Dies & Das im März, April und Mai

Havellandsehnsucht, Wandern für die Seele und ein Lichtlein am Ende des Tunnels

by nadine

Was für ein Frühling! Abgesehen davon, dass ich mir gefühlt in einer Tour den Hintern abgefroren habe, gab es auch mental so einige Ups and Downs. Nach 15 Pandemiemonaten als Corona-Eltern, war der Akku das ein oder andere Mal einfach leer. Da nützte an manchen Tagen auch kein Selfcare, tägliche Meditation oder Dankbarkeitstagebuch mehr.

Aber jeder Tag ist ja ein neues kleines Leben und es liegt immer an uns selbst, was wir daraus machen. Es gab daher auch tolle Momente, die uns wieder mental aus diesem Corona-Sumpf rausgezogen haben. Im Großen und Ganzen sind wir also gesund und munter durch die 3. Welle und 7 Monate Lock-Down gekommen und das ist alles was zählt.

„Dies & Das“ im März, April und Mai

#1 Nicht-Frühling

Übers Wetter zu meckern, finde ich ja eigentlich typisch deutsch. Zu heiß, zu kalt, zu nass, zu trocken…. irgendwas ist ja immer. Über diesen Frühling habe aber auch ich genöhlt. Ich weiß nicht, ob ich jemals bis Ende Mai die Heizung und meine Winterjacke an hatte. Diesen Dauer-Herbst, fand ich psychisch fast schwieriger auszuhalten als den Dauer-Lock-Down. Immerhin hat der ganze Niederschlag der Natur gut getan und vielleicht konnten sich auch die Wasserspeicher wieder füllen. Die letzten Sommer hatten wir hier nämlich immer mit Hitze bis zu 40 Grad und Dürre zu kämpfen und das fand ich auch bedrohlich.

#2 Grundrecht Klimaschutz

Joah! Wurde ja auch mal Zeit und kommt nur ca. 50 Jahre zu spät. Schließlich wusste schon der Club of Rome 1972, dass die Grenzen des Wachstums irgendwann erreicht sind und wir mit unserem konsumorientierten Lifestyle die Umwelt irreparabel zerstören. Natürlich freue ich mich, dass in dieser Hinsicht nun endlich mal was passiert, bin aber auch realistisch. Das von uns produzierte CO2 bleibt mindestens 100 Jahre in der Atmosphäre und die polaren Regionen stehen jetzt schon vor dem Kollaps. Selbst wenn wir jetzt alle in Höhlen ziehen, können wir die Büchse der Pandora wohl nicht mehr schließen.

Vielleicht können wir den Dominoeffekt noch aufhalten, wenn wir unseren Lebensstil radikal umstellen. Aber dazu müssen auch extreme Schritte gegangen werden, zu denen viele Menschen wohl eher nicht bereit sind. Aber Jutebeutel statt Plastiktüte reicht halt nicht mehr.

#3 The world needs more ideas

Zum Glück gibt es in Punkto Klimaschutz aber ja auch immer Good News und die darf man wirklich nicht außer acht lassen. Sonst könnte man wohl direkt auf die Idee kommen, das Handtuch zu werfen. Und das ist de fakto keine Option. Meine norwegische Cousine hat mit Sintef Ocean dieses tolle Video gedreht, dass für einen Neubeginn stehen soll. Und ich finde, wir sollten das auch wirklich mal für bare Münzen nehmen und die Zukunft positiv gestalten und neu denken, statt immer nur von Verzicht und Bestrafung zu faseln. Die Menschheit ist eigentlich klug genug, neue Wege zu gehen und innovativ zu sein.

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Paris plant z.B. autofreie Zonen in der Innenstadt und Spanien macht Städte zu Tempo 30-Zonen. Bald soll beschichtetes, biologisch abbaubares Papier eine Alternative zu Plastikverpackungen werden und Lidl rettet jetzt Lebensmittel. Die Senkung der Mehrwertsteuer im Bahn-Fernverkehr sorgt für eine klimafreundliche Mobilität und Deutschland beschließt die Mehrwegpflicht etc. etc. Schaut unbedingt öfters mal bei Good News rein. Denn wir brauchen alle eine tägliche Dosis Optimismus.

#4 Mütende Corona-Eltern

Kommen wir zu dem Punkt, der uns in den letzten Monaten am Meisten frustriert hat. Irgendwann sind wir zu mütenden Corona-Eltern mutiert und haben uns selbst kaum wiedererkannt. 15 Monate Hausknast mit 40 Stunden Homeoffice und Homeschooling haben hier mentale Spuren hinterlassen. Bei Groß und Klein. Auch wenn wir das, im Gegensatz zu vielen benachteiligten Familien, wahrscheinlich immer noch mega hinbekommen haben. Wirklich besorgt haben mich auch die z.T. gravierenden psychischen Auswirkungen bei Teenagern. Aus munteren jungen Menschen, die die Welt entdecken sollten, wurden verschlossene, depressive Jugendliche, die sich allein im stillen Kämmerlein vergraben. Und viel zu oft, fehlte mir da die Solidarität der älteren Generationen, die bereits wieder beschwingt Gartenparties feierten und nach Spanien flogen.

Eine grottige Bildungspolitik oder immer weiter steigende Kosten für Wohnraum, sind weitere Punkte, die uns als Familie zu schaffen machen. Eine Politik, die von alten, kinderlosen Menschen und ergo für ihre Wählerschaft gemacht wird. Und das werde ich im Wahl-Herbst definitiv nicht vergessen.

#5 Wandern für die Seele

Unsere Wanderungen an den Wochenenden waren daher in den letzten Monaten mein Lichtblick. Parallel zu meiner erhöhten Wanderliebe, sinkt das Interesse bei meinem Pubertier und Vor-Pubertier daran jedoch stetig. Dennoch waren diese kleinen Auszeiten in der Natur, die Momente, in denen ich immer wieder zu mir gefunden habe. Einige unserer Wanderungen habe ich auf meinem Komoot Account festgehalten. Manchmal habe ich es aber auch einfach vergessen und die Natur ganz analog genossen.

#6 Zaubermittel: Staycation

Anfang April haben wir, statt unserer Osterferien-Reise, dann eine Nacht im coolen me and all hotel in Düsseldorf verbracht. Ein etwas skurriler Trip nach Little Tokyo, denn die Anreise dauerte gerade mal 20 Minuten. Mir ist klar, dass das absoluter Luxus war und ich gebe offen zu, dass ich mal den Recherche-Vorteil meines Jobs ausgenutzt habe. Aber wir brauchten alle eine Auszeit von unserem mütenden Corona-Ich. Das Wochenende hat dann, trotz des entsetzlichen Wetters, auch wirklich Wunder bewirkt. Eine weitere Erkenntnis der letzten 15 Monate ist daher, dass man wirklich nicht weit reisen muß, um andere Eindrücke zu sammeln.

#7 Havellandsehnsucht

Im Mai haben wir dann den ersten größeren Trip nach 7 Monaten gemacht und der war auch wirklich Balsam für unsere Corona-Seelchen. In Zusammenarbeit mit Brandenburg Tourismus ging es ins wunderschöne Havelland, in das wir uns dann auch Hals über Kopf verliebt haben. Demnächst gibt es zu unserer Familienzeit natürlich auch diverse Beiträge. Als Ur-Berlinerin habe ich schon als kleiner Stöpsel immer wieder die Grenze überquert, um in den zahlreichen Gewässern zu plantschen. Und daher ist es mir immer eine große Freude ins schöne Brandenburg zurückzukehren. Auch wenn ich heute dafür bis aus dem Rheinland angurken muß.

#8 Serienliebe

Ich war schon immer ein Serienjunkie. Ob Falcon Crest, Beverly Hills 902010 oder Sex and the City – immer habe ich mich wie Jeck auf die nächste TV-Folge in einer Woche gefreut. Was für einen Luxus haben wir dagegen heute mit Netflix und Co.! Bing Watching bis der Arzt kommt. Im Frühling habe ich dann auch wieder ein paar tolle Serien entdeckt oder zu Ende geguckt.

Handsmaid`s Tale, fand ich die ersten Folgen erst sehr schräg und hat mich dann volle Karacho gekriegt. Alle drei Staffeln der dystopischen Serie habe ich nun durch und hoffe sehr auf die Vierte, die die dramatische Geschichte von June Osborne vielleicht doch noch zu einem Happyend bringt. Die Serie handelt von der totalitären Gesellschaft des Landes Gilead, welches einst Teil der USA war. Durch eine nukleare Umweltkatastrophe ist die Mehrheit der Bevölkerung unfruchtbar geworden und eine fundamentalistische Gruppe übernimmt die Führung. Sie entwickelt ein System, um Nachkommen zu garantieren und hält sich dafür die letzten fruchtbaren Frauen als Sklaven. 

Die Miniserie Chernobyl hat mich gleichermaßen fasziniert wie entsetzt. Als Kind der 80er Jahre kann ich nur sagen: wir wussten quasi fast nichts und rückblickend ist das wohl auch gut so. Denn ganz Europa stand kurz vor einer atmomaren Vollkatastrophe. Kaum auszudenken, was hier im Jahr 2021 los wäre. Die Macher der Serie schaffen es, das gesamte Ereignis inkl. aller politischen Dimensionen, Gegenmaßnahmen und menschlichen Tragödien perfekt darzustellen. Und das ohne viel Tamtam, Effekhascherei oder übertriebender Dramatik, dafür aber mit großartigen Schauspielern und einem perfekten Drehbuch.

Tatsächlich wusste ich bis vor Kurzem nicht, dass mich die royale, britische Familie mal so interessieren und fesseln würde. Sämtliche Liebschaften, Hochzeiten, Skandale und Co. waren für mich Themen, mit denen man höchstens Leser*innen des Goldenen Blatts hinterm Ofen vorlocken konnte ;). Nun habe ich die ersten zwei Staffeln von The Crown verschlungen und sehe die „eiserne“ Queen und ihre gesamte Familie auf einmal in einem ganz anderen Licht. Tauschen möchte man mit denen wirklich nicht. Die historische Drama-Serie ist wirklich großartig und hat den Golden Globe 2021 zu Recht gewonnen.

Die schwedische Serie Liebe und Anarchie ist skuril, hinterfragend und z.T. zum Fremdschämen komisch. Sofie hat mit Mitt 30 scheinbar alles erreicht: sie ist schön, hat eine Menge Geld, eine scheinbar perfekte Familie und einen spannenden Job. Doch dann trifft sie auf den viel jüngeren IT-Techniker Max und ihre Welt gerät nach und nach aus den Fugen. Ich will jetzt nicht zuviel spoilern, daher sag ich nur: guckt einfach selbst, nur nicht unbedingt mit euren Teenies. Es könnte peinlich werden ;).

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#9 Lichtlein am Ende des Tunnels

Zum Glück endet dieser Frühling nun mit vielen Lichtblicken und lässt uns wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Die Sonne lacht endlich von einem wolkenlosen Himmel und wärmt unsere Corona geplagten Gemüter. Die Schule beginnt ENDLICH wieder und der Kontakt zu Freunden, heilt hoffentlich den ein oder anderen Kinderschmerz. Die Zahlen sinken rapide und es wurden bereits viele Menschen geimpft. So auch ich. Auch wenn es nicht einfach war, trotz Prio 3, überhaupt einen Termin zu ergattern. Ich bin btw der Meinung, dass eine Impfung die einzige Möglichkeit ist, diese Pandemie zu beenden und wir nur durch diese glorreiche Errungenschaft, schon viele tödliche Krankheiten ausrotten konnten.

Wir haben das erste Mal wieder Freunde getroffen, gelacht, gequatscht und gefeiert. So schön. Wir haben unseren Baltikum-Trip nun zum zweiten Mal gecancelt, weil uns ein Trip durch drei Länder utopisch erschien. Statt Heute-Hier-Morgen-Da-Roadtrip, dafür nun aber einen Urlaub mit ganz viel Ruhe und Muße geplant. Und ich kann euch schon mal verraten, dass es u.a. hierhin gehen wird ;).

Erzählt mal! Wie seid ihr durch den Frühling gekommen? Und wie schaut ihr nun gen Sommer?

 

 

 

 

 

 

 

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3 comments

Corinna 1. Juni 2021 - 20:39

Liebe Nadine,
wir hatten für diesen Frühling schon länger einen Roadtrip durch Europa geplant, die Jobs waren gekündigt bzw. pausiert und dann mussten wir uns doch anders orientieren, weil wir es auch utopisch fanden, durch mehrere Länder zu reisen. Wo doch kurz vor Reisebeginn gar nicht klar war, ob wir überhaupt würden fahren können und ob wir das für vertretbar hielten. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben uns auch für die Bretagne entschieden 🙂 Und es bisher keine Sekunde bereut! Frankreich hatte ja lange mit sehr hohen Zahlen zu kämpfen und wir waren besorgt, wie alles funktionieren würde, aber hier im Finistere ist alles recht entspannt und die Zahlen sind niedrig.
Von daher wünsche ich euch noch ein gutes Durchhaltevermögen, für die Kids wenigstens noch ein paar „normalere“ Schulwochen und dann eine tolle Urlaubszeit. Ich bin gespannt, wo es euch neben der Bretagne noch hin verschlägt 🙂
Lieben Gruß
Corinna

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nadine 9. Juni 2021 - 9:42

Liebe Corinna! Es muß wirklich hart gewesen sein, wenn die lang geplanten Träume durch die Pandemie davongeschwommen sind. Gerade so eine mehrmonatige Reise lässt sich ja nicht mal so eben verschieben. Ich habe das bei vielen Leuten mitbekommen. Viele haben sich daraufhin umorientiert und einfach was ganz Anderes gemacht. Leben ist halt nicht immer planbar. So sehr wir uns das auch wünschen. Daher freut es mich sehr für euch, dass ihr nun so eine tolle Zeit in der Bretagne habt. Und da sich die Lage ja nun auch in Frankreich extrem verbessert, könnt ihr ja nun durch das ganze Land reisen. Seit gestern ist bekannt, dass wir auch bei der Einreise keinen PCR-Test mehr benötigen. Das ist gerade für Familien eine gute Nachricht, da es eine Reise ja erheblich verteuert. Habt weiterhin eine tolle Zeit und alles Liebe, Nadine

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Papa Gei 19. Juni 2021 - 13:23

Hach liebe Frau Hibbel, immer wieder wohltuend Deine Berichte zu lesen (hab ja doch längere Zeit ausgesetzt). Kann Dir bezgl. der Corona-Auswirkungen auf unsere Kinder nur vollumfänglich zustimmen, doch auch die Jüngeren haben da massiv was abbekommen. Sie bekommen das hoffentlich wieder hin….werde jedenfalls mir selbst alle Mühe geben, meinen Teil beizutragen. Leider hat´s ja bei uns auch Auswirkungen auf´s gesamte Privatleben gehabt, nun heißt es nach vorne zu schauen, bin ja ein unverbesserlicher Optimist.

Den Frühling selbst hab ich aufgrund verschiedener Umstände irgendwie völlig verpasst (war da was?), jetzt bin ich aktuell ein paar Tage an die wunderwunderschöne (immer eine Reise wert und aus meiner Sicht völlig unterschätzt) Ostseeküste nach Schleswig-Holstein gefahren und mache „Workation“, Gott sei Dank gibt mein Arbeitsvertrag das her. Und praktisch, wenn die Verwandtschaft eine schöne Wohnung (mit Glasfaseranschluss :-)) hier oben hat, passenderweise kann ich auch so der Hitze im Binnenland entfliehen.

Bleibt tapfer!

Gruß vom Papa Gei

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