Wer kennt ihn nicht, den Herrn Ribbeck aus dem Havelland? Oder bin ich schon so alt, dass nur ich ihn aus meiner 80er Jahre Schulzeit kenne ;)? Jedenfalls mussten wir damals das Gedicht von Theodor Fontane in- und auswendig lernen. Ob ich deshalb bis vor kurzem noch nie im Havelland war? Ich weiß es nicht. Denn eigentlich verbindet mich eine sehr lange Familien-geschichte mit dem schönen Brandenburg bzw. Lychen in der Uckermark.
Es wurde also höchste Zeit, meine Liebe zu Brandenburg zu vertiefen. Dazu sind wir im Mai für ein paar Tage in das idyllische Havelland gefahren. Genauer gesagt in den Naturpark Westhavelland. Dieser ist bekannt für seine Ursprünglichkeit, unzählige Seen und Fließgewässer sowie einen gigantischen Sternenhimmel. Eigentlich war ein eher sommerliches Programm mit vielen Wasseraktivitäten geplant. Aufgrund des herbstlichen Wetters mussten wir jedoch einige Male umdisponieren und wirklich jede Sonnenminute nutzen. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung ;). Im heutigen Beitrag findet Ihr also nun Tipps für eine Familienzeit in Brandenburg bzw. im westlichen Havelland.
[Aktualisierter Beitrag vom 20.08.2021]
Familienzeit in Brandenburg:
7 Tipps für das idyllische Havelland
- Familienzeit in Brandenburg:
- 7 Tipps für das idyllische Havelland
#1 Die Optikstadt Rathenow
Das 800 Jahre alte Städtchen Rathenow liegt mitten im Havelland, ca. 70 km westlich von Berlin und eingebettet in die unzähligen Seitenarme der Havel. Die Stadt ist also ein Träumchen für jeden Wassersportler. Wir haben sie jedoch zu Fuß erkundet. Die hübsche kleine Altstadt, die auf einer Insel liegt, erreicht man über eine der 5 Brücken. Neben der Kirche St. Marien-Andreas stehen bis zu 400 Jahre alte historische Häuser. Hier befindet sich auch die Keramikwerkstatt von Klaus Handschuh, der die berühmte Ribbecker Birne auf seinen Tassen und Tellern verewigt.
#1.1 Der Optikpark
Ein lohnendes Ziel ist der Optikpark Rathenow, den man von der Altstadt aus am besten über den Schwedendamm erreicht. Auf dem Weg dorthin kommt man an hübschen alten Speicherhäusern und dem Wasserwanderstützpunkt Rathenow vorbei. Der Optikpark entstand im Zuge der Landesgartenschau 2006 und ist ein Paradies für Groß und Klein. So stürmte unser 9-jähriger Sohn direkt die vielen spannenden Spiellandschaften, während wir die wunderschön angelegte Parklandschaft genossen.
#1.2 Der Bismarck-Turm
Von dort kann man weiter über die 348 Meter lange, futuristische Weinbergbrücke laufen, die in den hübschen Stadtgarten führt. Im Zentrum des Parks befindet sich der Weinberg, auf dem der imposante Bismarck-Turm thront. Er wurde 1914, zu Ehren des Altkanzlers Bismarck erbaut, und von seiner Terrasse hat man eine tolle Aussicht über das märkische Land.
#2 Die Welt der Optik
Rathenow heißt übrigens auch Optikstadt, weil hier die Wiege der optischen Industrie steht. Was wären wir heute zum Beispiel ohne die Erfindung der Brille? Der Prediger Johann Heinrich August Duncker brachte um 1790 die Produktion von Brillengläsern nach Rathenow. Deshalb hat zum Beispiel auch Fielmann sein Produktions- und Logistikzentrum in der Stadt.
Aber auch die Herstellung von Mikroskopen, Fernrohren, Kameraobjektiven oder sogar Leuchttürmen hat ihren Ursprung in Rathenow. Das kann man im Optik-Industrie-Museum Rathenow auf recht eindrucksvolle Art und Weise sehen. Auf rund 400 Quadratmetern lädt eine interessante Dauerausstellung zu einer Zeitreise durch die Geschichte der Optik ein.
#3 Golfschwung üben wie Tiger Woods
Was macht man, wenn das Wetter im Mai so richtig mies ist? Natürlich eine Runde Golf spielen. Da unsere Kinder leidenschaftliche Minigolfer sind, durften sie sich im Golf Resort Semlin an der Profiversion versuchen und einen auf Tiger Woods machen. Auf der überdachten Driving Range übten sie gefühlte hundert Mal ihren Golfschwung. Noch mehr Spaß machte es allen allerdings, einmal mit dem Golfcart über die Wiese zu düsen.
#4 Entschleunigung im familiengeführten Hotel Sonn`Idyll
Unsere Basis war das familiengeführte 3* Hotel Sonn’Idyll* von Sven und Ilka Schönberg. Es liegt am Stadtrand von Rathenow, direkt an zwei Radwanderwegen. Das Besondere an diesem gemütlichen kleinen Hotel ist die 650 qm große Saunalandschaft mit Liegewiese und Naturschwimmteich. Außerdem die tollen Yogakurse und das Konzept, das auf Natürlichkeit und Individualität setzt. Wer also Lust auf Wellness, Yoga und gesunde Ernährung hat, wird sich hier besonders wohlfühlen.
#4.1 Das einzigartige Schlafkonzept
Das Hotel mit seinen drei komfortablen Doppelzimmern und einer 95 Quadratmeter großen Suite hat sich auf das Thema Schlafen spezialisiert. Hier kann man in speziell entwickelten Samina-Bettsystemen schräg schlafen und aus einem umfangreichen Kissensortiment (z.B. flach, dick oder Anti-Aging) sein ganz persönliches Schlaferlebnis wählen. Statt Schokotäfelchen findet man auf den Kissen einen sleep.ink-Schlummertrunk. Und jetzt ratet mal, wer von uns Vieren noch nie so schnell ins Bett wollte ;)?
Zur Philosophie des Hotels gehört auch das Zirbenholz, dessen positive Eigenschaften in zahlreichen Studien nachgewiesen wurden. Der Duft der Zirbe steigt einem daher immer irgendwo in die Nase. Es gibt Zirbenklimakissen, Zirbenholzvertäfelungen oder Wasserkaraffen mit Zirbenkugeln, die täglich frisch aufs Zimmer gebracht werden. Den Duft muss man also schon mögen.
#4.2 Wellness, Yoga und Retreats
Das Hotel Sonn`Idyll bietet zahlreiche Wellness- und Yoga-Packages sowie verschiedene Aktivitäten in der Natur an. Wir haben uns jedenfalls ausgiebig in der schönen Saunalandschaft entspannt, während die Kinder todesmutig durch den eiskalten Naturteich schwammen. Außerdem begab ich mich in die erfahrenen Hände von Yogalehrerin Ilka und schwebte anschließend aus dem lichtdurchfluteten Yogaraum.
Auf besonderen Wunsch bekamen wir abends ein leckeres vegetarisches und veganes Menü. Auch das Frühstücksbuffet war wirklich toll und bestand hauptsächlich aus regionalen, frischen Produkten. Mit der Flockenquetsche bereiteten wir unser Müsli zu und mit der Saftpresse kreierten wir unseren ganz persönlichen Morgendrink.
#5 Mit dem Sternenanhänger in den Sternenpark Westhavelland
Ein weiteres Erlebnis, das über das SonnIdyll bzw. den Inhaber Sven Schönberg gebucht werden kann, ist eine Fahrt mit dem Sternenanhänger in den Sternenpark Westhavelland. Die Region ist aufgrund der geringen Lichtverschmutzung als Nachtschutzgebiet ausgewiesen und bietet daher einen besonders spektakulären Sternenhimmel.
Der Sternenpark ist frei zugänglich, wird aber im Sternen-Trailer zu einem besonderen Erlebnis. Mit dem Trailer fuhren wir an den Wolzensee. Während wir Großen uns in unsere Liegestühle und Decken kuschelten und bei einem Gläschen Wein die abendliche Idylle genossen, schauten die Jungs durch ein Teleskop und suchten den großen Wagen.
#6 Kanutour über die Gülper Havel
Ohne die obligatorische Kanutour hat man das Havelland wohl nicht richtig gesehen. Deshalb waren wir sehr froh, als endlich auch mal die Sonne herauskam und wir unser Wasserprogramm starten konnten. Mit dem Kanu fuhren wir gemütlich über die Gülper Havel und beobachteten, wie ein Reiher einen Fisch fing und ein Fischotter unseren Weg kreuzte. Die unzähligen Gewässer im Havelland eignen sich einfach perfekt für einen Ausflug mit dem Boot. Es gibt viele ausgewählte Touren für Familien, die auch für Anfänger gut zu befahren sind.
#7 Erlebnisfischen mit Fischer Schröder
Höhepunkt unserer Reise ins Havelland war zweifellos das Erlebnisfischen mit Fischer Schröder. Wolfgang Schröder ist bereits in vierter Generation Fischer im Westhavelland und zeigt seinen Gästen von Mai bis September die traditionelle Technik des Zugnetzfischens. Ich habe lustigerweise gerade erst wieder einen Artikel über ihn der aktuellen Ausgabe der Schrot & Korn 03/2024 gelesen.
#7.1 Fischers Fritze fängt frische Fische
Dazu geht es in Wathosen und einem originalen Binnenfischerkahn auf den Gülper See. Dass Erlebnisfischen harte Arbeit ist, merkten wir allerdings erst unterwegs ;). Fischer Schröder erklärte uns, wie man 300 Meter Netz knotenfrei ins Wasser wirft. Mit unseren schlaffen Büroärmchen gaben wir dann alles und sprangen anschließend ins brusttiefe Wasser, um die Kähne weiter Richtung Ufer zu ziehen. Die Wathosen klebten derweil hauteng an unseren Körpern, da sie sich im Wasser zusammenziehen.
Dann ging es richtig los, denn 300 Meter Netz mussten natürlich auch wieder eingeholt werden. Am Anfang haben wir noch gelacht, zwischendurch haben wir auch ein bisschen gejammert und die ersten Blasen an den Händen bekommen. Fischen ist echte Schwerstarbeit und unser Respekt vor der Arbeit der Fischer wuchs von Minute zu Minute. Auf den letzten Metern stieg die Aufregung noch einmal, denn im Netz tummelten sich schon viele kleine, aber auch einige große Fische wie Zander, Hecht und Brasse. Unser 9-jähriger Sohn, der für die Aktion im Wasser noch zu klein war, half derweil vom Boot aus, die Fische mit einem Kescher einzufangen.
#7.1 Fangfrisch auf den Tisch
Zurück an Land wurde ein Teil unseres Fanges direkt vor Ort zu einem leckeren 3-Gänge-Menü zubereitet. Die Fischerei Schröder hat nämlich auch ein kleines Restaurant und einen Hofladen, wo ihr alle regionalen Fischprodukte kaufen könnt. Wir saßen am Ufer der Havel, es gab Fischsuppe aus Zanderbäckchen und den leckersten Wels unseres Lebens. Selten haben wir so frischen Fisch gegessen, und selbst gefangen schmeckt er natürlich doppelt so gut.
So waren wir uns trotz schmerzender Arme einig, dass es ein unvergessliches Erlebnis war :). Das Havelland hat unsere Herzen auf jeden Fall erobert und am liebsten hätten wir unseren Aufenthalt noch um eine Woche verlängert. Familienurlaub in Brandenburg geht aus meiner Sicht (zumindest bei schönem Wetter) ja immer, denn es ist einfach so herrlich entschleunigend.
Extra Hinweis: Meinen ausführlichen Bericht über unsere Familienzeit im Westhavelland mit Kanutour, Erlebnisfischen, Entschleunigung und ganz vielen Sternen könnt ihr im Übrigen bei Reiseland Brandenburg nachlesen. Die Kurzfassung mit vielen weiteren Tipps findet ihr auch im Familienzeit Magazin Nr. 2, das ihr vorbestellen oder downloaden könnt. Außerdem könnt ihr hier weitere Bloggeschichten aus Brandenburg für Familien von Familien nachlesen.
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