Herbstferien in Schleswig-Holstein: Dabei denkt man auf Anhieb wohl erstmal an plattes Land, Windräder, herbstliche Stürme und wilde Nordseestrände. Wir waren in den Herbstferien 2020 jedoch an der Schlei, die ein Meeresarm der Ostsee und landschaftlicher etwas lieblicher ist. Diese Ecke Deutschlands kannte ich bis dahin nur aus meiner Kindheit. Ich sag nur Ponyhof bei Kappeln. Nach über 35 Jahren ging es nun zurück an die Schlei, die mich auf den ersten Blick verzaubert hat. Und das lag vor allen Dingen an der Idylle des Ostseefjords, den gemütlichen Schlei-Dörfern und dem koseligen Gefühl, fast schon in Skandinavien zu sein.
Bis an die Ostseemündung sind wir leider nicht gekommen, da eine Woche dann doch zu kurz war. Da wir im kleinen Ort Owschlag gewohnt haben, der nicht direkt an der Schlei liegt, waren Tagesausflüge über Landstraßen immer etwas zeitintensiver. Mitunter muss man auch mal eine Fähre über die Schlei nehmen. Aber genau das macht eine Reise dorthin auch so entschleunigt. Im heutigen Post habe ich daher mal Tipps und Ausflüge entlang des deutschen Ostseefjords für euch.
[Aktualisierter Beitrag von November 2020]
Herbstferien an der Schlei:
Tipps und Ausflüge entlang des deutschen Ostseefjords
#1 Das Ostseebad Eckernförde
Das kleine Hafenstädtchen Eckernförde hat mein Herz sofort im Sturm erobert. Es ist einfach nur entzückend hübsch. Holpriges Kopfsteinpflaster, bunte Fischerhäuschen, ein schöner Stadtstrand und ein quirliger Hafen. Eckernförde ist zu Recht sehr beliebt und daher würde ich den Ort im Sommer und an den Wochenenden auf jeden Fall meiden. Wir waren unter der Woche im Oktober dort und es war von der Besucherzahl gerade richtig.
In der gemütlichen Innenstadt gibt es ein paar nette kleine Shops, Cafés, Restaurants und die Bonbonkocherei Hinrichs. Essen gegangen sind wir wegen Corona nicht, aber am Hafen bekommt man natürlich überall das obligatorische Fischbrötchen auf die Hand.
#2 Die idyllischen Schlei-Dörfer
Die idyllischen Schlei-Dörfer haben so lustige Sesamstraßen-Namen wie Grobi, Sieseby, Grödersby, Rieseby, Arnis oder Ulsnis und liegen, eingebettet zwischen grünen Wiesen, Wäldern und kleinen romantischen Strandabschnitten. Die charmanten Dörfchen mit ihren Gutshöfen und hübschen Reetdachhäusern sind fast zu idyllisch, um wahr zu sein. Gerade in diesen schwierigen Zeiten, hätte ich mich am Liebsten auf unbestimmte Zeit in einem der Ferienhäuser einquartiert.
Idealerweise erkundet man die Gegend per Fahrrad oder zu Fuß. Wir waren jedoch mit dem Auto unterwegs und haben immer wieder kleine Stopps eingelegt. Für einen Bummel durch das malerische Arnis, ein Stück Kuchen in der Schleiperle oder eine Fährfahrt von Brodersby nach Missunde. Zu gerne hätte ich die Schlei auch vom Wasser aus erkundet. Zwischen Schleswig und Kappeln kann man dies perfekt an Bord eines Segelbootes, per Kanu, Kajak oder Stand Up Paddle Boards machen. Dafür war es dann im Oktober aber leider doch schon zu frisch.
#3 Die Wikingerstadt Haithabu
Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert lebten die Wikinger in der Schlei-Ostsee-Region und die einstige Hafenstadt Haithabu war Drehscheibe für den Handel im Ostseeraum. Das dänische Herzogtum Schleswig existierte bis 1866 und wurde danach Teil der neuen preußischen Provinz Schleswig-Holstein. In Flensburg lebt daher bis heute eine große dänische Minderheit und der skandinavische Einfluss ist unverkennbar.
Im Laufe der Wikingergeschichte wurde Haithabu immer wieder von Feinden angegriffen und im Jahr 1066 von den Slawen vollständig niedergebrannt. Danach wurde es aufgegeben und verlor an Bedeutung. Das kulturelle Zentrum der Wikingergeschichte ist heute das Wikinger Museum Haithabu mit seiner abwechslungsreichen Ausstellung und den originalgetreuen Nachbauten von Wikingerhäusern. Der Halbkreiswall, in dem das Dorf ursprünglich lag und das Dorf schützen sollte, kann man heute noch besichtigen. Nach der Zerstörung siedelten sich die Wikinger im heutigen Schleswig an, das wir aber nicht weiter erkundet haben.
Haithabu gehört für die meisten Touristen wohl zu den Top Attraktionen der Schleiregion. Ich muß allerdings gestehen, dass ich es mir größer vorgestellt und mehr erwartet habe. Ich kenne allerdings auch bereits viele solcher Wikingerorte und -museen aus Skandinavien, wie z.B. Stiklestad im Trøndelag, daher bin ich mit Sicherheit etwas verwöhnt.
#4 Die Hafenstadt Kappeln
Die kleine Hafenstadt Kappeln versprüht maritimes Flair und Gemütlichkeit. Entlang der Hafenkante sind in den letzten Jahren neue Cafés, Restaurants und schicke Hotels entstanden und im nahe gelegenen Olpenitz viele stylishe Hausboote, die man für einen Urlaub anmieten kann.
Es gibt nette Shops mit skandinavischem Interior sowie dänische Pølsevogn (Hot Dog-Buden) und Eisverkäufer. Mit dem Schleiraddampfer kann bis nach Lindaunis, Sieseby, Maasholmund zur Lotseninsel Schleimünde fahren und sich den Ostseewind um die Nase wehen lassen.
#5 Die Steilküste in der Eckernförder Bucht
Die Steilküste in der Eckernförder Bucht verändert ständig ihr Aussehen, denn sie wird oft von schweren Stürmen heimgesucht. Zwischen dem Ostseebad Damp und Schönhagen liegt ein hübscher Steilküstenabschnitt mit einer Höhe von bis zu 18 Metern. Auf dem Wander- und Fahrradweg kann man bis nach Eckernörde wandern bzw. fahren. Nach schweren Stürmen verschwindet jedoch auch schon mal ein Teil dieses Weges. Daher sollte man immer achtsam sein und dem Kliff nicht zu nahe kommen.
Seid Ihr schon mal an der Schlei gewesen? Wir fanden die Region auf jeden Fall herrlich entspannt und unaufgeregt und den skandinavischen Einschlag grandios. Mit meinen nordischen Wurzeln habe ich mich da spontan wie Zuhause gefühlt.
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