Camping: Zwischen Freiheit & Overtourism

Mein ambivalentes Verhältnis zum Campen und ein paar spannende Lesetipps

by nadine

Ich gestehe es jetzt mal hier so ganz unter uns…. ich habe ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Camping. Unter ganzen bestimmten Bedingungen, die mit sehr viel Freiheit und wenig Menschen zu tun haben, liebe ich es. Ansonsten finde ich es aber eher abtörnend und miete mir lieber ein Ferienhaus. Wer jetzt denkt, ich hätte wahrscheinlich noch nie richtig gecampt, irrt. Ich habe meine halbe Kindheit und Jugend im Campingwagen und Zelt verbracht und insgesamt 15 Monate lang in einem Campervan gelebt. Ich würde also mal sagen, dass ich mehr als genug Camping-Erfahrung habe.

Camping ist eine Lebenseinstellung und für viele Menschen gibt es nichts Besseres. Andere bekommen deswegen Pickel. 2015 habe ich mal über meine große Liebe zum Reisen mit dem Campervan geschrieben. Seitdem hat ein extremer Campingboom dazu geführt, dass diese Art zu Reisen sehr zwiespältige Gefühle in mir auslöst.

Mein persönlicher Campingtraum – allein in den Weiten Australiens! Photocredit: ein Dank an meinen australischen Freund Peter Clancy, der immer noch so campt, wie wir es zusammen 2002 gemacht haben.

Mein ambivalentes Verhältnis zum Camping

Was ich am Camping liebe:

Ich liebe Freiheit, Roadtrips und mein eigenes Bett (und bestenfalls Bad). Mit meinem Campervan unterwegs zu sein, war für mich daher sehr lange das höchste Glück auf Erden. Heute hier, morgen da – was gibt es Besseres? Mit meinen Eltern bin ich in den 80er Jahren mit dem Campingwagen quer durch Skandinavien und Finnland gereist. Dank des Jedermannsrecht campten wir dadurch an den entlegensten Orten und inmitten schönster Natur. Frühstück mit Aussicht auf überirdisch schöne Fjorde und Abendessen im tiefsten Wald. Nach dem Abi bin ich wochenlang mit dem Zelt durch das 40 Grad heiße Spanien gegurkt, inkl. Dosenravioli, drölfzigtausend Mückenstichen und Sauna ab 7 Uhr morgens.

Ich so, quer durch Spanien, im Sommer 1992.

Mit meinem Campervan, Western Australia, 2002

Camping auf der Gibb River Road in Western Australia, 2002

 

Mit meinem eigenen Campervan habe ich 2000 dann in 3 Monaten die Nord- und Südinsel Neuseelands bereist und 2002 in einem Jahr den australischen Kontinent umrundet. Unschlagbar beim Camping ist einfach die ungaubliche Flexibilität, die Ruhe und Nähe zur Natur. Morgens die Heckklappe aufmachen und auf den Franz-Josef-Glacier oder abends in den unendlichen Sternenhimmel des Outbacks schauen. Unbezahlbar! Wenn einem dann noch ein Emu zum Vanfenster reinschaut, Keas die Gummidichtungen aus den Fensterscheiben knabbern oder man morgens erstmal die Schuhe von Schlangen und Spinnen befreien musst, dann ist das wirklich Abenteuer pur.

Eine Woche lang mit Freunden, Zelt und 4wheel über die Gibb River Road in Western Australia waren ebenfalls so ein Highlight. Keine Dusche oder Toilette weit und breit und soviel Staub, dass ich am Ende rote Haare hatte. Das einzige Bad der Woche gab es gratis in nem Billabong unterm Wasserfall. Camping, wie ich es liebe!

Was ich am Camping so gar nicht mag:

Seitdem meine Kinder auf der Welt sind, war ich sage und schreibe nur noch zweimal in einem VW California campen (hier und hier) und einmal Glampen. Testweise waren wir dafür in Holland und an der Mosel und ich sag mal so…. mein Verhältnis ist seitdem sehr zwiegespalten. Beide Trips waren schön, aber hatten nicht im Entferntesten etwas mit meinen bisherigen Campingerfahrungen zu tun.

Vollkommen überfüllte Campingplätze, die mich z.T. an halbe Freizeitparks erinnerten. Zudem so teuer, dass ich mir für das Geld auch direkt eine Ferienwohnung anmieten könnte. Campervan-Staus so weit das Auge reicht. Dazu eine Armada an riesigen, weißen Wohnmobilen samt Dackel, ausfahrbarer Satellitenschüssel und Rollrasen. Dauerfleischgrillende und biertrinkende Campingnachbarn, ausgebaute Vorzelte, versiffte sanitäre Anlagen und schnarchende oder gröhlende Mitcamper haben mir dann den Rest gegeben. Auch Zelten steht bei mir nicht mehr besonders hoch im Kurs. Ich bin eine schlechte Schläferin. Die Vorstellung zu Viert auf Isomatten im Regen oder bei Hitze zu zelten, verursacht mir echte Gruselei.

Interessanterweise geht es Herrn Hibbel genauso und der hat in seiner Jugend sogar monatelang Hardcore-Camping in den USA betrieben. Einfach nur den Schlafsack in den nächsten Busch in Utah geschmissen und dort gepennt. Heute kann ich ihn mit Camping kaum noch hinterm Ofen vorlocken. Vielleicht werden wir spießig oder auch einfach nur alt – aber auf beide Campingarten haben wir noch wenig Lust. Zumindest in Mittel- und Südeuropa.

Campingboom 2020:

Camping war in den letzten Jahren bereits sehr beliebt. Corona hat nun aber einen wahren Campingboom ausgelöst. Die deutsche Freizeitfahrzeug-Industrie hat 2020 so viele Erstzulassungen wie nie zuvor und Caravaning liegt in ganz Europa schwer im Trend. Wohin man auf Instagram auch schaut- die halbe Welt scheint im Van unterwegs zu sein. Das ist einerseits toll, denn das bedeutet, das viele Menschen Freiheit und die Nähe zur Natur suchen.

Aber alles was boomt bringt halt neue Probleme mit sich. Nämlich vollkommen überfüllte Camping- und Parkplätze, endlose Staus zu den Touristen-Highlights und vermüllte Übernachtungsplätze. Für mich verliert Camping zudem seinen Reiz, wenn ich nicht mehr spontan sein kann. Bei unseren zwei Campingtrips in Deutschland und den Niederlanden war jeder Camping- und Naturstellplatz komplett ausgebucht. Man muß seine Reise also genau planen und alles vorbuchen. Wenn ich morgens umgeben bin von schlaftrunkenen Menschen, die sich im Gebüsch die Zähne putzen oder Schlange stehen muß, um duschen zu können, dann bevorzuge ich mittlerweile also tatsächlich mein einsames Ferienhaus.

Es mag sie noch geben, diese einsamen Fleckchen Erde, wo man ganz alleine mit seinem Bus oder Zelt stehen darf. Besonders in Skandinavien. Wild campen ist in den meisten Ländern jedoch nicht erlaubt. Aber auch schon vor dem Virus habe ich z.B. in Portugal zig Wildcamper auf einem Fleck gesehen und die Stellplätze waren z.T. zugemüllt mit Bierdosen, Toilettenpapier und Schlimmeren.

Ein paar tolle Camping-Inspirationen:

Für mich ist Camping dieses Jahr kein Thema, aber da in mir eigentlich eine tiefe Sehnsucht nach alten Campingzeiten schlummert, habe ich ein paar Bücher gelesen, die mich sehr inspiriert haben.

#1 Trekkingträume für Familien

Ob Mikroabenteuer oder mehrtägige Trekkingtour – spannende Outdoorabenteuer sind definitiv auch mit Kindern möglich. Das wusste ich natürlich auch schon vorher, denn auch wir sind oft und viel in der Natur unterwegs. Im Gegensatz zum Autorenteam sind wir dann aber doch noch blutige Anfänger. Wir haben noch nie zu Viert unter freiem Himmel geschlafen, eine mehrtägige Wanderung oder Kanutrekking mit unseren Kindern gemacht. Das Buch Trekkingträume für Familien* vom Naturzeit Reiseverlag liefert jede Menge Ideen und Inspirationen für eine abenteuerliche Auszeit mit Kindern.

Besonders in diesen Corona-Zeiten, in denen wir beim Thema Reisen eindeutig umdenken müssen. Statt schnell mit dem Flugzeug von A nach B zu kommen, könnten wir ja mal slow mit dem Rad reisen. Statt in China nach außergewöhnlichen Abenteuern zu suchen, könnten wir einfach mal wieder unsere eigene Heimat entdecken und nicht minder tolle Orte wie z.B. die Sächsische Schweiz durchwandern.

In diesem Buch geht es um die gemeinsame Zeit als Familie in der Natur, fernab vom Alltagsstress und Überfluss, von Dauerbeschallung durch Handies und schlechten Nachrichten. Die drei Autorinnen stellen dafür die verschiedensten Möglichkeiten vor, wie man mit seinen Kindern eine unvergessliche Auszeit in der Natur verbringen kann. Da sie jede Menge Reiseerfahrung haben, gibt es viele Tipps für mehrtägige Trekkingtouren in Deutschland und Europa – ob nun zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Kanu. Sie versorgen den Leser mit jeder Menge Infos und Tipps zur Planung und Durchführung so eines Trips, der mit Kindern ja definitiv etwas aufwendiger ist, als allein. Welche Outdoorbekleidung und Ausrüstung eignet sich, wieviele Vorräte sollte man einplanen und wie packt man am Sinnvollsten den Rucksack. Keine Frage bleibt unbeantwortet. Zudem werden 25 verschiedenen Tourenvorschläge mit kinderfreundlichen Etappen vorgestellt.

Nach dem Lesen dieses Guides hatte ich Megabock auf eine mehrtägige Wanderung mit unseren Jungs und vielleicht gehen wir das in Zukunft auch wirklich mal an.

#2 draußen unterwegs – der Outdoor Survival Guide

Aus meinen Down Under-Zeiten weiß ich noch, wie wichtig Wasser ist und daher hatten wir immer zig Kanister dabei. Ich erkenne auch noch das ein oder andere Wildkraut und könnte mich nahrungstechnisch vielleicht 2 Tage durchschlagen. Das wäre es dann aber auch schon mit meinen Outdoor-Überlebenskenntnissen. Ich kann weder ein anständiges Lagerfeuer machen, mir kein Tarp bauen, nicht nach Sternen navigieren, noch weiß ich was bei Unfällen zu tun wäre.

Das praktische Handbuch Draußen unterwegs – Der Outdoor-Survival-Guide für das Überleben in der Wildnis* vom Knesebeck Verlag ist daher sehr spannend und lehrreich. Nicht nur für totale Outdoor-Freaks. Abgesehen davon, dass das Taschenbuch wirklich sehr hübsch illustriert ist, vermittelt es einem auch essentielles Wissen, das eigentlich Jeder haben sollte. Hundertausende Jahre haben wir Menschen in der Wildnis überlebt und waren eins mit der Natur. Dadurch, das wir in Städte gezogen sind und alles im Supermarkt kaufen können, haben wir jedoch unser Wissen und unsere Fertigkeiten verloren. Wir können Computer programmieren, schaffen es aber nicht einen Tag in der Wildnis zu überleben. Erst Recht nicht ohne WLAN, Google und Youtube.

Mit diesem Survival-Guide ist man jedoch bestens für jede Draußen-Eventualität gerüst, denn es beschreibt in klaren Illustrationen und Schritt für Schritt, wie man in freier Wildbahn überlebt. Ich weiß jetzt jedenfalls, was man mit einem Tampon noch so alles machen kann, könnte mir ein Bett im Wald bauen und hätte nun mal so richtig Lust auf ein Bushcraft-Wochenende. Definitiv ein super Geschenk für Pfadfinder, Outdoor-Begeisterte oder Fans von Rüdiger Nehberg.

#3 Camp – Die Freiheit unter dem Sternenhimmel

Nach diesem Buch habe ich nur noch ein sehnsuchtsvolles Seufzen von mir gegeben, denn der Bildband Camp: Die Freiheit unter dem Sternenhimmelvom Prestel Verlag ist einfach nur wunderschön.

Ob Wandern, Pilgern, Campen oder Waldbaden – die Natur liegt zum Glück endlich wieder im Trend. Dieser inspirierende Bildband berichtet vom Campen in all seinen Facetten. Es gibt jede Menge Tipps für die richtige Planung und Ausstattung, die schönsten Camping-Touren weltweit, Ideen für eine Nacht draußen oder ein Outdoor-Wochenende. Ob im Wald vor der Haustür, im tief verschneiten Lappland unterm Nordlicht, an einem idyllischen Bergsee oder gar in einer Felswand.

„Camping stellt Raum und Zeit her, die man braucht,

um einen Moment in Harmonie mit der Natur zu verbringen.“

Nach diesem Buch hat wahrscheinlich fast niemand mehr Lust stundenlang vor elektronischen Geräten zu hocken und sein Leben indoor zu vertrödeln. Stattdessen möchte man sofort raus an die frische Luft, Abenteuer erleben, an prasselnden Lagerfeuern sitzen, in einen eiskalten Bergsee springen und im Schlafsack den Sonnenaufgang sehen. Und mir fällt spätestens nach diesem Buch wieder ein, warum ich Camping eigentlich total liebe!

#4 Landvergnügen: Schöner steht man selten!

Wir haben es selber noch nie ausprobiert, aber ich habe in der Vergangenheit sehr oft gehört, dass das Konzept von Landvergnügen ziemlich cool sein soll. Alles was man für einen idyllischen Stellplatz tun muß, ist sich das Landvergnügen-Buch inkl. Vignette & App zu kaufen (wobei es mittlerweile leider ausverkauft ist). Dort kann man sich dann einen von 800 ländlichen Höfen in Deutschland aussuchen und auf dem Grundstück des Gastgebers für eine Nacht campen. Diese bieten 1 bis maximal 3 Stellplätze an und somit hat man das gute alte Gefühl von Freiheit.

#5 Biwakcamps in Deutschland

Wild campen ist in Deutschland nicht erlaubt, aber in letzter Zeit entstehen immer mehr „Trekking-Camps“, auf denen man legal mit seinem Zelt übernachten darf. In der Eifel sind bereits mehrere Zeltplattformen inkl. Kompost-Toilette entstanden. Die Standorte sind nur zu Fuß über Wanderwege erreichbar und man ist auf sich selbst gestellt. D.h. man muß Wasser und sämtliche Verpflegung selber mitbringen. Auf einer Plattform dürfen nur zwei Zelte stehen und man muß sie vorbuchen. Spontan kann man sie also nicht nutzen und es gibt sicher Wartezeiten. Aber ich finde, die Naturlagerplätze hören sich nach einem tollen Abenteuer an. Auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, in der Sächsischen Schweiz, im Spessart, in Schleswig Holstein uvm soll es weitere Biwakcamps geben. Das Outdoor-Magazin hat hier einige Plätze aufgelistet.

Wie kann Camping noch funktionieren?

Alles was zum Trend ausartet, wird leider auch für die Natur und uns selber zum Problem. Die meisten Menschen suchen beim Camping wohl eher Einsamkeit und Entschleunigung und nicht Remmidemmi und Menschenmassen. Wenn aber nun immer mehr Menschen campen gehen, kann das nicht funktionieren. Eine wirkliche Lösung habe ich natürlich auch nicht.

Wir sind einfach extrem viele Menschen, die alle gerne reisen. Aber ich denke, dass es schon helfen würde, wenn man nicht jedem Trend hinterherläuft und antizyklisch reist. Außerdem sollte man Geheimtipps unbedingt für sich behalten, denn sonst sind sie es ganz schnell nicht mehr.

Photocredit: Peter Clancy

Photocredit: Peter Clancy

Ein paar recht „amüsante“ Berichte zum Thema Camping habe ich im Übrigen auch hier gelesen:

Camping: 15 (ganz) ernst gemeinte Tipps & knallharte Facts.

Abenteuer Campingplatz

11 Gründe, warum ihr Camping mit Kindern ausprobieren solltet (und die besten Tipps dafür)

Campen in Deutschland – zwischen Traum und Wirklichkeit

Erzählt mal! Seid ihr Camper und wenn ja, wie seht ihr die Lage? Oder ist Camping für euch eh gar kein Thema? 

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7 comments

Jenny 22. Juni 2020 - 11:08

Danke fürs Verlinken, liebe Nadine!

Ich musste ja schon schmunzeln, als ich von deinem Entsetzen über „modernes Camping“ gelesen habe. Ja, so ist es leider großteils inzwischen: entweder riesige, unnötig luxuriöse und kackteure Plätze voller spießiger Nachbarn oder vermeintlich coole wilde Stellplätze, die von den ach so coolen freiheitsliebenden Campern vermüllt hinterlassen werden :-/

Zum Glück gibt es auch immer noch viele kleinere, ruhige Campingplätze, auf denen man eine wunderschöne Zeit nahe der Natur und in ziemlicher Ruhe verbringen kann (Geheimtipps nicht weitersagen, ist die Devise!). Gerade in diesem Jahr dürfte die 60%-Belegungsgrenze wegen Corona für eine angenehmere Atmosphäre auf vielen Plätzen sorgen – wenn man denn noch einen freien Platz bekommt…

Weil wir eben immer solche Plätze nutzen, lieben wir das Camping weiterhin. Auch, weil es eben beim Reisen mit drei Kindern schlicht nichts günstigeres gibt. Und weil wir auch nicht das Ziel haben, beim Camping völlig allein zu sein. Damit macht man sich zumindest in Europa wohl wirklich nicht glücklich, denn das kann nur scheitern 😉

Liebe Grüße
Jenny

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nadine 23. Juni 2020 - 9:50

Naja, dieses „moderne Camping“ gab es natürlich auch schon früher. Meine Eltern haben seit 40 Jahren einen Campingwagen und daher könnte ich da einige Geschichten a la „Die Camper“ erzählen. 😉 Da stand ich noch nie drauf. Im Zuge dieses Camping-Hypes kann man dem aber immer schlechter aus dem Weg gehen. Die Wohnmobile werden immer größer und luxuriöser und sind überall zu sehen. Schöne Campingplätze sind über Wochen oder gar Monate ausgebucht und dadurch kann man nicht mehr flexibel und spontan reisen. Das hat für mich was von Pauschalreise-Camping. Klar ist jeder Jeck anders und jeder kann und darf campen wie er will. Aber für mich verliert es dadurch seinen Reiz. Zumal es ja auch nicht gerade ökologisch ist, wenn nun 10.000 dicke Busse durch die Weltgeschichte fahren. Und Zelten mit meinen zwei hibbeligen Kindern? Ein Wochenende wäre ok, aber danach wäre ich wahrscheinlich reif für die Klapse… haha! Euch weiterhin fröhliches Campen und liebe Grüße, Nadine

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Nicole 22. Juni 2020 - 11:36

Als absoluter Campingfan muss ich dir in vielen Punkten Recht geben! Hä?! Richtig gelesen. Ich liebe Camping, weil es mir mit kleinen Kindern tatsächlich die meiste Flexibilität bringt, weil wir viel draußen sind und sehr netten Menschen begegnen. Dazu braucht es aber die „richtigen“ Campingplätze, und die gibt es in Deutschland zumindest kaum, auch in Österreich sind wir nicht fündig geworden. Ich mag keine parzellierten, engen Plätze. Ich mag es nicht, diese Wohnschiffe mit Flimmerkasten & Co. neben mir stehen zu haben. Ich mag es nicht, wenn die Menschen die Sanitärs zusauen, weil sie schließlich dafür bezahlen, dass jemand ihren Dreck weg macht. Ich mag hingegen naturnahe, kleine Plätze, gerne abseits der Tourihochburgen. In der Bretagne, in der Provence und in Dänemark (groß, aber weitläufig) sind wir fündig geworden. Die Sanitärs sind einfacher, dafür sauber, weil die Menschen sich hier noch benehmen können und nicht so eine Anspruchshaltung an den Tag legen. Wir haben uns in den Sternen immer weiter runtergearbeitet, letztes Jahr waren wir erstmals auf einem 1-Stern-Platz, und der war wunderbar! DAS ist für Camping. Das ist aber (zum Glück) nicht mainstream-tauglich, und ich hoffe, dass das so bleibt!!

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nadine 23. Juni 2020 - 9:56

Liebe Nicole! Wir sind letztes Jahr per Zufall auch auf einem ganz kleinen 1 Sterne Platz gelandet. Die Betreiber sahen zwar ziemlich fragwürdig aus, aber ansonsten war der Platz ganz nett. Jedenfalls 1000 mal besser als diese riesigen „Campingstädte“, die noch mit Spaßbad, Minidisco und Animation kommen. Meine Kinder fänden das btw sicher toll. Nur wir Großen bekommen davon Pickel. Haha! Man muß sich halt echt auf die Suche nach so Schätzchen machen, aber dadurch ist man dann halt nicht mehr flexibel. Und das ist für mich eigentlich ein riesiger Pluspunkt beim Camping. Spontan da bleiben wo es mir gefällt. Aber das ist in Ferienzeiten eigentlich fast ein Unding. :/ GlG, Nadine

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Oli 22. Juni 2020 - 17:09

Mir geht das so ein bisschen ähnlich: Camping reizt mich zwar grundsätzlich, aber ich habe das Gefühl, dass einem auf Grund des anhaltenden Booms auch immer mehr Feindseligkeit entgegenkommt. Vor allem, wenn man eben nicht so auf überteuerte Campingplätze mit gröhlenden Grillleuten steht und eher frei stehen möchte.

Ich finde, dass das Reisen in Europa generell etwas kaputtrationalisert wurde. Egal ob Flug oder Zug: Wer auf Reisen spontan bleiben will, muss sich diese Freiheit auch erst einmal leisten können. Spontan irgendwo aufschlagen und sich ein Hotel oder Hostel suchen, klappt auch nicht mehr so gut wie früher. Entweder ist alles voll oder man zahlt eben mehr. Ich fürchte, dass das nun auch immer mehr beim Camping so sein wird.

Und noch ein Gedanke zum Thema Abfall: Ich glaube, das ist in Europa in erste Linie ein hausgemachtes Problem. Denn Abfall korrekt entsorgen ist fast überall in Europa ein gewaltiges Problem. Es gibt kaum noch öffentliche Mülleimer und wenn haben die ein so geringes Fassungsvermögen, dass sie eben sehr schnell überquellen.

Wenn man nur wenige Tage und mit dem eigenen Camper unterwegs ist, kann man den Müll ja nach hause nehmen und so ist das offenbar auch gedacht. Aber bei Vanlifern geht das natürlich nicht. Genausowenig bei Leute wie mir, die erst am Zielort bei einer Firma einen Camper mieten, die bei der Rückgabe den Abfall auch nicht will.

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nadine 23. Juni 2020 - 10:05

Hei Oli! Wie meinst Du das mit der Feindseligkeit? Wurdest Du schon schräg angemacht? Und nee, spontan ist in Europa wirklich nicht so einfach. Wenn Du Glück hast, findest Du ein Schnäppchen, aber in der Regel ist es sauteuer. Besonders die Bahn. Als Familie, die auf die Schulferien beschränkt ist, ist es noch viel komplizierter. Da mußt Du in der Hochsaison dann denn dreifachen Preis für die letzten Ramschbuden zahlen. Und auch Camping ist dann z.T. so teuer, dass ich dafür direkt ein ganzes Haus mieten könnte. Versuch z.B. mal an der holländischen Küste über Pfingsten etwas Bezahlbares zu bekommen. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Ja und die Sache mit dem Abfall ist wahrscheinlich ein weltweites Problem. Kennst Du ein Land wo das perfekt läuft? Wahrscheinlich landet unser Mist früher oder später immer im Meer. Müll in die Landschaft schmeißen ist aus meiner Sicht aber immer ein No Go. Jeder sollte seinen Müll mitnehmen und dort entsorgen, wo es auch möglich ist. LG, Nadine

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Oli 24. Juni 2020 - 8:28

Ich selber wurde nie schräg angemacht. Dazu bin ich zu selten mit dem Camper unterwegs. Aber ich habe das schon von Langzeitcampern so gehört und vor allem auch viele böse Leserkommentare auf Spiegel und Co gelesen.

In die Landschaft schmeissen, das geht natürlich nicht. Aber manche Länder machen es einem echt schwer. In Spanien waren zum Beispiel die Entsorgungsstationen so überfüllt, dass ich den Abfall nebendran legen musste. Da denken die Leute dann auch: Diese verdammten Dreckscamper!

Die Schweiz hat auf PET Flaschen kein Pfand und trotzdem eine höhere Rückführubg als manche Länder mit Pfand. Der Grund ist, dass es jede Menge Sammelstellen gibt. Ich merke das an mir selber: In der Schweiz recycle ich die meisten Flaschen, in Deutschland werfe ich sie in den Müll. Mir ist es meistens zu mühsam, am nächsten Morgen in den Supermarkt zu gehen.

Niemand sollte den Müll in den Wald werfen. Aber wenn man will, dass das auch wirklich keiner tut, sollte man es den Leuten auch nicht so sxhwer machen, Dinge richtig zu entsorgen.

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