Mit dem Schnellzug durch China

Unsere Route und Tipps für ein echtes Reiseabenteuer mit der Familie

by nadine

China! Allein der Name klang für uns schon immer nach einem echten Reiseabenteuer. Daher haben wir uns nach unserem mehrtägigen Stopover in Peking und Shanghai im vergangenen Jahr erneut auf den Weg dorthin gemacht. Ich weiß, an China scheiden sich die Geister. Entweder interessiert es die Leute nicht, sie finden es politisch fragwürdig oder sie sind total begeistert. Für uns war jedoch klar: Wir wollen dieses riesige, unbekannte Land entdecken und uns selbst ein Bild machen. Eigentlich wollte ich so einen Trip schon seit Jahren machen, aber ich war mir immer unsicher, ob wir so eine Reise mit Kindern machen können. Schließlich galt China wegen der Great Firewall und der Sprachbarriere lange Zeit als äußerst kompliziert zu bereisen.

Dann kam die Pandemie und China schottete sich für fast drei Jahre komplett ab. Erst 2023 öffnete sich das Land langsam wieder und die Visapolitik wurde deutlich gelockert, um den internationalen Tourismus zu fördern. Diese neu gewonnene Reisefreiheit haben wir nun genutzt, um auf eigene Faust mit dem Schnellzug durch China zu reisen. Was soll ich sagen? Das lange Warten hat sich gelohnt und wir haben eines unserer eindrucksvollsten Reiseabenteuer als Familie erlebt. In diesem Blogeintrag habe ich daher mal unsere Route und Tipps für eine Reise mit dem Schnellzug durch China zusammengestellt.

Mit dem Schnellzug durch China:

Unsere Route und Tipps für ein echtes Reiseabenteuer mit der Familie

#1 Unsere Route: Von Chengdu nach Guangzhou

Nachdem wir Shanghai und Peking bereits gesehen hatten, wollte ich unbedingt nach Chengdu, die Heimat der Pandabären. Da es derzeit keine Direktflüge von Deutschland nach Chengdu gibt, flogen wir von Frankfurt nonstop nach Guangzhou und von dort mit einem Inlandsflug weiter nach Chengdu. In Chengdu, das im Südwesten des Landes liegt, starteten wir dann unsere Reise mit dem Schnellzug. Da wir in den Osterferien leider nur zwei Wochen Zeit hatten, haben wir auf dem Weg zurück nach Guangzhou nur zwei weitere Stopps eingeplant. Ich hätte zwar gerne noch mehr gesehen, aber ich wollte es auch nicht zu stressig gestalten.

Erste Station war die Megametropole Chongqing, die mit 32 Mio. Einwohnern derzeit zu den größten Städten der Welt zählt (und übrigens seit 2004 Partnerstadt des kleinen Düsseldorf ist 🙂 ). Danach ging es weiter in die beschauliche 1,3-Millionen-Stadt Guilin (für chinesische Verhältnisse eine Kleinstadt) mit ihren zauberhaften Karstbergen und Flusslandschaften. Das Ende der Reise war dann wieder unser Ausgangspunkt, das tropisch warme Guangzhou, ganz im Süden des Landes. Von Guangzhou aus ist es übrigens nur noch ein Katzensprung bis nach Hongkong und Macau. Unsere 1600 km lange Route könnt ihr euch hier nochmal anschauen.

Unsere Stopps:

Chengdu: Hauptstadt der Provinz Sichuan in Südwestchina mit 20 Mio. Einwohnern. Bekannt für: Pandabären, feurige Szechuan-Küche, Giant Buddha, entspanntes Lebensgefühl.

Chongqing: Megametropole mit 32. Mio. Einwohnern in der Provinz Sichuan. Bekannt für: Beeindruckende Skyline an Steilhängen, Yangtze River, Hot-Pot-Hauptstadt Chinas, traditionelle Bauwerke, Schluchten.

Guilin: Stadt mit 1,3 Mio. Einwohner in der Provinz Guangxi. Bekannt für: Mystische Karstberge und Flusslandschaften, Bergdörfer, Reisterrassen und Höhlen.

Guangzhou: Hauptstadt der Provinz Guangdong in Südchina mit 16 Mio. Einwohnern. Bekannt für: Nähe zu Hongkong und Macau, Chinas größte Messe Canton Fair, Skyline mit Canton Tower (604 Meter), historisches Kolonialviertel mit französischer und britischer Architektur.

Guilin mit Karstbergen
Chongqing: Megacity am Yangtze

#2 Aktuelle Einreisebestimmungen

Da sich die Einreisebestimmungen für China schnell ändern können, müsst ihr euch vorab unbedingt immer bei der chinesischen Botschaft und beim Auswärtigen Amt informieren. Eine Gewähr kann ich absolut nicht übernehmen. Derzeit (Stand April 2025) können deutsche Staatsangehörige jedoch noch bis zum 31. Dezember 2025 ohne Visum für 30 Tage nach China einreisen. Dies gilt auch für andere europäische und asiatische Staaten. Der Reisepass muss noch mindestens 6 Monate gültig sein.

Zuvor gab es bereits eine visafreie Transitregelung, die es Deutschen ermöglichte, sich bis zu 72/144 Stunden in bestimmten chinesischen Städten aufzuhalten. Diese Möglichkeit haben wir auf unserer Reise nach Thailand 2024 genutzt und mehrere Tage in Peking und Shanghai verbracht. Das hat uns als sanfter Einstieg für unsere individuelle China-Reise in diesem Jahr sehr geholfen, da wir bereits viele Erfahrungen sammeln konnten.

#3 Entspannt und nachhaltig: Der Schnellzug

Für uns war von Anfang an klar, dass wir innerhalb Chinas möglichst nicht fliegen wollten. Ausnahme: der Transfer auf dem Hinweg von Guangzhou nach Chengdu. Da die Anreise nach China leider schon der CO2-Supergau ist, wollten wir vor Ort nicht noch mehr Spuren hinterlassen. Deshalb fühlten wir uns mit der nachhaltigen Reisevariante Bahn einfach viel wohler. Schnellzüge verursachen deutlich weniger CO₂ als Inlandsflüge – und das ist in einem Land dieser Größe ein echtes Argument. China mag in Sachen Umweltschutz noch Luft nach oben haben, aber sein Bahnsystem ist definitiv ein absolutes Vorzeigeprojekt und so gut, dass man das Flugzeug getrost links liegen lassen kann.

Ähnlich wie Japan mit dem Shinkansen verfügt auch China über eines der modernsten Netze von Hochgeschwindigkeitszügen. Die modernen, sauberen und fast futuristisch anmutenden Züge rasen teilweise mit bis zu 350 km/h durch das Land und verbinden unzählige Städte miteinander. Neben der schnellen und nachhaltigen Fortbewegung ist es natürlich auch ein großer Vorteil, dass wir entspannt aus dem Fenster schauen und die wechselnden Landschaften an uns vorbeiziehen lassen konnten. Dabei wird einem erst so richtig bewusst, wie vielfältig die Landschaften in China und wie enorm die Entfernungen sind.

#3.1 An Bord

Natürlich ist auch an Bord alles neu und auf dem modernsten Stand. Die Sitze sind sehr bequem und haben viel Beinfreiheit, was uns großen Europäern sehr entgegen kommt. Außerdem gibt es einen Bordservice, bei dem man kleine Speisen und Getränke bestellen kann, und eine Heißwasserstation für die schnelle Nudelsuppe zwischendurch. Übrigens lohnt es sich aus meiner Sicht nicht, die 1. Klasse zu buchen. Hier gibt es zwar nur 2er-Reihen, die Sitzabstände sind noch größer und man bekommt eine kleine Snackbox. Aber auch die 2. Klasse mit ihren 3er und 1er-Reihen ist sehr gut und der Unterschied zur 1. Klasse ist nicht eklatant. In der 1. Klasse fahren zudem weniger Menschen, daher gibt es in der 2. Klasse eindeutig mehr zu sehen und man kommt auch eher in Kontakt mit Chinesen.

#4 Tipps für die Zugbuchung

Da man die Züge leider nur 2 Wochen im Voraus buchen kann und dies von Deutschland aus nur sehr schwer möglich ist, kann ich euch die Buchung über die Plattform travelchinaguide.com wärmstens empfehlen. Hier kann man sich schon Monate im Voraus die gewünschten Zugverbindungen heraussuchen und „vorbuchen“. Die Agentur kümmert sich dann genau 2 Wochen vorher um die Fixierung der Buchung und schickt euch dann auch sofort die Tickets zu. Die sind übrigens nicht mal besonders teuer. Wir haben für die drei Zugfahrten (zwei Fahrten in der 2. Klasse, eine in der 1. Klasse) für drei Personen nur 400 US-Dollar bezahlt.

Es kann zwar passieren, dass man den Zug nicht zur gewünschten Zeit oder in der gewünschten Klasse bekommt. Aber die Agentur bietet einem direkt eine Alternative an. Außerdem bekommt ihr auch direkt Sitzplätze zugewiesen. Ich fand den Service absolut super! Sie antworten schnell und überweisen zu viel bezahltes Geld (weil man z.B. 1. Klasse fahren wollte, aber nur 2. Klasse bekommt) direkt zurück. Derzeit bietet travelchinaguide 25 verschiedene Städte in China an. Damit kommt man schon recht weit.

Gut zu wissen: Die Bahntickets müssen nicht mehr ausgedruckt werden. Sie sind quasi direkt mit eurer Passnummer verknüpft, so dass beim Check-In nur noch der Reisepass benötigt wird.

Hinweis: An dieser Stelle auch nochmal 1000 Dank an Dennis von East Rail Stories, der u.a. auch schon oft mit dem Zug durch China gereist ist und mir mit seinen Tipps sehr weitergeholfen hat.

Hier mal eine Übersicht über unsere Buchungen samt Fahrzeit:

  • Chengdu East 成都东, 2nd Class Seat, Departure: 13:32 / Arrival: 15:13, Chongqing North 重庆北
  • Chongqing West 重庆西, 2nd Class Seat, Departure: 11:45 / Arrival: 17:08, Guilin West 桂林西
  • Guilin West 桂林西, 1st Class Seat, Departure: 12:30 / Arrival: 14:53, Guangzhou South 广州南
Mit 290 km/h durch China
Mit 292 km/h durch China

#5 Bahnhöfe und Tipps für den Check-In

#5.1 Bahnhöfe wie Flughäfen

Viele Großstädte haben direkt drei oder vier Bahnhöfe (Nord, Süd, Ost, West), die teilweise bis zu 25 km außerhalb der Stadt liegen. Wenn man so einen Bahnhof mal gesehen hat, weiß man auch warum. Sie sind riesig und sehen aus wie Flughäfen. Sie sind zudem Fall modern, blitzsauber und es gibt Cafes, Restaurants und Shops, um noch einen Snack für die Fahrt zu kaufen. Sie haben also rein gar nichts mit unseren schmuddeligen Bahnhöfen gemein, um die man lieber einen Bogen macht.

Bei der Buchung der Züge haben wir immer versucht, den Bahnhof zu wählen, der am nächsten zu unserem Hotel liegt. Da Google Maps aber nur sehr unzureichende Informationen liefert und ich auch schon mal kurzfristig ein anderes Hotel gebucht habe, hat das nicht immer geklappt. In der Regel sind die Bahnhöfe aber auch direkt mit der Metro verbunden, die einen schnell in die City bringt und natürlich gibt es auch Taxistände (wobei ich hier immer die DIDI-App, eine Art Uber, bevorzuge. Aber dazu ein anderes Mal mehr).

Extra Tipp: Ladet euch vorab unbedingt die Baidu App, (offizielle chinesiche Suchmaschine) herunter. Sie bietet neben der Suchfunktion auch weitere Dienste wie Nachrichten, Karten und einen Browser mit integrierter Sprachsuche an. Die Karten funktionieren ziemlich genau, was vor Ort extrem hilfreich ist.

#5.2 Easy Check-In

Beim Betreten des Bahnhofs muss der Reisepass (also die Fahrkarte) vorgezeigt und das Gepäck durchleuchtet werden. Ausländer können übrigens nicht durch die digitalen Check-in’s gehen, sondern müssen den Pass immer einem der Mitarbeiter vorzeigen, der ihn manuell kontrolliert. Da aber alles wie am Schnürchen klappt, reicht es aus, etwa 45 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof zu sein. Das Gate zum Zug wird dann 15 Minuten vor Abfahrt geöffnet. Dann müsst ihr noch einmal euren Pass vorzeigen und könnt direkt zum Zug gehen, einsteigen und es euch auf euren reservierten Plätzen bequem machen. Dass der Zug dann auf die Sekunde pünktlich abfährt und auch ankommt, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen ;).

Weitere Tipps für Familien, die sich auf dieses Abenteuer einlassen wollen:

  • Plant genügend Zeit ein: China ist riesig. Lieber weniger Stationen, dafür intensiver erleben. Wir waren meist 3-4 Nächte vor Ort.
  • Recherchiert die Bahnhöfe im Voraus: Manche sind so groß wie kleine Städte und liegen relativ weit außerhalb.
  • Ladet euch eine Übersetzungs-App herunter: Ich habe Google Translator genutzt. Das hilft unglaublich bei Beschilderungen, die nur auf chinesisch sind oder wenn man Fragen hat.
  • Packt Snacks ein: An den großen Bahnhöfen kann man sich meist gut mit Sandwiches und Co. eindecken.
  • Seid offen und neugierig: Auch wenn die Sprache eine Hürde ist, sind Chinesen meist warmherzig und freundlich. Man wird oft neugierig beäugt und fotografiert und manche trauen sich auch, einen anzusprechen und in ihrem Land willkommen zu heißen :). In diesem Sinne: Nĭ hăo!

PIN IT AND SAVE IT FOR LATER!

Am Ende dieser Reise hatten wir nicht nur tausende neue Eindrücke gesammelt, sondern auch das wunderbare Gefühl, China auf eine langsame, bewusste und nachhaltige Art erlebt zu haben. Diese Erlebnisse als Familie zu teilen können, war absolut großartig. Und auch unser 13-jähriger Sohn schien nach diesem Trip mal wieder über Nacht gewachsen zu sein.

Was meint ihr? Wäre so eine Reise mit dem Schnellzug durch China etwas für euch? Habt ihr noch Fragen? Dann gerne her damit!

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