Der Gardasee im Herbst

Tipps für einen Familienurlaub an Italiens größtem See

by nadine

Der ein oder andere hat es vielleicht auf Instagram mitbekommen – wir haben unsere Herbstferien am Gardasee und in Südtirol verbracht. Eigentlich wollten wir nach Finnland reisen, mußten die Reise aber recht kurzfristig stornieren. Darüber war ich anfangs sehr betrübt, denn die finnische Ruska zu erleben, stand schon lange auf meiner Wunschliste. Zur Abwechslung war das böse C aber mal nicht schuld.

Manchmal hat das Leben wohl einfach Anderes im Sinn und man muß sich den Gegebenheiten anpassen. Daher entschieden wir uns 3 Tage vor Abreise für eine Prise italienische Leichtigkeit und vor allen Dingen Sonne. Den Gardasee hatte ich bis dato allerdings nie wirklich auf dem Schirm. Ich hatte ihn nämlich eher so als Ziel für Rentner:innen und halb Bayern abgespeichert ;). Mea Culpa! Manchmal braucht es halt einen Schubs und Perspektivwechsel. Und siehe da….. wir waren verzaubert und dachten ständig nur: Amore Mio! Ist das schön.

Der Gardasee im Herbst:

Tipps für einen Familienurlaub an Italiens größtem See

Als wir über den Brenner gen Südtirol fuhren, bekam ich schon eine kleine Vorahnung. Die Berge lichteten sich und die Luft wurde weicher und wärmer. Wir fuhren an Bozen vorbei, durch endlose Apfelhaine, erblickten erste Palmen und bekam von Minute zu Minute mehr das Gefühl von La dolce Vita. Das liebe ich btw sehr an Überlandreisen – man reist so, dass die Seele entspannt hinterherkommt. Dieser Zustand stellt sich bei einem schnellen Flug einfach nicht ein.

Als wir dann in Riva del Garda, ganz an der Nordspitze des Sees ankamen, stellte sich dann auch augenblicklich Urlaubsfeeling ein. Während die Jungs ein Panini mümmelten, genossen wir Großen den ersten italienischen Kaffee und blickten versonnen auf diese Kulisse. Mächtige Steilhänge an glitzerndem Gardasee und der Duft von Orangen und Zitronen in der Luft. Herrlich!

#1 Unsere Homebase in den Bergen

Rund um den Gardasee gibt es unzählige Übernachtungsmöglichkeiten. Bei meiner spontanen Suche war ich dann auch erstmal etwas ratlos. Sollen wir besser an das Südufer des Sees fahren oder im Norden bleiben? Ist eine Wohnung im Ort besser, wollen wir Blick auf den See haben oder uns vielleicht doch besser fernab der Touristenströme aufhalten?

Unsere Wahl fiel dann auf eine großzügige Ferienwohnung im Terrazze sul Garda*, das direkt am Lago di Tenno liegt. D.h. wir mußten immer erst in unendlichen Serpentinen den Berg hoch- und runtercruisen, um zum Gardasee zu kommen. Die Entscheidung war für uns jedoch richtig. Denn die Ferienanlage liegt fernab des Trubels, hat eine traumhafte Aussicht, einen Pool für die Kids und direkt hinter dem Haus liegt der malerische Lago die Tenno und diverse Wanderwege.

#2 Der bezaubernde Lago di Tenno

Der kleine aber feine Lago di Tenno lag direkt hinter unserer Ferienunterkunft und hat uns fast jeden Tag zu einer abendlichen Umrundung inspiriert. Meist zu Zweit. Die Kids chillten derweil. Der See gehört tagsüber zu den Highlights der Region und ist daher, auch im Oktober, dementsprechend voll. Wer also die Massen meiden will, sollte möglichst morgens oder abends kommen. Dann hat man ihn fast für sich allein und das Licht ist bezaubernd. Den See kann man ganz gemütlich in ca. 50 Minuten umrunden. Es gibt aber noch weitere anspruchsvolle Wanderwege, die einen weiter hoch in die Berge führen oder alternativ in das wunderschöne Bergdorf Canale di Tenno.

#3 Das mittelalterliche Kleinod Canale di Tenno

Auch das mitteralterliche Dörfchen Canale di Tenno lag für uns direkt um die Ecke und wir konnten es schon von unserer Terrasse aus sehen. Der kleine Ort dämmerte lange in einem Dornröschenschlaf vor sich hin, bis es in den 70er Jahren von Künstlern entdeckt und wiederbelebt wurde. Heute leben dort ca. 50 Personen und es soll zu den schönsten Ortschaften im Trentino gehören.

Mit seinen unzähligen winzigen und verwinkelten Gassen, Rundbögen, Durchgängen und engen Treppen ist es wirklich hinreißend und ein wahres Kleinod. Allerdings ist es dadurch auch sehr schwer zu fotografieren. Man erlebt seinen Charme daher wohl am Besten mal ganz bewusst und analog.

#4 Das mondäne Riva del Garda

Auch Riva del Garda und den Gardasee konnten wir von unserer Unterkunft aus sehen. Die Fahrzeit dorthin betrug jedoch ca. 20 Minuten. Der mondäne und lebhafte Touristenort liegt ganz an der Nordspitze des Sees und man findet als Tourist alles was man braucht, inkl. Cafés, Restaurants sowie ein Shoppingcenter mit einem sehr gut sortierten, großen Supermarkt.

Riva del Garda ist insbesondere für Surfer, Segler und Mountainbiker interessant. Aber auch Wasserratten finden hier einen der schönsten und längsten Badestrände und eine hübsche Promenade zum Flanieren. Baden waren wir im Oktober nicht mehr, aber das glasklare Wasser wirkte wirklich einladend.

#5 Der stilvolle Kurort Arco

Das stilvolle Arco war mein persönlicher Lieblingsort an der Nordküste des Gardasees. Die hübsche Altstadt schmiegt sich an die steilen Felsen, auf dessen Spitze eine Burgruine thront. 1872 hatte der österreichische Kaiser das Städtchen, wegen seines milden Klimas, als kaiserlichen Wintersitz gewählt. Danach zog es viele Wohlhabende dorthin, die prächtige Villen bauten, Gärten und palmengesäumte Promenaden anlegten. So wurde aus der schlichten Stadt ein begehrter Kurort und hat sich zudem zu einer internationalen Hochburg für Kletterer entwickelt.

Es liegt etwas abseits vom Gardasee und hat daher sein ganz eigenes Flair. Besonders lohnenswert ist auch der Aufstieg zur Burg, der durch Olivenhaine führt. Von oben hat man eine wundervolle Aussicht über das Sarcatal.

#6 Der Inbegriff von Bella Italia: Limone sul Garda

Das charmante Örtchen Limone sul Garda ist wohl der Inbegriff von Bella Italia. Es wurde terrassenförmig an den Fuß eines Steilhangs gebaut und liegt inmitten endloser Olivenhaine und duftender Zitronen- und Orangengärten. Die bunten, blumengeschmückten Häuschen und verwinkelten Gässchen der Altstadt sind daher auch ein totaler Touristenmagnet. Wir fühlten uns ständig wie in eine 60er Jahre Filmkulisse gebeamt. Wären uns noch die junge Sophia Loren oder Sean Connery begegnet, hätte es uns auch nicht verwundert.

Rund um den Hafen summt und brummt es. Es gibt zig Cafés, Restaurants, Eis- und Souvenirbuden und von hier legt auch das Schiff nach Malcesine ab, das am anderen Ufer liegt. Im Oktober war es erträglich voll, aber ich möchte nicht wissen, welche Menschenmassen sich im Sommer durch das Dörfchen wälzen. Der Herbst eignet sich daher perfekt für einen Besuch. Limone hat die dort wachsenden Zitronen im Übrigen auch zu seinem Wahrzeichen erkoren. Es gibt sie als Wandkacheln oder Seifen, auf T-Shirts oder Handtüchern, als Eis oder Limonade.

#7 Der freischwebende Fahrrad- und Fußweg bei Limone

Wer schon mal in Limone ist, sollte direkt eine kleine Wanderung zum freischwebenden Fahrrad- und Fußweg machen, der etwa 4 km von der Innenstadt entfernt liegt. Der Weg ist hier jedoch das Ziel. Eigentlich wird dieser Küstenweg als Fahrradweg beworben. Der in den Fels gebaute Skywalk ist jedoch nur 2 km lang und der Weg dorthin besteht aus Schotter mit starken Steigungen. Diesen fand ich persönlich nicht sehr fahrradtauglich und mir taten die vielen Radfahrer, die z.T. absteigen und schieben mussten, eher leid.

Mit dem Bike über die Hauptstraße zu fahren, kann ich auch nicht empfehlen. Diese ist sehr stark befahren und führt durch unzählige Tunnel. Radfahrer sind aus meiner Sicht in ständiger Gefahr. Mit Kindern sollte man diesen Weg also auf keinen Fall fahren. Dann lieber eine entspannte Wanderung machen, die immer wieder den Blick auf herrliche Anwesen und lauschige Buchten freigibt. Zudem gibt es unterwegs auch die Möglichkeit in eins der Küsten-Cafés einzukehren oder sich ein Eis auf die Hand zu kaufen.

Nichtsdestotrotz ist der eigentliche Skywalk wirklich toll und man hat eine traumhafte Sicht auf den See. Es wäre toll, wenn dieser irgendwann bis nach Riva del Garda führen würde. Dann könnte man die ganze Strecke wandern und es wäre auch mit dem Fahrrad spaßiger.

#8 Der spektakuläre Steilküstenweg Sentiero Panoramico

Sehr cool ist auch eine Wanderung über den Gardasee-Panoramaweg „Sentiero Panoramico Busatte Tempesta“ am nördlichen Ostufer. Die Aussichten auf den See sind spektakulär, allerdings ist die Wanderung nicht ganz so easy. Die vielen Metalltreppen, die sich an der Steilwand entlangziehen, muß man nämlich erstmal überwinden. Runter kommt man immer, hoch ist allerdings schweißtreibend ;). Die Geländer sind sehr stabil, schwindelfrei sollte man aber de fakto sein.

Da uns der Rundweg durch die Berge zu lang und anstrengend war, sind wir den gleichen Weg wieder zurückgelaufen. Man kann den Panoramaweg allerdings auch bis zum Küstenort Tempesta laufen und dann mit dem Linienbus bis nach Torbole zurückfahren. Da wir unser Auto aber am Berg bei Busatte geparkt hatten, kam diese Option für uns leider nicht in Frage.

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#9 Das charmante Fischerörtchen Torbole

Wer den Sentiero Panoramico entlangwandert ist, hat sich auf jeden Fall einen Aperol Sprizz am Seeufer in Torbole verdient. Von hier aus  startet man bestenfalls auch die Wanderung. Torbole war einst ein kleines Fischer- und Holzfällerdorf, heute wird es jedoch hauptsächlich von Touristen bevölkert, die wandern, klettern, windsurfen oder mountainbiken. Da es so stark angewachsen ist, zieht es sich mittlerweile bis nach Riva del Garda. Der kleine Hafen mit den typischen italienischen Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert ist aber auf jeden Fall sehenswert.

#10 Lago di Ledro

Auch der Lago di Ledro ist ein See wie aus dem Bilderbuch. Er ist glasklar und tiefblau und liegt in einem Bergkessel, 600 Meter über dem Gardasee. Die Fahrt dorthin führt daher auch durch einen langen Tunnel und über steile, enge Serpentinenstraßen. Mit seinen schönen Liegewiesen ist er ein perfekter Badespot im Sommer, aber auch kulturell gibt es hier ein bisschen was zu entdecken.

In Molina kann man die Reste einer ca. 4000 Jahre alten Pfahlbautensiedlung besichtigen, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. In Bezzecca kann man sich über die militärhistorische Vergangenheit des Tales informieren. Dieses wurde nämlich immer wieder heftig von Italienern und Österreichern umkämpft. Und im Ledro Land Art haben sich diverse Künstler mitten im Pinienwald ausgetobt. Entlang des Waldpfades findet man 27 verschiedene Kunstwerke, die in die Natur integriert wurden. Am Ende des Weges landet man dann an einem Bach mit herrlichem Bergpanorama.

#11 Quer durch Tremosine sul Garda

Auf den unendlichen Serpentinenstraßen der Region Tremonsine sul Garda sind wir eigentlich nur gelandet, weil wir eine Ausfahrt verpasst haben. Und Verfahren ist entlang des Gardasees wirklich sehr unpraktisch. Es gibt nur eine Straße, die immer entlang der Steilküste und durch unzählige Tunnel führt. Mal eben irgendwo wenden, ist also kaum möglich. Ich mag mir kaum vorstellen, wie sich hier im Sommer der Verkehr staut.

Einmal den Berg hochgefahren, wollten wir aber auch nicht mehr umkehren, daher sind wir den Weg einfach bis zum Ende gefahren. Und das bedeutete mindestens 1 1/2 Stunden Kurven über Kurven, gespickt mit irren Ausblicken. Fotos habe ich davon jedoch nicht machen können. Zwischendurch gibt es jedoch auch immer wieder kleine, idyllische Bergdörfer.

Der Gardasee im Oktober

Aus diversen Erzählungen habe ich immer wieder vernommen, dass man den Gardasee im Sommer besser meiden sollte. Zu heiß und vollkommen überfüllt. Ich fand eine Reise im Oktober jedoch perfekt. Wir hatten durchgehend Sonnenschein und Temperaturen um die 18 Grad. Wobei man schon eine Jacke brauchte, sobald die Sonne hinter dem nächsten Berg verschwand. Zudem weht vom See her immer ein frisches Lüftchen. Unsere Kinder hat das wenig geschreckt. Sie sind trotzdem in unseren eiskalten Pool gesprungen. Auch die Anzahl an Besuchern fand ich im Oktober noch in Ordnung. Wobei es sich in Orten wie Limone sul Garda wohl zu jeder Tageszeit knubbelt.

Anreise und Mautgebühren

Da ich keinen Planungsvorlauf hatte, kam für uns nur eine Anreise mit dem eigenen Auto in Frage. Das bedeutete für uns allerdings fast 1000 km one way. Da wir diese mit den Kindern nicht durchfahren wollten, haben wir eine Nacht in Tirol verbracht. Das hatte u.a. den Vorteil, dass wir bereits früh morgens den Brenner überqueren konnten. Vollkommen staufrei. Gerade am Nachmittag und an den Wochenenden können sich hier auch schon mal 2-stündige Staus bilden.

Das österreichische Autobahn- und Schnellstraßennetz ist bis auf wenige Ausnahmen gebührenpflichtig. Deutsche benötigen daher für die Durchfahrt eine Vignette. Die Klebevignette kann man an jeder Tankstelle kurz vor der Grenze erwerben. Die 10 Tages-Vignette für PKW kostet 9,50 €. Zusätzlich fallen Mautgebühren an, die ich allerdings nicht mehr zusammenbekomme. Auf dem Hinweg sind wir über Bregenz gefahren, auf dem Rückweg über Innsbruck und die Zugspitzregion.

Preise am Gardasee

Tatsächlich waren wir positiv überrascht über die moderaten Preise am Gardasee. Diese sind auf jeden Fall günstiger als in Südtirol und auch hierzulande. Eine Kugel Eis kostet etwa 1,20 €, ein Kaffee 2 – 2,50 €, ein Panini 4 € und eine Pizza 7 -10 €. Und das in absoluten Touristenorten und Restaurants mit Gardasee-Blick. Auch unsere Unterkunft fand ich preistechnisch moderat – zumindest im Oktober.

Hachz, war das schön. Auch wenn hier schon wieder der Alltag eingekehrt ist, dümpel ich mental immer noch am Lago di Garda herum. Danke daher auch an meine bezaubernde Co-Autorin Petra die uns, hier auf dem Blog, Italien immer wieder schmackhaft macht. Kurz vor unserer Reise sagte sie zu mir: „Nadine, Italien hat heilende Kräfte!“ Sie hat Recht gehabt.

Hier findet Ihr weitere Reiseinspirationen für den Gardasee und Italien:

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Gardasee: Die schönsten Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele und Aktivitäten

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2 comments

Katharina Thiem-Caccamese 28. Oktober 2021 - 13:28

Lovely ?

Reply
Manfred Ludwig 14. Juli 2022 - 13:00

Ganz toller Reisebericht und super schöne Fotos. Danke.

lg Manfred

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