Reisen mit Teenagern

Die besten Tipps von Reiseprofis für einen entspannten Urlaub

by nadine

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Dazu ne „Prise“ Drama, Motivationslosigkeit, Übereifer, Provokation, Dauergenöhle und das leidige Smartphone. Hinzu kommen bei uns seit Kurzem auch noch Gepäckmassen, weil unbedingt zig Hoodies, Sneakers, Beautykram und Hanteln mit auf Reisen müssen. Herrlich! Der Urlaub mit Teenager kann beginnen. #IronieOff und man möge meinen liebenvollen Sarkasmus bitte mit einem Augenzwinkern lesen ;).

Ich hatte immer das große Glück zwei recht entspannte Reisekinder zu haben. Von unserer zweimonatigen Elternzeit in Thailand vor 10 Jahren, über viele Roadtrips durch Kanada, Portugal, Norwegen oder Südafrika bis hin zu Städtetrips nach Dubai, London oder Singapur – es verlief in der Regel recht harmonisch. Unsere zwei Söhne waren meist mit Feuereifer dabei und haben sich auf unsere gemeinsamen Trips gefreut. Aber nach bald 15 Jahren Reiserei, zeigt uns unser „Pubertier“ nun wo der Hammer hängt und unser „Vorpubertier“ trötet gleich fröhlich mit ins gleiche Horn ;).

Was soll ich sagen? It sucks. Mittlerweile kann ich gut nachempfinden, warum auch unseren Eltern irgendwann die Lust auf Urlaub mit meinem Bruder und mir vergangen ist.

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Reisen mit Teenagern: Die besten Tipps von Reiseprofis für einen entspannten Urlaub

Ist Reisen mit Teenagern gar nicht mehr möglich, ohne sich danach vollkommen urlaubsreif zu fühlen? Und wie kann ein gemeinsamer Urlaub aussehen, damit alle auf ihre Kosten kommen? Da unser Sohn erst 15 Jahre alt wird, halten sich unsere Erfahrungen noch in Grenzen. Daher habe ich mal ein paar Reiseprofis gefragt, wie sie das mit ihren Heranwachsenden handeln. Herausgekommen ist eine spannende Mischung.

Lena von Family4travel:

Lena von family4travel bloggt seit 2013 über die gemeinsamen Reisen mit ihrer Familie durch Deutschland und Europa. Während der Grundschulzeit, haben sie mit ihren zwei Kindern eine Langzeitreise in Europa gemacht. Heute sind ihre Jungs bereits 17 und 15 Jahre alt und es gibt noch einen kleinen Nachkömmling im Alter von 2 Jahren.

Photocredit @family4travel

Ich denke, unser Geheimnis ist vor allem eine solide Basis. Reisen war immer unsere gemeinsame Leidenschaft. Unsere Langzeitreise im Grundschulalter – 11 Monate durch Europa – hat uns als Familie sehr geprägt. Trotzdem hat sich das Unterwegssein mit Einbruch der Pubertät verändert. Das gilt eigentlich im selben Rahmen wie in allen anderen Lebensbereichen auch. Lustlosigkeit und Eigenbrötlertum sind nun feste Größen, mit denen wir umgehen müssen.

Mein Lösungsansatz ist, noch stärker als vorher schon auf die Bedürfnisse aller einzugehen. Das heißt, eingegangen sind wir immer schon darauf. Die Bedürfnisse klaffen jetzt nur weiter auseinander. Deshalb trennen wir uns heutzutage häufiger auf. 14 Tage Wandern auf Rügen waren so tatsächlich kein Problem. Von vornherein haben wir vereinbart, dass die Teens nur jeden zweiten Tag mitwandern müssen. Waren wir Eltern mit dem Kleinkind allein unterwegs, durften die Jungs in der Unterkunft gammeln – offenbar die schönste Form von Urlaub für beide momentan.

An den Tagen, die wir gemeinsam unterwegs waren, gab es ein ausbalanciertes Programm. Lasertag, Kletterpark und Adventure-Golf war dann ebenso dabei wie Museum, Spielplatz für die Kleine und eben schöne Halbtageswanderungen. Während der 17-Jährige mit dieser Lösung vollauf zufrieden war, mussten wir den 14-Jährigen während der Nicht-Teenie-Programmpunkte noch regelmäßig an seine Zustimmung zu diesem Handel erinnern. Irgendwann reichte immerhin das pantomimische Drücken der „Mute-Taste“, um die Motz-Arien zu beenden. Und: In den Wander-Urlaub nach Schottland wollen beide unbedingt wieder mit.

Sabine von MadameFernweh:

Sabine von MadameFernweh schreibt auf ihrem Blog über Reisen mit der Familie, gibt aber auch Tipps für Paare und Best Ager.

Photocredit @MadameFernweh

Unser Roadtrip durch die Normandie und Bretagne im Jahr 2018 war unser Wendepunkt in Sachen Familienurlaub. Bis dahin haben ausschließlich wir Eltern die Ziele und das Programm bestimmt. Aber diesmal (unsere Kinder waren 14, 12 und 9  Jahre alt) stießen wir auf zunehmenden Widerstand. Zu viel Ausflüge, zu früh aufstehen, zu viele Ortswechsel. Nach einer Woche verkündeten uns die Kids: „In diesem Land hat doch mal eine Revolution stattgefunden, oder? Wir machen jetzt auch eine Revolution – ab sofort gehen wir nicht mehr mit auf Ausflüge und wir stehen morgens auch nicht mehr früh auf.“

Sie wollten die Zeit im Urlaub nur noch mit Dingen verbringen, die SIE gerne machen: chillen, Musik hören und am Handy daddeln. Nach dem ersten Schrecken habe ich irgendwann beschlossen, bei unseren Reisen zukünftig mehr auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzugehen, auch wenn sie nicht mit meinen eigenen übereinstimmen. Schließlich machen mir endlose Diskussionen und am Ende doch lange Gesichter im Urlaub auch keinen Spaß.

Mittlerweile sind unsere Kinder 17, 15 und 12 und ich habe rausgefunden, dass folgendes in Sachen Reisen bei ihnen gut ankommt: Skiurlaub, Strandurlaub (sie lieben Mallorca), USA geht immer (Florida ist perfekt für Familien), Städte ziehen eher als Natur, grundsätzlich wenige Ortswechsel und wenig Programm.

Mein Tipp für dich ist also, Kompromisse zu finden, mit denen alle Familienmitglieder zufrieden sein können. Nicht zu hohe Erwartungen zu haben und die Bedürfnisse der Teenager ernst zu nehmen und darauf einzugehen. Das gilt allerdings nicht nur für das Reisen, sondern das ganze Leben mit Kindern.

Susanne von Travelsanne:

Sanne schreibt auf ihrem Familien-Reiseblog Travelsanne übers Reisen, Wandern und Genießen mit Kindern & Teenagern. Am liebsten entdeckt sie mit ihrer Familie die Welt abseits der ausgetretenen Pfade und verrät ihre Geheimtipps.

Photocredit @Travelsanne

Wir lieben es, mit unseren beiden Teenagern zu reisen. Manchmal kann es aber auch für alle Beteiligten sehr anstrengend sein. Ein paar Tipps haben sich bei uns bestens bewährt, um einen sehr entspannten Urlaub miteinander verbringen zu können. Am wichtigsten ist es, die jungen Erwachsenen an der Wahl des Reiseziels zu beteiligen. Geht es ans Meer, sind in unserer Familie alle Feuer und Flamme. Beim Wandern im Gebirge wird es momentan eher schwierig, alle unter einen Hut zu bringen.

Gemeinsamer Sport steht bei unseren Teenies auch weit oben auf der Beliebtheitsskala. Der Sohn mag es am liebsten actionreich, zum Beispiel beim Rafting oder Mountainbiken. Die Tochter ist für gechilltes Stand Up Paddling oder Yoga – am liebsten am Strand – zu begeistern.  Besonders entspannt ist es, Urlaub mit Freunden zu machen, die gleichaltrige Kinder haben. Oder wir nehmen einfach die Freunde der Kinder mit in den Urlaub. Das finden unsere beiden genial und für uns Eltern fühlt sich der Urlaub mit vier jungen Erwachsenen fast ein wenig wie in früheren WG-Zeiten an. Viele weitere Tipps verraten wir dir im Erfahrungsbericht über unseren Zeeland Urlaub mit Teenagern.

Tanja von Spaness:

Tanja schreibt auf Spaness über ihre entspannt-genussvollen Reisen, Ausflüge und Abenteuer. Mit ihrer Familie reist sie am liebsten per Roadtrip durch Europa und entdeckt gern noch unbekannte(re) Regionen und Städte in Deutschland.

Photocredit @Spaness

Als vielreisende Familie haben wir uns über die Jahre so einige wirksame Strategien überlegt, um den Nachwuchs auf Reisen bei Laune zu halten. Von der gemeinsamen Reiseplanung, um den Nachwuchs aktiv einzubeziehen und Neugierde zu wecken, bis hin zu Belohnungssystemen wie beispielsweise Eis und Kuchen nach einer anstrengenderen Reisepassage. Mit Beginn des Teenager-Alters hat unser Nachwuchs dann aber plötzlich nach mehr Freizeit und persönlichem Freiraum verlangt, klassische Belohnungen wurden uninteressant(er). Außerdem haben plötzlich coole Reiseerlebnisse alleine auch nicht mehr ausgereicht… denn diese mit den Eltern zu erleben ist meistens alles andere als wirklich cool.

Das war der Moment, an dem wir anfingen, Freunde unseres Nachwuchses mit auf die Reise zu nehmen oder auch gezielt – gemeinsam mit einer befreundeten Familie – auf Reisen zu gehen. Dabei haben wir beispielsweise auch festgestellt, dass für unseren Nachwuchs vieles auf Reisen eine Selbstverständlichkeit ist (wie z.B. das aktive einbeziehen, nicht nur an Strand und Pool rumliegen oder auch gemeinsame actionreichen Abenteuer erleben). Für andere Teenager sind unsere Art Urlaub zu machen und zu reisen aber wirklich was besonderes. Sie finden uns als Eltern sogar besonders entspannt und fühlen sich sehr wohl mit uns. Dadurch hat schlußendlich auch die Wertschätzung unseres Nachwuchses (wieder) zugenommen.

Elly von Elly unterwegs:

Elly von Elly Unterwegs, lebt mit ihrer Patchworkfamilie, bestehend aus Partner und 4 Kids (12,12,13 und 15) auf einem kleinen Bauernhof im Münsterland. Die Tochter ihres Partners (8) lebt bei ihrer Mutter in einem anderen Bundesland, aber wenn immer es ferientechnisch möglich ist, ist sie mit ihnen auf Tour. Dann reisen sie sogar mit fünf Kindern.

Photocredit: Elly Unterwegs

Mein Überlebenstipp für alle, die mit Teenagern vereisen: Im Vorfeld, also vor der Buchung, schon alles besprechen.
Wir setzten uns immer gemeinsam zur Urlaubsplanung an einem Tisch, jeder darf seine Wünsche fürs Reiseziel und Unternehmungen äußern und wir versuchen, alles unter einem Hut zu bekommen. Bei 5 Kids heißt das aber auch oft, Kompromisse einzugehen.

Je älter die Kids werden, desto länger möchten sie schlafen und feste Zeiten für die Handynutzung und Besichtigungstouren sind auch nicht mehr sehr beliebt.Deswegen erstellen wir bereits vor der Reise einen ungefähren Tagesplan. Mal bestimmen die Erwachsenen einen Tag, mal die Kids. So vermeiden wir den Stress am Urlaubsort.

Das heißt aber nicht, dass wir vor Ort auch mal spontan alle Pläne vergessen und was ganz anderes machen. Und wenn dann mal vor Ort etwas umgeplant werden soll, wird demokratisch abgestimmt. Dass so eine Abstimmung bei 5 Kids eher selten zu Gunsten und Erwachsenen ausfällt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen ;). Mit diesem System fahren wir bis dato jedoch sehr gut und sind aktuell mittendrin in der Planung für unseren Sommerurlaub 2022 – gemeinsam mit den Kids!

Nadine von Planet Hibbel:

Es gibt Tage, da können wir immer noch gemeinsam reisen und schöne Erinnerungen für die Ewigkeit sammeln. Es gibt aber auch Tage, da möchten wir die Brut am Liebsten am nächsten Straßenrand aussetzen. Unser gemeinsamer Italien-Urlaub im Herbst war zwar relativ entspannt, aber nur solange sich die Jungs möglichst nicht bewegen mussten. Was unseren Aufenthalt in Südtirol einigermaßen schwierig gemacht hat. Berge ohne Laufen geht halt nicht und man kann sie ja schlecht per Rollstuhl durch die Dolomiten karren ;).

Unsere bisherigen „Überlebensstrategien“ für 24/7 – Zeiten sehen daher aktuell so aus:

Zu Viert in einem Hotelzimmer, Zelt oder Campervan? Undenkbar! Spätestens seit Corona haben wir gelernt, dass wir auch Abstand voneinander brauchen, um Familienzeit genießen zu können. Daher buche ich möglichst nur noch Ferienhäuser und -wohnungen, die 2-3 Schlafzimmer haben. Das ist natürlich Luxus, aber der ist es mir wert. Sonst brauche ich anschließend Urlaub vom Urlaub. Jeder braucht eine Tür, die er auch mal hinter sich schließen kann. Das ist auf Reisen nicht anders als daheim.

Den Teen lassen wir mittlerweile auch immer wieder mal einen Tag allein und machen was ohne ihn. In unserem Frankreich-Urlaub letzten Sommer hat das gut geklappt. Während wir einen Ausflug gemacht haben, hat er einfach nur gechillt. Problematisch war meist nur, dass unser kleiner Sohn dann auch nicht mehr mit uns mitfahren wollte. Der ist uns, mit seinen 10 Jahren, allerdings noch zu jung. Daher war dann das Genörgel von seiner Seite auch oft erstmal groß. Bis er merkte: „Ach, ist ja doch ganz nett, so mit den Alten allein ;).“

Zudem versuchen wir Ausflugs- mit Relax-Tagen abzuwechseln, was mir relativ schwer fällt. Meist tiger ich irgendwann gelangweilt im Haus herum und möchte die Welt entdecken. Daher reisen wir diesen Sommer das erste Mal seit Jahren gen Süden, damit wir auch mal Zeit am Pool oder Strand einlegen können. Während wir Großen uns zudem lieber in der Natur aufhalten, zieht es den Teen immer öfter in die Stadt und den nächsten H&M. Hier versuchen wir die Interessen abzuwechseln, damit jeder auf seine Kosten kommt.

Ein großes Thema sind bei uns natürlich auch die Smartphones. Achten wir nicht darauf, wird 24 Stunden lang auf das Display geglotzt. Die Folge ist, dass die Kinder nicht mitbekommen, ob sie sich auf Grönland oder Hawaii befinden. Daher schränken wir den Zugang auf bestimmte Zeiten ein und erlauben die Mitnahme auf einen Ausflug nicht. D.h. sie dürfen das Handy auf längeren Autofahrten nutzen oder wenn wir nach einem Ausflug zurück im Ferienhaus sind. Bisher hat dieser Kompromiss relativ gut geklappt.

So und nun gerne her mit euren Lifehacks für einen entspannten Urlaub mit Teenagern! Wie läuft das bei euch? Krawall und Remmidemmi oder Harmonie pur? Und damit nun nicht alle Eltern jüngerer Kinder in Panik verfallen…. es gibt natürlich auch Vorteile beim Reisen mit Teens. Aber davon ein anderes Mal.

Sehr gute Tipps bekommt ihr btw auch bei KidsAway: Reisen mit Teenagern – 12 Tipps für einen tollen Urlaub

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