann sich wirklich sehen lassen. Sie ist ein beliebter Ort für Spaziergänge entlang der Küste und bietet einen tollen Blick auf das Meer und den Hafen. Bei klarer Sicht kann man sogar die englische Kreideküste sichten.
Mit einem Eis oder einer Tüte Pommes in der Hand, kann man hier ganz entspannt die ein- und auslaufenden Fähren gen England beobachten. Die Promenade ist von Restaurants, Cafés, Imbiss- und Eis-Buden gesäumt und bietet zudem ein paar coole Gadgets für Kinder, Teenager und sportlich aktive Menschen. Es gibt eine große, 4000m² große Skateanlage, einen Basketball Court, einen Fitnessbereich und Spielplätze. Im Sommer ist die Promenade zudem ein beliebter Ort für Open-Air-Veranstaltungen, Konzerte und Festivals.
#2 Der Drache von Calais
Ein absolutes Highlight der Stadt ist „Der Drache von Calais„. Er ist ein riesiges, begehbares und laufendes Kunstwerk aus Stahl und Holz, das fauchend und Feuer speiend über die Strandpromenade läuft. Der Drache ist 25 Meter lang und wiegt mehr als 72 Tonnen. Aus der Ferne könnte man glatt meinen, Godzilla läuft am Strand herum. Hunde ziehen bei seinem Anblick schon mal ängstlich den Schwanz ein. Man kann den Drachen über seinen Schwanz erklimmen und auf der gesicherten Panoramaplattform 30 Minuten lang auf seinem Rücken mitreiten.
Der Drache gehört seit 2019 zur La Machine Company, die auch schon den mechanischen Elefanten in Nantes und den Minotaurus in Toulouse designt hat. Calais hat aktuell noch einen 4 Meter langen mechanischen Leguan im Programm. In den nächsten Jahren sollen jedoch noch viele weitere fantastische Kreaturen hinzukommen.
Hinweis: Der Drache läuft mehrmals am Tag über die Promenade. Tag und Uhrzeit muss man jedoch hier vorbuchen. Aus meiner Sicht ist der Ritt mit ganz kleinen Kindern noch nichts, auch wenn er natürlich harmlos ist. Ich habe jedoch weinende Kleinkinder gesehen, die Angst vor dem Drachen hatten.
#3 Der Leuchtturm von Calais
Der Leuchtturm von Calais, auch bekannt als „Phare de Calais“, ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und bietet eine spektakuläre 360 Grad-Aussicht auf den Hafen und die umliegende Küste. Der Turm wurde im 19. Jahrhundert erbaut und war ein wichtiger Orientierungspunkt für Schiffe, die den Ärmelkanal überquerten. Er liegt im Fischerviertel, in dem wir auch gewohnt haben. Abends strahlte sein Licht in regelmäßigen Rotationen bis in unser Wohnzimmer hinein. Bei unserem Aufstieg war es leider sehr neblig, aber bei klarem Wetter kann man die Küste von Dover sehen.
#4 Das Rathaus von Calais
Das Rathaus von Calais (Hôtel de Ville) ist ein beeindruckend hübsches Gebäude und das Wahrzeichen von Calais. Es wurde im späten 19. Jahrhundert im neogotischen Stil erbaut, verfügt über einen 78 Meter hohen Glockenturm und ist von einem hübschen kleinen Park umgeben. Vor dem Rathaus befindet sich die berühmte Bronzestatue „Les Bourgeois de Calais“ (Die Bürger von Calais) von Rodin. Das Rathaus ist auch von Innen sehr sehenswert und kostenfrei zugänglich.
#5 Streetart
Calais hat in den letzten Jahren eine wachsende Street-Art-Szene entwickelt. Über die ganze Stadt verteilt gibt es einige Wandgemälde und Graffiti-Kunstwerke nationaler und internationaler Künstler. Auch die britische Streetart-Legende Banksy hat sich mit mehreren Kunstwerken in Calais verewigt. Direkt an der Strandpromenade liegt, etwas versteckt, das „Kind mit dem Fernrohr“, das seinen Blick auf die englische Küste gerichtet hat. Das Bild soll das tragische Schicksal der Flüchtlingskinder widerspiegeln.
#6 Die Innenstadt von Calais
Eine richtige Altstadt hat Calais eigentlich nicht mehr. Ein paar hübsche alte Häuser, individuelle Shops, Restaurants und Cafés befinden sich jedoch auf der Rue Royale. Diese erreicht man direkt vom Marktplatz (Marché de la Place d’Armes), auf dem jeden Samstag ein Wochenmarkt stattfindet, auf dem es frisches Obst, Gemüse und vor allen Dingen Fisch und Meeresfrüchte zu kaufen gibt. Auf dem Marktplatz befindet sich auch eine Statue von Charles de Gaulle und seiner Frau sowie der Tour de Guet, ein 39 Meter hoher steinerner Wachturm aus dem 13. Jahrhundert.
Ansonsten gibt es nahe dem altehrwürdigen Grand Theater des Calais, das Centre Commercial mit vielen Geschäften. Außerhalb von Calais gibt es zudem ein paar riesige Shopping Malls. Eine ist die Cité Europe Mall, die sich direkt an der Einfahrt zum Eurotunnel befindet.
Hinweis: Calais war einst eine mittelalterliche Festungsstadt und von einer hohen Stadtmauer umgeben. Vom historischen Calais gibt es aber leider nur noch wenige Überreste wie den Tour du Guet und Fort Risban, eine alte Wehranlage direkt am Hafen. Diese wurde 1347 von den Engländern nach der Einnahme von Calais erbaut.
#7 Second World War Museum 39/45
Verpasst haben wir leider das Kriegsmuseum 39/45, das sich in einem der längsten Bunker Europas befindet. Dieser liegt im Park Saint Pierre, der grünen Oase der Stadt. Dafür haben wir der Statue von Charles de Gaulle und Winston Churchill im Park Richelieu einen Besuch abgestattet. Sie stehen für das Bündnis von Frankreich und England während des Zweiten Weltkrieges und das Schicksal Europas.
#8 Das Cap Blanc-Nez und Wissant
Von Calais aus empfiehlt sich unbedingt ein Abstecher zum Cap Blanc-Nez. Von hier aus kann man, bei guter Sicht, bis nach England schauen. Direkt am Cap Blanc-Nez gibt es Parkplätze und man kann es bei einem kleinen Spaziergang (ca. 1 km) umrunden. Wer mobiler ist, kann aber auch zu Fuß (gen Norden) auf dem Zöllnerpfad bis nach Sangatte oder Calais wandern und (gen Süden) nach Wissant.
Wissant ist ein hübsches kleines Fischerörtchen mit einem Strand, einer Promenade sowie diversen Cafés und Restaurants. Hinter Wissant und weiter südlich liegt dann das Cap Gris-Nez, in dem es ebenfalls Wandergebiete gibt.
Anreise:
Da uns unsere weitere Reise entlang der Opalküste bis nach Amiens und in die Baie de Somme geführt hat, sind wir mit dem Auto angereist. Vom Rheinland aus sind es aber auch nur 400 km durch Belgien und bis nach Calais. Die Fahrt war daher sehr entspannt. Versucht nur unbedingt zu Berufszeiten Brüssel zu meiden. Hier steht man mitunter stundenlang im Stau. Mit dem Zug ist Calais über Brüssel und Lille ebenfalls erreichbar.
Übernachtung:
Wir haben 4 Nächte in einem Airbnb nahe dem Leuchtturm verbracht. Die Lage war nicht sonderlich schön und das Haus etwas abgerockt, die Hey-Wohnung! an sich war jedoch cool und praktisch mit älteren Kindern. Sie verfügte über bequeme Betten, einen Whirlpool, Retro-Gaming, Netflix und einen Beamer. Ansonsten gibt es in Calais aber natürlich auf Hotels und andere Unterkünfte.
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Auf unserer Reise durch die Hauts-de-France hatten wir z.T. mit sehr viel Kälte und Regen zu kämpfen. Daher fielen Strandbesuche oder entspanntes Kaffee trinken in der Sonne leider aus. Wir haben dennoch einen guten Eindruck von dieser Ecke Frankreichs erlangen können, an der wir bisher immer nur achtlos vorüber gefahren sind. Demnächst gibt es also weitere Tipps für die Opalküste, Amiens und die Baie de Somme. Seid Ihr schon in Calais gewesen oder immer nur durchgefahren?
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1 comment
Calais definitiv eine Reise wert und ich freue mich darauf, diese Stadt selbst einmal zu besuchen und all diese Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag!