Friendstravel: Britta von overthatfence

Der Traum vom naturverbundenen und selbstbestimmten Familienleben auf einer dänischen Insel

by nadine

Das wirklich Tolle an Instagram ist, dass man immer wieder mal über Accounts sehr spannender und inspirierender Menschen stolpert, mit denen man sich auf irgendeine Art und Weise direkt verbunden fühlt. Menschen, die einem im normalen Alltag in der Regel nicht über den Weg laufen. In den letzten 9 Jahren, hatte ich daher auch schon das ein oder andere Insta-Blind Date, mit sehr coolen, interessanten Frauen.

Britta von overthatfence kenne ich zwar nicht in real life, aber als ich vor ein paar Monaten über ihren noch recht frischen Insta-Kanal gestolpert bin, war ich direkt verzaubert. Denn sie berichtet davon, wie sie sich den Traum von einem selbstbestimmten und naturverbundenen Familienleben auf einer dänischen Insel, verwirklicht. Dabei macht sie bezaubernde Fotos von ihren vier Kindern, den Naturschönheiten Dänemarks, leckeren Rezepten sowie ihrem alten Hof, auf dem sie erst seit ein paar Monaten leben.

Sie gewährt kleine Einblicke in ihr Auswanderer-Leben, das aus Homeschooling und ihrem ganz eigenen Rhythmus bestimmt ist und träumt von einem Mini-Selbstversorger-Bullerbü-Hofleben, mit einem Gemüsegarten und ein paar Tieren. Und weil ich ihren Lebensstil so inspirierend finde, habe ich ihr mal ein paar Fragen gestellt, die euch sicher auch interessieren werden.

Photocredit: Britta Brokate/ gredelin.de

Der Traum vom naturverbundenen und selbstbestimmten Familienleben auf einer dänischen Insel

#1 Erzähl mal, liebe Britta! Wer bist Du und was treibst Du so?

Ich bin in erster Linie Mama von vier tollen Kindern, daneben aber auch von tiefstem Herzen naturverbunden, kreativ und vermutlich auch ziemlich introvertiert. Ich liebe nämlich die Ruhe und Abgeschiedenheit und kann ganz großartig mit mir allein sein. Zumindest glaube ich das, oft ergibt sich dazu für mich in unserem Großfamilienhaushalt nämlich nicht die Gelegenheit ;).

Seit September 2019 betreibe ich den Blog overthatfence, in dem ich überwiegend süße Rezepte, aber auch tolle Reiseziele vorstelle und auch immer wieder Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit verfasse.

#2 Wofür schlägt Dein Herz?

Aus der Fassung bringen mich besondere, vom Menschen nicht offensichtlich manipulierte Naturschönheiten. Die Alpen, das Meer, die farbintensiven Sonnenuntergänge hier auf Fyn oder auch mein Lieblingsort auf der Insel, Fyns Hoved, mit seiner wilden Steilküste und den sanften Hügeln. Außerdem macht es mich glücklich, kreativ zu sein. Malen, Rezepte entwickeln und das Fotografieren, das ich mit dem Beginn meines Blogs, für mich entdeckt habe.

Photocredit: Britta Brokate

#3 Wie hat es euch denn auf diese hyggelige dänische Insel verschlagen? Ich finde das ja so so spannend.

Ende 2019 haben wir beschlossen, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Die Unzufriedenheit wummerte schon seit vielen Jahren in uns und mit ihr die Sehnsucht nach echter Natur, mehr Platz für unsere Mini-Selbstversorgung und vielleicht ein paar Tiere am Haus und bitte möglichst einsam gelegen. Kurz: etwas ganz anderes, als die Niedersächsiche Dorfsiedlung, in der wir lebten und in der jeden Samstag von März bis November der Rasenmäher brummt und es nach Grillkohle riecht. Zudem war für uns, spätestens seitdem unser ältestes Kind eine weiterführende Schule besuchte, endgültig klar geworden, dass wir uns mit dem staatlichen Schulsystem in Deutschland nicht länger arrangieren konnten und wollten.

Skandinavien und insbesondere Schweden erschien uns als das perfekte Ziel. Allerdings erwies sich das Vorhaben als nicht ganz unkompliziert. Die Immobilienpreise in Schweden stiegen im Laufe unserer Suche nach einer Bleibe kontinuierlich, die Kreditvergabe ohne Wohnsitz im Land ist nur sehr schwer zu realisieren und häufig waren Immobilien schon verkauft, bevor wir überhaupt die Fährtickets gebucht hatten. Parallel wuchs unser Frust und von diesem angetrieben, sahen wir uns auf halber Strecke nach Schweden – also in Dänemark um.

Dänemark trumpfte mit nicht von der Hand zu wischenden Vorteilen für uns auf: die Nähe zum Meer, oftmals sehr hübsch restaurierten und, im Vergleich zu Deutschland, finanzierbaren Höfen und nicht zuletzt die Möglichkeit zum Homeschooling. Auch beim Kauf unseres Häuschens stießen wir nicht auf die Schwierigkeiten, die wir aus Schweden kannten. Im Gegenteil, wir erfuhren viel Hilfe und unbürokratische Abläufe.

Photocredit: Britta Brokate

Photocredit: Nicole Siemers, kleine-geschichten.de

#4 Waren die Hürden nicht sehr groß? Oder ist es easy nach Dänemark auszuwandern?

Wir empfinden Dänemark als spürbar unbürokratischer als Deutschland. Für Verträge, die sich nur mühevoll in Deutschland kündigen bzw. ändern ließen, reichte in Dänemark eine kurze Mail. Hier funktioniert alles digital, Briefverkehr gibt es quasi nicht und auch die Behörden untereinander sind entsprechend vernetzt, sodass man seine Unterlagen in der Regel nicht an zig verschiedene Adressaten weiterleiten muss. Mit der Anmeldung am neuen Wohnort in Dänemark ist man automatisch krankenversichert. Bewusst machen sollte man sich, dass hier vieles spürbar teurer ist, als wir es in Deutschand kennen. Von Lebensmitteln über Versicherungen, Facharztbehandlungen und nicht zuetzt kann die Überführung des Fahrzeugs unter Umständen teuer werden, aufgrund der geltenden Registrierungsabgabe.

Ein Haus in Dänemark zu kaufen, ist im Übrigen an enge Bedingungen geknüpft. Man muss entweder seinen Hauptwohnsitz hierher verlegen oder eine besondere Verbindung zum Land haben, wie z.B. Verwandte im Land oder seit jeher hierher in den Urlaub tingeln. Tatsächlich ist es jedoch recht unkompliziert möglich, in Dänemark zu leben, aber weiterhin in Deutschland angestellt zu sein und auch in Deutschland seine Steuern zu zahlen bzw. versichert zu sein. Nämlich dann, wenn die überwiegende Zeit der Leistungserbringung in Deutschland stattfindet. Viele Grenzpendler nutzen diese Möglichkeit, ziehen in die Grenzregion und pendeln zum Arbeitsplatz nach Deutschland. In unserem Fall (wir arbeiten von Zuhause aus, Torben im Homeoffice für eine Firma in Deutschland) kommt das Gehalt ohne Abzüge vom Arbeitgeber in Deutschland, dass wir dann in Dänemark versteuern.

Dänisch lernen wir im Übrigen über Apps und Online-Sprachprogramme. Das Lesen klappt inzwischen schon ganz passabel, beim Sprechen und Verstehen bin ich aber noch größtenteils raus. Hier trauere ich auch ehrlich gesagt noch immer dem wohlklingenden schwedischen Singsang nach, das wir während unserer Schweden-Auswanderungspläne von Deutschland aus gelernt haben.

#5 Wie haben sich denn eure Kinder in Dänemark eingelebt und wie macht ihr das mit dem Homeschooling? Könnte ich mir nach dem anstrengenden Lock Down-Homeschooling für uns gar nicht mehr vorstellen.

Das Homeschooling, das wir in Deutschland coronabedingt erlebt haben, hat mit dem, was wir machen zum Glück nichts zu tun ;). Ich würde meine Rolle dabei deshalb auch nicht Unterrichten nennen. Wir treffen uns morgens irgendwann zwischen 10 und 11 an unserem großen Tisch, auch unsere Jüngste mit 4 Jahren ist immer mit dabei. Meistens hat dann schon jedes der Kinder irgendeine Idee, was es machen möchte. Das kann Malen, Weben oder irgendetwas andere Kreatives sein, vielleicht eine Geschichte schreiben oder Aufgabenhefte bearbeiten. Oft werden auch Lernvideos geschaut oder Online-Lernprogramme bearbeitet.

Für dieses gezielte „Homeschooling“ nehmen wir uns etwa 2 Stunden Zeit, aber Lernen passiert darüber hinaus eben auch ständig, am Meer, im Garten, wir unternehmen viel mit den Kindern und beziehen sie bei so ziemlich allen Projekten mit ein, sei es Gemüsebeete anlegen, ein Baumhaus bauen oder den Hühnerstall reparieren.

Hier auf Fyn gibt es eine relativ große und ständig wachsende Homeschooling-Community, die sich einmal wöchentlich im Süden der Insel trifft. Wir wurden total herzlich und offen aufgenommen, können uns austauschen und die Kinder haben Kontakte zu Gleichaltrigen, wobei man ehrlich sagen muss, dass die Sprachbarriere nicht zu unterschätzen ist. Zumindest nicht in einer so großen Gruppe von Kindern. Ich habe mir ungeduldigem Menschlein sagen lassen, dass sowas einfach Zeit braucht und vielleicht auch Treffen in kleinen Gruppen, mit nur ein oder zwei dänischen Familien, es den Kindern leichter macht, Kontakte zu knüpfen. Etwas, dass wir als Nächstes mal ausprobieren werden.

Unterm Strich haben sich unsere Kinder aber unheimlich schnell eingelebt in unserem neuen Zuhause und sind glücklich (das Gegenteil wäre tatsächlich mein Worst-Case gewesen). Insbesondere die beiden Ältesten stehen weiterhin in engem Kontakt mit ihren Freunden in Deutschland, spielen Onlinespiele mit ihnen oder telefonieren.

Photocredit: Britta Brokate

#6 Die Rezepte auf Deinem Blog sehen wirklich auch sehr lecker aus. Machst Du wirklich alles selber oder kommt bei Dir auch mal ein Fertiggericht in den Einkaufswagen?

Vielen Dank!!! Auch auf die Gefahr hin, mich damit jetzt sehr unbeliebt zu machen: Fertiggerichte gibt es tatsächlich nicht bei uns, das bedeutet aber nicht, dass ich restlos alles selber mache. Sowas wie Brot oder mal einen vegetarischen Aufschnitt kaufen wir hin und wieder dazu, genauso wie den fredagsslik für die Kinder. Traditionell dürfen sich Kinder in Dänemark am Freitag mit Süßem eindecken (gerne schonmal maßlos). Wir haben das insofern übernommen, dass sich jedes unserer Kinder etwas im Supermarkt aussuchen darf. Ich bin da überhaupt nicht dogmatisch, auch wenn es vielleicht so rüberkommen mag.

Ich persönlich versuche, Alternativen für Weißmehl und raffinierten Zucker einzusetzen, wo immer ich kann und mache das meiste selbst, weil es mir in erster Linie einfach Spaß macht, in der Küche zu hantieren und auszuprobieren. Was meine Kinder betrifft ist mir schon bewusst, dass der bunte Markt da draußen Verlockungen bietet und ich verstehe, dass es fies sein kann, diesen immer widerstehen zu sollen.

Photocredit: Britta Brokate

#7 Wie reist ihr denn und was sind eure liebsten Ziele?

Von Wohnmobil über Hotel oder Ferienanlage haben wir alles schon ausprobiert. Alles hat seine Vorzüge. Aktuell sind wir große Ferienhausfans. Ich suche dabei gerne nach besonderen oder ungewöhnlichen Unterkünften. So haben wir schon einmal eine ganze Kirche in den Niederlanden bewohnt, waren in einer urigen Reetdachkate mitten im Wald oder hatten eine Wohnung auf einem Rittergut.

Wir wählen dabei Ziele, die wir mit dem Auto erreichen können, ohne Übernachtungsstopp einlegen zu müssen. Allerdings reisen wir nie zweimal an denselben Ort, auch wenn uns dieser noch so sehr gefallen hat. Dafür bietet diese riesige Welt einfach zu viele wunderschöne Orte, die wir brennend gerne besuchen möchten. Zum Beispiel wollen wir schon seit Jahren unbedingt mal nach Norwegen und aktuell macht sich die Sehnsucht nach den Bergen auch immer breiter.

Früher, noch ohne oder mit nur einem Kind, sind wir auch per Flugzeug gereist. Inzwischen sehe ich das Fliegen – ganz genau wie du – aus ökologischer Sicht eher kritisch. Zudem ist Fliegen mit vier Kindern auch einfach ein teurer Spaß. Und spätestens seitdem wir unseren Hündin Vilma haben, die mit uns auf Reisen geht, ist die Option zu Fliegen keine mehr.

Vielen Dank für Deine spannenden Antworten, liebe Britta! Da in meiner Brust zwei Herzen schlagen, nämlich die der reiselustigen Frau Hibbel und die der naturverbundenen, skandinavienliebenden Frau Koselig, finde ich den Schritt zu eurem dänischen Inselleben, wirklich so großartig. Noch habe ich zu viele Hummeln im Hintern, aber wenn ich mal groß bin, hätte ich auch gerne ein Häuschen mit Gemüse und Hühnern am Fjord. Und vielleicht sind wir dann eure Nachbarn ;).

Weitere Friendstravel-Interviews findet ihr hier.

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