Kopenhagen mit Kindern

Tipps für die klimafreundliche Hauptstadt von Dänemark

by nadine

Kopenhagen gehört für mich zu den lässigsten Hauptstädten Europas. Ich war bereits ein paar Mal dort, im Sommer 2019 jedoch das erste Mal mit meiner Familie. Da wir eine Woche in einem coolen Ferienhaus in Nordseeland Urlaub gemacht haben, bot sich natürlich auch ein Tagestrip nach Kopenhagen an. Was soll ich sagen? Groß und Klein waren sofort begeistert. Nicht nur wegen des lockeren Schulsystems (über das meine Kinder vorher einen Beitrag in der Sendung mit der Maus gesehen hatten ;)). Sondern weil Kopenhagen einfach hip, hyggelig und vorbildlich in Sachen Klimafreundlichkeit ist.

Kopenhagen will bis 2025 die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt werden und richtet seine gesamte Stadtplanung auf dieses Ziel aus. Anmerkung 2024: Dieses Ziel werden sie vorerst wohl verfehlen. Aber sie haben ihre Emissionen bereits um 80 Prozent reduziert. Von klimafreundlichen, grünen Städten sind wir in Deutschland leider noch weit entfernt. Aber da Kopenhagen aus meiner Sicht eine absolute Vorzeigestadt ist, könnten wir uns daran ein Beispiel nehmen. Ich nehme euch heute mal mit auf einen kleinen Spaziergang durch Kopenhagen und habe ein paar Tipps mit Kindern für euch.

Kopenhagen mit Kindern:

Tipps für die klimafreundliche Hauptstadt von Dänemark

#1 Ein Tag in Kopenhagen

Da wir nicht in Kopenhagen übernachtet haben, sind wir morgens mit dem Auto angereist und haben am Stadtrand geparkt. Von dort aus sind wir in die Innenstadt gelaufen, die für eine Hauptstadt recht übersichtlich ist. Man kann sie also sehr gut zu Fuß erkunden. Am besten beginnt man den Tag mit einem gemütlichen Spaziergang entlang des malerischen Nyhavn, wo viele bunte Häuser das Ufer des Kanals säumen. Je später der Tag desto mehr Touristen. Von dort aus kann man weiter zum Schloss Amalienborg, der Residenz der dänischen Königsfamilie laufen und ggfs. auch den Wachwechsel vor dem Schloss beobachten.

Ob man von dort aus noch weiter bis zur Statue der berühmten kleinen Meerjungfrau am Kastell laufen muss, sei mal dahin gestellt. Ich finde sie hübsch, aber etwas überbewertet. Nichtsdestotrotz werden vor ihr tausende von Selfies geknipst. Der Weg am Wasser entlang ist jedoch sehr schön und gerade im Sommer ein Erlebnis. Mittags sollte man sich unbedingt ein traditionelles Smørrebrød in einem charmanten Café gönnen. Aber Achtung! Die Preise sind happig. Ein (zugegeben) stylishes Butterbrot kostet schnell mal 15 € (Stand 2019).

Nachmittags sollte man unbedingt durch die hübsche Altstadt (Indre By) bummeln. Ein sehr charmantes Viertel mit engen Gassen, bunten historischen Häusern, unzähligen Boutiquen und gemütlichen Cafés. Wenn Ihr mich fragt, ist Kopenhagen ein Shoppingparadies. Die Strøget ist 1,1 km lang und damit eine der längsten Fußgängerzonen Europas und bietet eine riesige Anzahl von coolen Shops aber auch edlen Geschäften mit skandinavischen Designartikeln.

Persönlicher Tipp: In der Streetfood-Halle Papirøen (Paper Island), direkt am Wasser gelegen, gibt es unzählige Smørrebrød-Variationen in chilliger Atmosphäre.

Info zum Parken: Parken in Kopenhagen ist sehr teuer. Parkt daher besser auf einem außerhalb gelegenen Parkplatz und fahrt mit dem Bus in die Stadt. Die Kosten sind dort meistens geringer.

Gut zu wissen: Im Juli ist Kopenhagen, so wie viele andere europäische Städte auch, touristisch recht überlaufen. Wer die Hauptattraktionen wie den Tivoli oder das Schloss besichtigen möchte, sollte dies also besser früh morgens machen,

#2 Copenhagenization: Mehr Räder als Autos

In der Innenstadt von Kopenhagen fahren deutlich mehr Fahrräder als Autos, und das ist wirklich sehr angenehm. Keine stinkenden Abgase, kein Lärm und die ständige Angst, dass die Kinder überfahren werden. Seit 2017 ist Kopenhagen eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt und viele Einwohner besitzen kein Auto mehr. Meine norwegische Cousine hat viele Jahre in Kopenhagen gelebt und konnte mir das persönlich bestätigen. Parken ist daher auch sehr teuer. Dafür gibt es in Kopenhagen 390 km Fahrradwege, breite Fahrradstraßen und sogar Fahrradautobahnen. So können Pendler schnell aus den Vororten zur Arbeit in die Innenstadt fahren. Ob im Anzug, im Minirock oder mit drei Kindern auf dem Lastenrad – hier ist gefühlt wirklich jeder auf zwei Rädern unterwegs. Im Englischen gibt es mittlerweile sogar einen Begriff dafür, wenn Regionen fahrradfreundlicher werden: Copenhagenization!

Das Beispiel Kopenhagen zeigt, dass der Weg zu einer nachhaltigen Stadt eindeutig über die Verkehrspolitik führt. Ich habe selten eine so entspannte und ruhige Stadt gesehen. Wäre es nicht toll, wenn in Zukunft alle Städte so aussehen würden? Dann könnte ich mir auch eine Rückkehr vom Dorf in die Stadt vorstellen.

Gut zu wissen: Auch Touristen können sich die mit Elektromotor und GPS ausgestatteten Räder ausleihen und damit die Stadt erkunden. Außerdem können Fahrräder in den S-Bahnen zu jeder Tageszeit kostenlos mitgenommen werden. Auch die Regional- und Lokalbahnen in Nordseeland bieten die Fahrradmitnahme an, allerdings müssen hier zusätzliche Fahrradtickets gekauft werden. Weitere Infos zum ÖPNV findet Ihr bei Gooutbecrazy.

#3 Die Freistadt Christiania

Bei unserem Bummel durch Kopenhagen landeten wir eher per Zufall in der Freistadt Christiania, einer ehemaligen Hippie-Kommune. 1971 richteten sich einige Hausbesetzer in den alten Gebäuden von Christianshavn ein und blieben bis heute. Was auf den ersten Blick harmlos und wie ein gemütliches Hippieviertel mit kleinen Läden und Cafés aussieht, ist in Wirklichkeit Kopenhagens No-Go-Area. Das war mir eigentlich gar nicht so bewusst. Es wurde mir aber schnell klar, als mir ein muskulöser, etwas grimmig dreinblickender Mann zu verstehen gab, dass ich meine Kamera sofort einpacken solle. Bei einem Spaziergang durch das Zentrum von Christiania, die Pusher Street, wird dann auch schnell klar, warum. Die bunte, mit Laternen geschmückte Hauptstraße ist quasi ein öffentlicher Umschlagplatz für den Drogenhandel. Da wurde uns mit den Kindern schon etwas mulmig.

Gut zu wissen: Wer sich an die ganz eigenen Regeln von Christiania hält, hat nicht unbedingt etwas zu befürchten. Ganz ungefährlich ist ein Besuch trotzdem nicht, denn man betritt hier quasi einen rechtsfreien Raum. Der dänischen Polizei gefällt das übrigens nicht, aber selbst ihr ist es zu gefährlich. Kopenhagener machen daher eher einen Bogen um Christiania.

#6 Die Forgotten Giants

Der dänische Künstler Thomas Dambo hat der Stadt Kopenhagen mit seinen Forgotten Giants ganz besondere Kunstwerke hinterlassen. Nämlich sechs hölzerne Riesentrolle, die er aus Sperrmüllfunden und Recyclingabfällen geschaffen hat. Sie sitzen, stehen oder liegen versteckt in der ganzen Stadt und wer sie alle entdecken möchte, muss sich ein wenig auf die Suche machen. Das ist gewollt, denn die Suchenden sollen andere Teile der Stadt erkunden und vor allem die Natur bewusster wahrnehmen.

Um die Schnitzeljagd nach den Trollen besonders spannend zu machen, hat der Künstler an jedem Altholzriesen einen Hinweis auf den nächsten Standort eines anderen Trolls hinterlassen. Wir haben nur zwei Trolle entdeckt, deren Standorte ich natürlich nicht verrate, um den Spaß nicht zu verderben ;). Für die Kinder war es jedoch ein großer Spaß!

Gut zu wissen: Stand 2024 hat Thomas Dambo seine Forgotten Giants mittlerweile an vielen Orten rund um den Erdball gebaut, was ich wirklich zauberhaft finde. Hier findet Ihr eine Weltkarte mit allen Trollen.

Was wir von Kopenhagen für die Zukunft lernen können:

#1 Lebensqualität:

Lebensqualität wird in Kopenhagen groß geschrieben und die Stadt setzt stark auf die Interessen ihrer Bewohner. In der dunklen Jahreszeit liegt der Fokus auf Hygge, einem gemütlichen und behaglichen Lebensstil. Im Sommer, wenn die Sonne kaum unterzugehen scheint, ist Kopenhagen dagegen extrem outdoor-orientiert und lebenswert. Die Menschen sitzen in jeder freien Minute in der Sonne und genießen die Nähe zum Meer. Überall am Ufer stehen Holzstege, und selbst im alten Hafen ist das Wasser wieder so sauber, dass man darin baden könnte.

#2 Schulystem:

In Kopenhagen gibt es Unterwassergärten, in denen Muscheln und Seegras wieder wachsen und in denen sich Schulklassen mit dem Thema Umwelt auseinandersetzen können. Schulgärten haben in Dänemark eine lange Tradition und seit 2009 steht Gärtnern offiziell auf dem Stundenplan. Bald sollen bis zu 90 Prozent des Essens in Kindergärten und Schulen ökologisch nachhaltig produziert werden. In Dänemark gibt es übrigens keine Schulpflicht, sondern nur eine neunjährige Unterrichtspflicht. Diese kann auch zu Hause durch Homeschooling absolviert werden. Außerdem gibt es bis zur 7. Klasse keine Noten. Kein Wunder, dass meine Kinder das dänische Schulsystem so cool finden ;).

#3 Eneuerbare Energien:

Rund um Kopenhagen sieht man jede Menge Windräder, um dem Ziel schnell näher zu kommen. Was hierzulande Proteste auslöst, stört in Dänemark kaum jemanden. Die Stadt setzt auf erneuerbare Energien aus Windkraft, Solarthermie und Biomasse. Letztere wird zum Teil auch aus dem verbrannten Müll der Kopenhagener gewonnen. Bis zu 160.000 Haushalte sollen mit der freigesetzten Energie mit Fernwärme und 62.500 Häuser mit Strom versorgt werden.

#4 Dachbegrünung:

Auch Dachbegrünungen sind bei Neubauten inzwischen Pflicht, so dass es auf Parkplätzen, Behörden, Wohnhäusern und Hotels grünt und blüht. Es gibt zahlreiche Spielplätze (auch auf Dächern) und sogenannte Pocketparks, kleine Grünflächen zwischen den Häusern. Der großartige Effekt ist eine nachweisbare Verbesserung der Luftqualität und der Artenvielfalt. Jeder Bewohner soll maximal 10 Minuten bis zur nächsten Grünfläche brauchen.

#5 Digitalisierung:

Kopenhagen bzw. Dänemark sind in Punkto Digitalisierung Spitzenreiter in Europa. Mit einem Online-Ticket kann man bequem die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, Behördengänge können meist digital erledigt werden und für eine Tasse Kaffee braucht man kaum noch Bargeld. Das macht viele Prozesse schneller und spart Kosten und Papier. Moderne GPS-Technologie sorgt zudem für freie Straßen.

Ein Tag reicht eigentlich nicht für Kopenhagen, daher nehmt euch beim ersten Besuch unbedingt mehr Zeit. Die Innenstadt ist zwar recht überschaubar, aber um den entschleunigten Spirit zu genießen, muss man einfach länger bleiben. Im Zuge dessen lohnt sich dann auch der Kauf der Copenhagen Card, über die ich u.a. hier berichtet habe. Da wir eine Woche in Nordseeland verbracht haben, konnten wir die Karte auch vermehrt für Attraktionen in der Region nutzen.

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1 comment

Janina 15. April 2020 - 13:34

Da kriege ich gleich wieder Dänemark-Fernweh… Mindestens genauso wie Kopenhagen hat es mir und der Familie im letzten Jahr übrigens Aarhus angetan. Wie wahnsinnig wohl ich mich einfach in Dänemark fühle!
Danke für Deine tollen Beiträge und liebe Grüße aus Berlin, Janina

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