Die Hafenstadt Le Havre

Die schönsten Highlights zwischen Nachkriegsmoderne und Stararchitektur

by nadine

„Le Havre? Wurde die Stadt im 2 Weltkrieg nicht komplett zerstört? Was sollen wir denn da?“ Das war in etwa mein erster Gedanke, als wir darüber nachdachten, die größte Hafenstadt der Normandie zu besuchen. Wenn man aber schon mal Urlaub in der Normandie macht, sollte man sich Le Havre auf keinen Fall entgehen lassen. Denn sie bildet einen großen Kontrast zu den ansonsten sehr pittoresken Städtchen und ist ein Traum für Liebhaber ausgefallener Architektur. Der erste Eindruck bestätigte sich dann an diesem verregneten Tag auch erstmal: graue Beton-Tristesse.

Le Havre ist jedoch eine Stadt, die auf den 2. Blick fasziniert. Nachdem die Innenstadt nämlich 1944 komplett ausgebombt wurde, erschuf sie sich vollkommen neu. Von 1945 bis 1954 wurde sie vom damaligen Stararchitekten Auguste Perret und einem Team von 60 weiteren Architekten neu konstruiert und wieder aufgebaut. Perret ließ die zerstörten Überreste der Häuser zu Sand zermahlen und mischte daraus getönten Beton, der den Gebäuden unterschiedliche Nuancen verleiht. Und das gibt der Hafenstadt heute ein ziemlich einmaliges Flair, das ihr sogar den Titel UNESCO Welterbe eingebracht hat. In diesem Beitrag nehme ich euch also mal mit in die Hafenstadt Le Havre und zeige euch die schönsten Highlights zwischen Nachkriegsmoderne und Stararchitektur.

Die Hafenstadt Le Havre:

Die schönsten Highlights in der größten Stadt der Normandie

#1 Die Innenstadt vom Reißbrett

Auf den ersten Blick ist die Innenstadt von Le Havre eine triste Ansammlung von Betonbauten, die auf dem Reißbrett geplant wurden. Nichts scheint dem Zufall entsprungen zu sein. Es gibt klare Linien, breite Boulevards und viel Platz für Licht. Eine hübsche Altstadt oder einen pittoreske Hafen mit Flair, wird man hier nicht finden.

Das direkte Nachbarstädtchen Honfleur wurde im 2. Weltkrieg verschont und wirkt dagegen wie der perfekte, romantische Touristen-Traum. Le Havre, die Stadt, die unverschuldet in Schutt und Asche lag, hat daher erst Recht einen Besuch verdient. Beim zweiten Hinschauen sieht man nämlich so außergewöhnliche Bauten wie das Kulturzentrum Le Volcan des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer, die 107 Meter hohe Gedächtniskirche Saint-Joseph, sehr viel Liebe zum Detail und grüne Gärten an den Hängen der Stadt.

#2 Die Musterwohnung von Perret

Wer sich dafür interessiert, was sich Auguste Perret bei der Planung von Le Havre gedacht hat, sollte sich unbedingt die 50 Jahre Musterwohnung auf der Rue de Paris anschauen. Ziel des Stararchitekten war es nämlich eine perfekte Stadt zu erschaffen. Tatsächlich ist die Wohnung auch perfekt für eine Familie mit mehreren Kindern geschnitten und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Ich wünschte, wir hätten so einen Wohntraum.

Da sich die Wohnung immer noch im ursprünglichen 50er Jahre Zustand befindet, erkennt man daher auch schnell, dass sie bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Wer sich für Architektur interessiert, sollte sich die Führung nicht entgehen lassen. Wir fanden sie großartig. Heute gehören die Wohnungen von Perret im Übrigen zu den gefragtesten der Stadt und bringen es schon mal auf einen Preis von 500.000 Euro.

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#3 Die Gedächtniskirche Saint-Joseph

Der 107 Meter hohe Turm der Gedächtniskirche Saint-Joseph, weist den herannahenden Schiffen schon von Weitem den Weg und könnte auch der Leuchtturm von Le Havre sein. Nein, die extrem puristische Kirche ist von außen wirklich nicht hübsch anzuschauen. Von innen hat sie jedoch einen ganz eigenen Zauber. Durch über 12.000 farbige Glasfenster wirft das Sonnenlicht kleine bunte Quadrate in den sakralen Bau. Man sollte sich also etwas Muße gönnen, um das Farbenspiel und das besondere Ambiente dieser Kirche auf sich wirken zu lassen.

#4 Die Uferpromenade, der Hafen und die Docks Vauban

Leider hatten wir bei unserem Besuch in Le Havre etwas Pech mit dem Wetter, daher habe ich nicht so viele Fotos. Die Uferpromenade mit Blick aufs Meer bietet jedoch einen langen Steinstrand, bunte Strandhäuschen, einen coolen Skatepark, gut ausgebaute Fahrradwege und viele Cafés und Restaurants.

Persönlicher Tipp: Im Restaurant Les Pieds dans l’Eau, direkt an der Strandpromenade, kann man sehr lecker und halbwegs günstig essen. Wie überall in der Normandie steht auch hier Seafood (und insbesondere Seeschnecken) auf dem Tagesmenü, die von jedem kleinen Kind gegessen werden ;).

Geheimtipp: Ganz toll soll auch Les Bains des Docks sein, das mir Einheimische empfohlen haben. Das futuristisch anmutende Schwimmbad wurde vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel designt. Schwimmbecken und Saunen sind in kubische Formen und gerade Linien eingebettet. Hätte ich sehr gerne gesehen. Dafür haben wir dann bei strömendem Regen die Docks Vauban besucht, die nach dem Vorbild der Londoner Docks 1940 entstanden. Heute beherbergen sie eine moderne Shoppingmall.

#5 Maison de L`Armateur

Eines der wenigen gut erhaltenen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist das Reeder Haus oder auch Maison de L’Armateur. Von außen wirkt es wie ein typisches, bürgerliches Wohnhaus. Von innen entpuppt es sich mit seinem runden Lichthof und dem Treppenhaus jedoch als Meisterstück der Architektur. Es ist gleichzeitig auch das wichtigste Museum der Stadtgeschichte von Le Havre.

#6 Die hängenden Gärten von Le Havre

An den Berghängen von Le Havre liegt die eindrucksvolle Gartenanlage Les Jardins Suspendus und bietet einen tollen Ausblick auf die Stadt, die Seine-Mündung und den Hafen. Die Gewächshäuser wurden in die alte Festungsanlage gebaut und bieten eine große Sammlung an Pflanzen aus aller Welt. Gerade bei Regenwetter ein schöner Platz zum Verweilen.

#7 Ausflug nach Honfleur

Das totale Kontrastprogramm zu Le Havre ist das mittelalterliche Nachbarstädtchen Honfleur am gegenüberliegenden Ufer der Seine-Mündung. Wandelt man durch die Gassen Honfleurs mit seinen jahrhundertealten, bunten Fachwerkhäuschen, hat man in etwa eine Vorstellung davon, wie hübsch Le Havre vor dem Krieg gewesen sein muss.

Honfleur ist ein totaler Touristenmagnet und ich empfehle daher unbedingt, so früh wie möglich am Tag zu kommen. Legt nämlich erstmal die AIDA am Hafen in Le Havre an, ist es vorbei mit der Ruhe. Dann wälzen sich unzählige Menschen durch die Altstadt und pilgern von einer Souvenirbude und Galerie in die Nächste. Scheinbar hat sich Honfleur auf Kunst spezialisiert, denn ich habe selten so viele Kunsthändler auf einem Haufen gesehen. Für meinen Geschmack etwas zuviel des Guten. Denn auch die Einheimischen müssen ja noch in einer Stadt leben, die aus mehr als nur Shops für Touristen besteht.

Sowohl Le Havre als auch Honfleur sind unbedingt einen Besuch wert. Gerade in Kombi ist der Unterschied gewaltig. Le Havre wirkt im Gegensatz zu Honfleur fast schon still und leise. Postmoderne trifft auf Mittelalter. Luftige Allen versus enge Gassen. Stararchitektur als Kontrast zu Fachwerk. Seid Ihr schon inn Le Havre gewesen?

Hier findet Ihr weitere Reiseinspirationen für Frankreich:

Offenlegung: Wir wurden zu dieser unbezahlten Recherchereise zum Thema „Normandie mit Kindern“ von Normandie Tourismus, Seine-Maritime Tourismus und Interchalet eingeladen. Beiträge dieser Art könnte ich nicht schreiben, wenn ich mir nicht ein eigenes Bild vor Ort machen würde. Da meine Reise keine Vorgaben enthielt, könnt Ihr euch wie immer darauf verlassen, dass mein Bericht meine eigene Meinung und Begeisterung widerspiegelt.

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1 comment

Miuh 4. Juli 2019 - 19:21

Wirklich eine spezielle Stadt! Ich muss zugeben, mir gefällt Honfleuer mit denn alten Häuschen – und dem 2CV – am besten…
Hafenstädte haben ja öfters auch weniger schöne Ecken und dennoch haben sie für mich etwas ganz spezielles. Hier geht die Welt aus und ein, locken Abenteuer und spannende Geschichten. Liebe Grüsse, Miuh

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