Finnland steht wohl wie kaum ein anderes Land auf dieser Welt, für unendliche Wälder und Tausende von Seen. Was viele jedoch nicht wissen: Finnland hat auch den größten Schärengarten der Welt. Dieser besteht aus sage und schreibe 40.000 größeren, kleineren und winzigen Inseln. Sie liegen allesamt in der Ostsee zwischen Finnland und Schweden. Das finnische Archipelago ist daher der perfekte Ort für einen erholsamen oder auch aktiven Urlaub in einzigartiger Natur.
Wir waren letzten Herbst 2 Tage in der idyllischen Schärenwelt vor der Küste von Turku unterwegs. Die unzähligen Inseln sind über eine ca. 250 km lange Ringstrasse miteinander verbunden, die auch als „Archipelago Trail“ bekannt ist. Dorthin nehme ich euch heute mal mit. Vielleicht bekommt ihr ja Lust den Archipelago Trail zu bereisen und Urlaub in der finnischen Schärenwelt von Turku zu machen.
Der Archipelago Trail:
Urlaub in der finnischen Schärenwelt von Turku
#1 Meditative Ruhe
In der Zeit von Juni bis August herrscht auf den Inseln absolute Hochsaison und dann soll dort das „pralle Leben“ toben. Da wir im Oktober dort waren, fällt mir die Vorstellung von Remmidemmi einigermaßen schwer. Wir waren gefühlt nur mit ein paar Einheimischen auf den Inseln und es war wirklich meditativ ruhig.
Wer Entspannung sucht, wird in der herrlichen Schärenwelt, umgeben von Meer, Felsen und Wäldern, auf jeden Fall sein Glück finden. Und ich bin mir sicher, dass man auch im Sommer ein ruhiges Plätzchen findet und keine Menschenseele trifft, wenn man nicht unbedingt möchte ;).
Gut zu wissen: Das finnische Archipelago umfasst insgesamt sieben Städte an der Südwestküste Finnlands. Dazu gehören Salo, Kimitoön, Turku, Naantali, Rauma, Pori und Pargas. Wir waren auf den Inseln Korpo und Nagu unterwegs, die zur Kommune Pargas gehören und direkt an der Küste von Turku liegen.
#2 Der Archipelago Trail
Wer etwas mehr Action sucht, kann mit dem Kanu die Schärenlandschaft erkunden, ein Segelboot chartern, die gemütlichen kleinen Inselstädtchen mit seinen Restaurants und Cafés besuchen oder den kompletten Archipelago Trail abklappern. Ob mit dem Auto oder Fahrrad.
Der Rundweg beginnt quasi in Turku und führt über die größeren Inseln Pargas und Nagu nach Houtskär, Mossala, Iniö und Naantali, wo der Freizeitpark Muminwelt liegt. Von dort aus geht es wieder zurück Richtung Turku. Die gesamte Strecke ist ca. 250 km lang und kann rein theoretisch an einem Tag bereist werden. Dann würde man jedoch das entspannte Flair der Inseln verpassen. Ich würde daher mind. 1-2 Nächte einplanen, wenn nicht einen ganzen Urlaub.
Hinweis: Die Inseln des Archipels sind theoretisch das ganze Jahr erreichbar. Den gesamten Archipelago Trail kann man offiziell jedoch nur vom 12.5. bis 3.9.2023 umrunden.
Auf dieser Karte könnt ihr unsere Reiseroute durch den Süden Finnlands sehen. Wenn ihr die Inseln heranzoomt, könnt ihr sehen, welche Fährverbindungen es gibt.
#3 Inselhopping
Finnisches Inselhopping zu betreiben ist leicht, denn die Inseln sind entweder über Brücken oder mit kostenlosen gelben Fähren miteinander verbunden. Wir hatten leider nur 2 Tage Zeit und konnten uns daher nur die Inseln Nagu und Korpo anschauen. Von Turku über Nagu bis nach Korpo, waren es ca. 2,5 Autostunden, inkl. Fährtransfer. Vorbuchen muss man die Fähren von Finferries im Übrigen nicht. Sie verbinden die Inseln den ganzen Tag im regelmäßigen Takt.
Im Herbst mussten wir meist nicht lange warten, um auf die Fähre zu kommen. In der Hochsaison muss man aber sicher auch mal mit Wartezeiten rechnen. In der absoluten Nebensaison, also im Winter, muss eine Reise gut geplant werden. Die Fähren haben dann nur noch einen eingeschränkten Fahrplan und manch eine Strecke wird wahrscheinlich sogar ganz eingestellt.
Hinweis: Es gibt auch Fährrouten die kostenpflichtig sind, z.B. auf weiter entfernte Inseln, die nicht zum Archipelago Trail gehören. Hierzu haben wir jedoch keine Erfahrungen machen können.
#4 Die Insel Nagu
Die Insel Nagu haben wir auf der Hin- und Rückfahrt nur überquert, aber sie hat mein Herz direkt im Sturm erobert. Ich könnte mir gut vorstellen, auf Nagu mal ein halbes Jahr lang dem Inselleben zu fröhnen. Nicht zu groß, nicht zu klein. Chillig und entspannt, im Sommer aber auch touristisch belebt. Rund um den kleinen Hafen gibt es Eisbuden, Cafés, Restaurants, B&B´s und Hotels. Im Oktober war vieles bereits geschlossen, trotzdem fanden wir es sehr charming. Mit den Locals kamen wir immer sehr schnell ins Gespräch, denn die freuten sich scheinbar, mal ein paar andere Nasen zu sehen ;).
#4.1 Grillhouse Söder
Direkt am kleinen Hafen von „Nagu City“ liegt das Grillhouse Söder . Legt hier unbedingt einen Stop ein, denn neben ziemlich leckeren Burgern zu einem guten Preis, bekommt man auch direkt Einblick in den Insel-Lifestyle. Im Oktober waren wir zwar die einzigen Touris, aber das Söder war Treffpunkt für viele Einheimische. Im Sommer kann man seinen Burger anschließend direkt bei einer Partie Minigolf abtrainieren ;). Der Platz liegt direkt neben dem Söder.
#4.2 Wanderung zum Vargberget
Auf Nagu könnt Ihr auch eine abenteuerliche kleine Wanderung machen. Da wir mit einer Einheimischen vor Ort waren, kann ich euch den Weg dorthin leider nicht mehr wirklich erklären. Ich habe es aber zumindest geschafft meine Wanderung auf Komoot zu abzuspeichern. Vielleicht findet ihr darüber diesen kleinen Geheimtipp.
Der Hike führt hinauf auf den Vargberget, mit seinem Aussichtsturm, von dem ihr eine grandiose Aussicht über die ganze Insel habt. Unterwegs kommt ihr an mystischen Felsformationen vorbei und lauft durch den idyllischen Schärenwald.
Unsere Wanderung auf Komoot:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.komoot.de zu laden.
#5 Die Insel Korpo
Die Insel Korpo ist noch ruhiger als Nagu. Das Inseldorf besteht gefühlt aus einer Handvoll Häusern, einer Kirche, einer Post, einem Hotel & Restaurant und einem Shop. Die Highlights sind schnell aufgezählt. Wer sich auf Korpo also nicht entspannt, ist selber Schuld ;).
#5.1 Das bezaubernde Insel-Hotel Nestor
Wir haben eine Nacht im bezaubernden Hotel Nestor auf der Insel Korpo verbracht. In dem alten roten Bauernholzhaus kam bei uns wahrlich „Ferien auf Saltkrokan“-Feeling auf. Das Hotel liegt recht einsam, aber nahe der Hauptverkehrsstraße 180 und verfügt über einen eigenen Strandbereich (Steg und Felsen), den man in ca. 15 Minuten zu Fuß erreichen kann. Die Lage ist einfach nur herrlich und Kinder können hier prima herumstromern.
Auf dem alten Hof mit seiner ausladenden Terrasse, dem hervorragenden Restaurant und der Gemeinschafts Lounge werden im Sommer auch gerne Hochzeiten gefeiert. Die perfekte Kulisse für eine Midsommar-Trauung. Würde ich meinen Kerl nochmal heiraten, dann hier :).
Jedes der 6 Zimmer (die nach den Tieren der ehemaligen Farm benannt sind) hat seinen ganz eigenen Charme und ist mit gemütlichen Betten, eigenem Bad sowie TV ausgestattet. Unser Familienzimmer Siska hatte zudem einen abgetrennten kleinen Schlafbereich, mit zwei weiteren Betten. Das Hotel Nestor* hat außerdem ein winziges Türmchen, das über eine steile Treppe erreichbar ist.
Unser Sohn liebte dieses Hide Away, in dem er in Seelenruhe Donald Duck-Comics (auf finnisch Aku Ankka) schmökern konnte. Eigentlich fehlten nur ein paar andere Kinder zu seinem perfekten Glück. Aber auch im Hotel Nestor waren wir im Oktober die einzigen Gäste. Dafür bekamen wir dann aber die ungeteilte Aufmerksamkeit und ein absolut köstliches Frühstück.
Hinweis: Das Hotel hat auch eine kleine Sauna und einen Jacuzzi, allerdings waren diese im Oktober nur eingeschränkt nutzbar. Die Nebensaison wird in der Regel halt für Renovierungen und Umbaumaßnahmen genutzt.
#5.2 Nordic Cuisine: Das fabelhafte Restaurant Back Pocket
Im Hotel Nestor befindet sich zudem ein absolut erstklassiges Restaurant. Chef William Hellgren hat sich in seinem Elternhaus einen ganz besonderen Traum verwirklicht und kreiert in seinem Back Pocket absolut großartige, nordische Menüs. Auch wenn ihr nicht Gast des Hotels sein solltet, dürft ihr euch diese Nordic Cuisine nicht entgehen lassen. Das Geld ist wirklich sehr gut investiert, denn Essen wird hier zum Event. Wir hatten ein absolut köstliches 6-Gänge-Menü, mit sehr ausgefallenen Kreationen, wie z.B. Sellerie-Sorbet.
Hinweis: Das Restaurant Back Pocket ist weit über die Grenzen der Insel bekannt. Reserviert daher unbedingt vor. In der Hauptsaison ist das Back Pocket gut besucht und in der Nebensaison ggfs. geschlossen.
#5.3 Der Barfuß-Kunstpfad
Nahe dem Hotel Nestors liegt auch der ca. 1,9 km lange Barfuß-Kunstpfad, der ganzjährig und kostenfrei begehbar ist. Barfuß möchte man diesen Waldpfad eher nicht begehen, denn die Steine und Kiefernnadeln sind doch recht pieksig. Aber man durchläuft einen kleinen Abenteuerpfad, in dem Künstler aus aller Welt ihre Exponate aufgestellt haben.
Einmal jährlich werden diese vor Saisonbeginn im Juni erneuert, denn natürlich leidet manch ein Kunstwerk unter den Witterungsbedingungen. Der Rundweg ist sehr schön und nicht nur für Kinder toll. Er hat etwas von einem Abenteuerspielplatz, da es hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt. Er ist jedoch nicht barrierefrei.
#5.4 Das Restaurant & Hotel Hjalmars
Das Restaurant & Hotel Hjalmars ist der Insel-Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Es hat, bis auf Weihnachten, das ganze Jahr geöffnet. Wir haben dort zwar nicht gegessen, sind jedoch schnell mit der sehr netten Besitzerin Minna Österlund ins Gespräch gekommen. Wenn Ihr bei einer entspannten Tasse Kaffee mit den Locals schnacken wollt, dann ist das Hjalmars the place to be.
#5.5 Amalias Hem
Man glaubt es kaum, aber auf der kleinen Insel Korpo liegt einer der erfolgreichsten Mode Shops Finnlands – Amalias Hem. Wenn man den kleinen, gemütlichen Laden betritt, ist dies erstmal schwer vorstellbar. Amalia, Inhaberin des Shops, hat es während der Pandemie jedoch geschafft, aus ihrem anfänglichen Hobby und Nebenjob ein extrem gut laufendes Business zu machen.
Sie verkauft typisch skandinavische Mode sowie Interior Dekoration, die bei der Damenwelt von Korpo sehr schnell Anklang fand. Kurz darauf kamen die ersten Touristinnen und Käuferinnen aus Helsinki. Während der Pandemie hat sie dann auf Online-Bestellungen umgesattelt und versendet ihre Produkte nun mittlerweile bis ins weit entfernte Finnisch Lappland.
#6 Stop in Pargas
Pargas ist die größte Stadt auf dem Archipelago Trail und von allen Seiten vom Wasser umgeben. Da wir auf direktem Wege nach Porvoo, ganz im Osten des Landes, waren, hatten wir leider keine Zeit uns das Stadtzentrum genauer anzuschauen. Es soll jedoch einen Hafen, eine Altstadt, ein Heimat- und ein Industriemuseum geben.
#6.1 Das Restaurant Matmalmen
Wenn Ihr schon durch Pargas fahrt, solltet ihr jedoch unbedingt einen Lunch-Stop im Restaurant Matmalmen einlegen. Hier kocht und serviert die sympathische Besitzerin Eva täglich frische, lokale Inselküche. Das Menü ändert sich dabei täglich, denn es wird das gekocht, was ihr Garten gerade hergibt oder regional zu bekommen ist. Nachhaltigkeit ist die Philosophie des Matmalmen.
Wenn Ihr Glück habt, sind gerade die Moltebeeren reif, aus denen sie einen köstlichen Nachtisch zaubert. Diese wachsen nur in Skandinavien. Schaut unbedingt bei Eva vorbei. Das Mittagsmenü ist extrem lecker und man fühlt sich wie ein Gast bei Freunden.
#7 Reisen in der Nebensaison
Wir fanden unsere Reise im Oktober großartig. Viele Resorts und Restaurants hatten zwar bereits geschlossen oder kürzere Öffnungszeiten, wir mussten jedoch auf nicht allzu viel verzichten. Zudem war das Wetter meistens sehr schön und wir hatten Tagestemperaturen zwischen 10 und 14 Grad. Im Winter stelle ich mir eine Reise über die Inseln jedoch einigermaßen beschwerlich vor. Es ist sicher möglich, aber aufgrund der Fährverbindungen und der Versorgung durch Supermärkte, muss man so einen Trip sicher gut vorbereiten.
PIN ME:
Gut zu wissen:
Das finnische Archipelago ist zu 80 % schwedischsprachig und Straßenschilder sind daher auf finnisch und schwedisch ausgeschildert. Man wähnt sich vielerorts tatsächlich auch eher in Schweden als in Finnland. Finnisch ist für viele Insulaner daher tatsächlich auch eine (beschwerliche) Fremdsprache, die sie erst in der Schule lernen. Wir fanden das ziemlich erstaunlich und haben uns gefragt, wie diese Finnen sich dann im östlichen Teil Finnlands verständigen?
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