[Ein Beitrag von Co-Autorin Petra]
Wenn es etwas gibt, mit dem man mich begeistern kann, dann sind es schöne Orte, die mich komplett überraschen. Möglicherweise bin ich schon zigmal dran vorbeigefahren und wusste gar nichts von ihnen. Genauso ging’s mir jetzt mit der Wildschönau – einem echten Geheimtipp in Tirol. Das Schild an der Inntal-Autobahn hab ich nie wirklich bewusst wahrgenommen, obwohl ich gefühlt ständig daran vorbeifahre. Es wurde als definitiv Zeit, endlich mal abzubiegen und dieses wirklich wunderschöne Hochtal zu erkunden.
Und was ich alles entdeckt habe, mag ich nun natürlich auch teilen und verrate euch 5 wunderbare Orte und tolle Wanderungen in der Wildschönau. Vom Süden Deutschlands aus eignet sich das auch gut als Kurztrip oder sogar für einen Tagesauflug – denn die Wildschönau liegt gleich hinter Kufstein.
Unser Geheimtipp in Tirol:
Tolle Familienorte und Wanderungen in der Wildschönau
#1 Schluchtenabenteuer in der Kundler Klamm
Die Kundler Klamm zählt (zu Recht übrigens) zu den schönsten Klammen Österreichs und verbindet das Tal der Wildschönau mit dem Inntal. Klamm übrigens, wer mit dem Wort nicht so viel anfangen kann, bezeichnet eine Gebirgsschlucht, in der sich ein Fluss oder Bach in den Felsen gefräst hat.
Klammspaziergänge und -wanderungen sind oftmals spektakulär und ein tolles Abenteuer mit Kindern. Die Kundler Klamm hat außerdem den Vorteil, dass sie sehr bequem begehbar ist. Die Wege sind breit und sogar kinderwagentauglich. Außerdem gibt es sogar ein nettes kleines Gasthaus auf der dem Inntal zugewandten Seite der Klamm. Der perfekte Ort für eine kleine Stärkung.
Von der Wildschönauer Seite aus fährt man am besten mit dem Bummelzug (der heißt tatsächlich so) zum Startpunkt der Klamm. Man kann das auch laufen, aber das sind ein paar Extrakilometer, die es nicht wirklich braucht, da der Weg nicht wirklich spannend ist – der Zug dafür umso mehr. Insgesamt geht man vom Ausstiegspunkt bis zum Gasthof in gemütlichem Kindertempo etwa 45 Minuten und dann wieder retour. Begleitet wird man dabei von Drachenfiguren an verschiedenen Stationen – der Sage nach hat nämlich ein Drache die Schlucht in den Fels geschlagen. Daraus erklärt sich übrigens auch der
Name „Drachental“, den sich die Wildschönau gegeben hat.
Startpunkt für den Bummelzug ist im Ortsteil Mühltal neben dem ehemaligen Hotel Färberwirt (dort gibt es auch Parkplätze). In den den Sommermonaten fährt der Zug stündlich (retour dann ebenso). Saison ist von Ende Mai bis Anfang Oktober.
#2 Käse kosten auf der Schönangeralm
Fährt man ganz nach hinten ins Tal der Wildschönau, kommt man zur Schönangeralm (dort kann man auch parken). Legt dort auch unbedingt einen Stopp in der Käserei ein – der Käse dort ist nicht ohne Grund vielfach prämiert worden. Nach Voranmeldung kann die Käserei auch besichtigt werden. Im Gasthof, der zur Alm gehört, bekommt ihr leckere Tiroler Kost – am besten auf der Terrasse in Traumkulisse. Vorher bietet sich aber erst einmal eine Wanderung in der wildromantischen Szenerie an.
Dafür müsst ihr auch gar nicht auf den Berg stiegen, sondern könnt auch ganz entspannt unten am
Almboden bleiben. Auf der Alm gibt es im Sommer mehr als 300 Kühe von über 20 Betrieben, die hier quasi in der Sommerfrische sind. Ende September werden sie dann ins Tal getrieben – der Almabtrieb ist ein ganz besonderes Fest, bei dem die Kühe einen aufwändigen Blumenschmuck auf dem Kopf tragen und oftmals noch zu Fuß ins Tal getrieben werden. Wir haben den Almabtrieb zufälligerweise genau erwischt – eigentlich wäre der eine Woche später gewesen, aber wegen eines sich ankündigenden frühenWintereinbruchs kamen viele der Kühe schon eine Woche früher ins Tal. Ein echtes Spektakel, sogar bei schlechtem Wetter!
#3 Hoch hinaus auf den Schatzberg und das Markbachjoch
Wer auf den Berg möchte, kann das in der Wildschönau auch ganz bequem mit der Bahn machen. Während die Schatzbergbahn auch im Winter Betrieb hat (sie verbindet die Wildschönau mit dem benachbarten Alpbachtal) ist die Markbachjochbahn nur im Sommer und Herbst in Betrieb. Oben starten tolle Wanderwege oder man setzt sich einfach hin und guckt den Gleitschirmfliegern zu. Am Markbachjoch kann man auch Tandemflüge unternehmen und sich so einfach an die Profis dranhängen. Haben wir nicht gemacht, aber beim Start zuschauen war schon aufregend genug für das Kindergartenkind.
Vom Schatzberg aus wandert man zum Beispiel gemütlich hinunter ins kleine Örtchen Thierbach, das ein bisschen versteckt liegt. Dafür aber umso schöner ist! Mit Kindern ist dort auch der 3 Kilometer lange Wald-Familienweg eine tolle kleine Tour. Die Schule von Thierbach ist übrigens besonders, denn sie ist eine der kleinsten Schulen ganz Österreichs. In manchen Jahren hatte sie nur 9 Schüler – insgesamt. Zusammen mit der Kirche und ein paar Bauernhöfen und Gasthäusern bildet sie den Dorfkern – einfach nur Idylle pur.
Kleiner Tipp: Mit der Wildschönau-Card sind die Bergfahrten kostenlos. Das spart einiges an Geld. Auch sonst bekommt man mit der Karte eine ganze Reihe von Ermäßigungen, zum Beispiel im Freibad oder beim Erlebnisprogramm für Familien. Die Karte gibt’s gratis zur Übernachtung dazu, ihr bekommt sie in eurer Unterkunft beim Check-in.
#4 Eine Sause im Familienpark Drachtental
Okay, es ist einfach so: Die Berge können noch so schön sein – wenn es da einen Abenteuerspielplatz wie den Drachentalpark gibt, steht der Favorit schon fest. Wobei das Areal sehr viel mehr ist als ein „Spielplatz“, eher ein kleiner Freizeitpark. Neben der absolut fantastischen Alpine Coaster Bahn gibt’s Trampoline, eine riesige Kugelbahn, einen Bike-Trail und sogar ein 5D-Kino. Vor allem die Rodelbahn hat’s uns allen angetan, denn die ist wirklich extrem rasant und man hat das Gefühl weit über dem Tal zu schweben – einfach nur gut.
Jede der größeren Attraktionen im Park kostet allerdings extra – ihr könnt aber auch 10-Blöcke kaufen. Die Kugelbahn und andere Spielgeräte sind gratis. Der Familienpark Drachental eignet sich perfekt für einen Stopp zwischendurch, ein Café mit gutem Kaffee und kleinen Snacks gibt es nämlich auch.
#5 Eine Runde Staunen im Holzmuseum
So einen Ort wie das Holzmuseum habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Und ich glaube, dieser Ort ist schlichtweg ein Unikat. Geht man durch all die Räume, in denen wirklich alles aus Holz zu sein scheint, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dabei wirkt alles erstaunlich sortiert und mit solcher Akribie und Liebe zusammengetragen – es ist einfach phänomenal.
Der Gastgeber und Museumsherr Huber Salcher hat sein Elternhaus mit den Jahren in dieses Gesamtkunstwerk verwandelt. Es gibt Musikzimmer und Studierzimmer, Spielzeug und sogar eine kleine Kapelle, in der bereits Hochzeiten stattfanden, ein Pumuckl-Baumhaus für die Kinder, alte Holzöfen und Klosetts, Schnitzereien und Miniaturen aus Holz, Tische, Stühle, Treppen, Schaukeln, eine Bar … Holz über Holz in fast 60 kleinen und großen Räumen und Kammern. Man geht wie durch ein Labyrinth, das aber irgendwie nie langweilig wird und auch nie seinen Charme verliert.
Am Ende hält man noch einen kleinen Ratsch mit dem Hubert, der einem übers Holz erzählt und sich dann noch ans Klavier setzt und ein bisschen was vorspielt. Am Ende will man diesen verrückten Ort gar nicht mehr verlassen – ein echter Geheimtipp, nicht nur für Schlechtwettertage.
Übernachten in der Wildschönau
Ein echter Lieblingsort ist definitiv der Bio-Bauernhof Hinteraltensberg. Den Familienanschluss gibt es dort auch gleich mit dazu: Frühstück und auch Abendessen (also unbedingt mit Halbpension buchen!) gibt’s für die Gäste nämlich in der großen Stube, es wird für alle gemeinsam gekocht. Und das ist so toll, dass man sich quasi als erweiterte Familie fühlt. Wer mag, darf in den Sommermonaten mit auf die Alm und dort beim Melken helfen – ein mega Erlebnis für Kinder (und auch für Erwachsene).
Es gibt Kaninchen, mit denen man schmusen kann, Alpakas, die neugierig über Hof trotten und die man ebenfalls streicheln kann, Hühner, Katzen, einen großen Garten mit Spielplatz – und natürlich die Berge drum herum. Ein perfekter Ort zum Abschalten. Zu Fuß läuft man etwa 15 Minuten und steht dann direkt an der Talstation der Schatzbergbahn. Im Haupthaus gibt es gemütliche Doppelzimmer, Familienzimmer und Ferienwohnungen. Das Haus daneben bietet ebenfalls Platz für mehrere Personen, zudem gibt’s eine Hütte oben am Berg, die gemietet werden kann. Buchungen am besten direkt über die Website tätigen.
Hinkommen: Mit dem Auto via München und Kufstein (Achtung von Kufstein Süd an ist auf der Autobahn Mautpflicht). Mit dem Zug über Wörgl (die Züge von München in Richtung Innsbruck halten dort) – von dort aus könnt ihr vorab z.B. den Tiroler Bahnhofsshuttle buchen, der euch in die Wildschönau bringt. Vor Ort gibt es Busse, die ihr mit eurer Wildschönau Card kostenlos nutzen könnt.
Mein Fazit zur Wildschönau und noch ein paar Tipps:
Es hat sich schwer gelohnt, mal abzubiegen und die Wildschönau zu entdecken. Definitiv ein Ziel, das sich lohnt erkundet zu werden. Vor allem für Leute, die gerne mal einen Gang zurückfahren, die Natur genießen wollen und mit der ganzen Familie eine schöne Zeit haben. Egal ob für 1 Tag, ein Wochenende, eine Woche oder länger. Wer länger bleibt, kann auch gerne noch ein paar Tiroler Highlights kombinieren, die nicht weit weg liegen: Kufstein und Innsbruck, das Inntal (beispielsweise das Silberbergwerk in Schwaz, die Swarovski Kristallwelten, den Achensee, das Zillertal oder die Kitzbühler Alpen).
Und im Winter? Klar, Skifahren (vom Schatzberg aus kommt man wie gesagt ins Alpbachtal nebenan und hat so mehr als 100 Kilometer Pisten zur Verfügung). Aber auch Winterwandern, Langlaufen, Rodeln, Skitouren oder Schneeschuhtouren sind ein tolles Programm im Winter. Im Familienpark Drachental gibt’s dann außerdem eine Eislauffläche – und der Alpine Coaster fährt auch in den Wintermonaten. Wer Frühlingsskifahren mag, noch ein kleiner Spartipp: Ab dem 18. März 2023 ist der Skipass für alle Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahre gratis, wenn sich ein Elternteil einen 3-Tagesskipass kauft.
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