Im Februar 2020 haben wir einen kleinen Winterurlaub in Nordnorwegen gemacht. Genauer gesagt waren wir eine knappe Woche in der Hafenstadt Narvik und der Region Nordland unterwegs, die nördlich des Polarkreises liegt. Dass dieser Trip, kurz bevor dann Corona ausbrach, unser Jahreshighlight werden würde, könnt ihr euch sicher vorstellen ;). Ich würde ihn aber sogar in die Top Ten der besten Reisen unseres Lebens einordnen. Einmal im Leben einen arktischen Winter zu erleben, ist nämlich schon sehr besonders.
Wenn ihr nun denkt, im Winter wäre es dort nur dunkel und man kann ja gar nichts machen, liegt ihr falsch. Die Norweger sind die Könige des Friluftsliv und nutzen wirklich jede Gelegenheit, um Zeit in der Natur zu verbringen. Bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit. Ich habe in diesem Blogpost daher ein paar Friluftsliv- und Sightseeingtipps für die Region Narvik für euch. Vielleicht bekommt Ihr danach ja Lust auf einen Winterurlaub in Nordnorwegen.
Winterurlaub in Nordnorwegen:
10 Friluftsliv- und Sightseeingtipps für die Region Narvik
- Winterurlaub in Nordnorwegen:
- 10 Friluftsliv- und Sightseeingtipps für die Region Narvik
- #1 Nordlichter jagen
- #2 Schneeschuhwandern
- #3 Hundeschlittentour
- #4 Ein Besuch bei den Samis
- #5 Mit der Ofotbanen nach Kiruna
- #6 Das historische Museum Nord
- #7 Das Kriegsmuseum Narvik
- #8 Der Polar Park
- #9 Skifahren im größten Skigebiet Nordnorwegens
- #10 Friluftsliv: Das norwegische Lebensgefühl
- Hinweis zum Winterwetter:
- 10 Friluftsliv- und Sightseeingtipps für die Region Narvik
#1 Nordlichter jagen
Hauptgrund für eine Winterreise nach Nordnorwegen, sind wohl für die meisten Menschen die Polarlichter. Die zeigen sich nur leider nicht unbedingt dann, wenn man sie gerne sehen möchte. Zudem sind sie für Laien auf den ersten Blick oft nicht erkennbar. Im schwachen Zustand sehen sie nur wie graue Schleier am Himmel aus. Erst durch das Objektiv der Kamera bekommen sie die unverwechselbare rötlich-grüne Färbung. Es kann daher auch passieren, dass man wieder nach Hause fährt, ohne sie gesichtet zu haben.
Für Polarlicht-Anfänger lohnt es sich daher unbedingt eine Tour mit Profis zu buchen, die mit einem auf Nordlicht-Jagd gehen. Da es während unseres Aufenthaltes oft geschneit hat, war der Himmel ständig bedeckt. Unser Guide konnte jedoch mittels Wetter- und Aurora Borealis-App ermitteln, wo und wann der Himmel aufklart und wie intensiv die Nordlicht-Aktivität ist. Wir sind daher ganz spontan bis nach Schwedisch Lappland gefahren. Dort klarte dann auch tatsächlich der Himmel auf und kurz bevor wir schon enttäuscht wieder den Rückweg antreten wollten, zeigten sich die Nordlichter. Leider auch nur in schwacher Version, aber immerhin.
Persönlicher Tipp: Da das Fotografieren in Eiseskälte (und mit quengelnden Kindern am Bein) nicht so einfach ist, lohnt es sich, sich unbedingt vorab mit seiner Kamera vertraut zu machen. Packt zudem ein Stativ ein und macht alle notwendigen Voreinstellungen bereits in der Unterkunft. Da eine längere Fahrt am späten Abend mit Kindern auch nicht unanstrengend ist, solltet ihr zudem auf jeden Fall Snacks und digitale Geräte einpacken.
Die Polarlichter präsentierten sich uns dann im Übrigen nochmal vollkommen überraschend, als wir im Outdoor Hot Tub des Fjellkysten Hotels* saßen und sich die Wolken mal ein wenig lichteten. Natürlich hatte ich da keine Kamera zur Hand und habe das Szenario daher einfach nur genossen. Unverhofft kommt halt oft.
Weitere Tipps zum Thema Nordlichter findet ihr in diesen Beiträgen:
#2 Schneeschuhwandern
Ein echtes Friluftsliv-Abenteuer war auch unsere Schneeschuhwanderung mit NarvikAktiv. Da diese für unseren 8-jährigen Sohn allerdings zu anstrengend war, habe ich sie allein mit unserem Teenie gemacht. Eine herausfordernder, ca. 3-stündiger Trip, der uns auf Schneeschuhen und im Dunkeln durch den tief verschneiten Wald führte. Ziel war die Spitze eines Berges, von dem aus wir eine bezaubernde Aussicht auf die Lichter von Narvik hatten. Bevor es dann wieder ins Tal ging, legten wir aber noch eine Rast mit Lagerfeuer, Kvikk Lunch und heißem Tee ein. Mehr Scandinavian Feeling geht wirklich nicht.
Persönlicher Tipp: Besondere Vorkenntnisse sind für diese Wanderung nicht erforderlich, aber man sollte schon halbwegs fit sein. Obwohl wir Minusgrade hatten, sind wir schwer ins Schwitzen gekommen und waren froh um unseren Zwiebellook. Zudem war uns doch auch manchmal etwas unheimlich zumute. Zwei Frauen und ein 13-jähriger in Dunkeln allein im Wald. Bei jedem Knacken im Unterholz zuckten wir leicht zusammen und vermuteten einen Elch. Oder Axtmörder ;).
#3 Hundeschlittentour
Ein absolutes Must-Do ist natürlich auch eine Fahrt mit dem Hundeschlitten durch die traumhaft verschneite Landschaft. Leider ist dies nicht gerade ein günstiges Vergnügen, aber absolut jeden Cent wert. Für mich war es eins meiner Once in a Lifetime-Erfahrungen und ich war so verknallt, dass ich am liebsten für immer als Hundeschlitten-Guide in Norwegen geblieben wäre. Unsere Tour haben wir auf der Jevningen Farm gemacht, die es (Stand 2023) aber leider nicht mehr gibt.
Nach einer rasanten und sehr sportlichen Fahrt mit den Schlitten durch das verzauberte Narnia, endete unser Tag dann aber sehr koselig. In der gemütlichen Hütte der Jevningen Farm bekamen wir ein leckeres, regionales Essen und versackten dann mit heißem Kaffee und Kuchen vor dem gemütlichen Kamin. Man möchte eigentlich nie wieder gehen ;).
#4 Ein Besuch bei den Samis
Ein Besuch bei einer Sami-Familie und ihren Rentieren, war ursprünglich eins meiner Highlights auf unserem Programm. Aufgrund des krassen Winterwetters, hat es dann aber leider nicht geklappt. Ich war echt traurig, denn wann bekommt man schon mal so eine Möglichkeit. Aber so müssen wir halt zurückkehren, worauf ich mich jetzt schon freue. Hier könnt ihr eine Tour zu den indigenen Samis und ihren Rentieren buchen.
#5 Mit der Ofotbanen nach Kiruna
Wer Zeit hat, sollte sich auch die ca. 3-stündige Fahrt mit dem Arctic Circle Train, bzw. der Ofotbanen ins schwedische Kiruna nicht entgehen lassen. Es geht entlang steiler Fjorde, hoher Gipfel und durch enge Tunnel. In Kiruna befindet sich seit 1898 die größte unterirdische Eisenerzmine der Welt, die auch immer noch in Betrieb ist. Anfangs transportierten Rentiere das kostbare Gestein bis zum eisfreien Hafen in Narvik. Von dort aus wird es bis heute in die ganze Welt verschifft. 1903 übernahm dann die legendäre Kiruna-Bahn den Transport.
Auch dieser Trip hat leider aufgrund hoher Schneeverwehungen auf den Gleisen nicht geklappt. Mein allerherzlichster Dank geht daher an unseren Guide Martin Indregård, der mit uns stattdessen ganz spontan das Umland von Narvik erkundet, uns viel über die Geschichte der Region erzählt und ein paar wunderschöne Plätzchen gezeigt hat.
#6 Das historische Museum Nord
Wer sich für die Geschichte von Narvik und die Verbindung zu Kiruna interessiert, für den lohnt sich ein Besuch des historischen Museum Nord. Man kann es gut zu Fuß von der Innenstadt erreichen und hat einen schönen Ausblick über Narviks Hafen. Es vermittelt einem sehr anschaulich, wie die Stadt Narvik vor über 100 Jahren entstanden ist und das harte, entbehrungsreiche Leben der ersten Bewohner. Die Region wurde zuvor aber natürlich auch schon von den Wikingern und den Samis bewohnt, die eine reiche Kultur hinterlassen haben.
#7 Das Kriegsmuseum Narvik
Wer nach Narvik kommt, sollte sich definitiv auch das Kriegsmuseum anschauen. Es ist zusammen mit der örtlichen Bibliothek und der Tourist Information, in einem futuristischen Gebäude direkt in der Innenstadt untergebracht. Als Deutscher ist ein Besuch aus meiner Sicht geradezu Pflicht. Mein deutscher Großvater war dort u.a. auch stationiert, bevor er nach Trondheim und Rørvik versetzt wurde. Dort traf er dann die Liebe seines Lebens, meine norwegische Oma.
Das Museum ist interessant und verstörend zugleich, denn der Krieg wird sehr anschaulich und plastisch dargestellt. Durch den eisfreien Hafen und das Erz war Narvik ein strategisch wichtiger Ort für die Nazis und Alliierten. Es fanden einige dramatische Seeschlachten, aber auch Kämpfe an Land statt, bei denen Tausende Menschen ihr Leben verloren.
Gut zu wissen: Das Familienticket kostet 275 Kronen, umgerechnet ca. 27 Euro, was sich definitiv lohnt, wenn man an der Geschichte von Narvik und ganz Norwegen interessiert ist. Denn das Land stand während des 2. Weltkrieges dem übermächtigen Feind in Schockstarre gegenüber. Ein Trauma, das bis heute nicht richtig verarbeitet wurde, was ich aus eigener norwegisch-deutscher Familiengeschichte beurteilen kann.
#8 Der Polar Park
Nach dieser schweren Kost ist es dann definitiv wieder Zeit für Leichtigkeit und Natur. Die findet ihr im Polar Park, dem nördlichsten Tierpark der Welt. Keine Sorge, Giraffen und Hippos wird man hier nicht finden ;). Dafür aber viele Tierarten, die in der arktischen Hemisphäre heimisch sind, wie z.B. Moschusochsen, Bären, Rentiere, Elche und Luchse.
Als wir dort waren, hat es z.T. so heftig geschneit, dass wir kaum noch die Hand vor Augen, geschweige denn ein Tier sehen konnten. Umso unheimlicher war es, in dieser Szenerie ständig die Wölfe des Parks heulen zu hören.
Gut zu wissen: Ein Familienticket kostet 850 Kronen, umgerechnet ca. 83 Euro. Kein Schnäppchen, aber ein durchaus normaler Preis für Norwegen. Der Park ist nicht sonderlich groß, aber hübsch angelegt, da sich die Tiere in weitläufigen Gehegen frei bewegen können. Ich empfehle einen Besuch jedoch eindeutig bei besseren Sichtverhältnissen.
#9 Skifahren im größten Skigebiet Nordnorwegens
Das größte Skigebiet Nordnorwegens, Narvikfjellet, liegt quasi mitten in Narvik. Man erreicht es mit der Seilbahn vom Narvikfjellet Resort. Skiläufer werden hier mit Sicherheit ihr Glück finden, aber da wir kein Ski fahren, kann ich euch leider keine Erfahrungsberichte liefern.
Wir wollten eigentlich mit dem Cable Car hochfahren und zumindest die Aussicht genießen und im Narvikfjellet Restaurant etwas essen. Aber auch hier machte uns ein Schneesturm einen Strich durch die Rechnung. Wer nur die Aussicht über die Stadt genießen will, kann aber auch einfach nur den nächsten Berg hochfahren, von dem Narvik umgeben ist.
#10 Friluftsliv: Das norwegische Lebensgefühl
Bei perfekten Wetterverhältnissen gibt es unzählige Aktivitäten die man im Winter rund um Narvik machen kann. Ob Eisklettern, Ski-Langlauf, Abfahrtsski, im Arctic Dome übernachten, Höhlentouren oder Berge besteigen – wenn es um Outdoor-Aktivitäten geht, sind die Norweger mit ihrer Naturverbundenheit einfach unschlagbar. Friluftsliv ist hier nicht nur ein Trend, sondern das Lebensgefühl einer ganzen Nation. Daher werdet ihr Norweger auch meist in praktischen Outdoorklamotten und Norwegerpulli antreffen, statt im hippen Gewand.
Friluftsliv bedeutet aber nicht ständig, noch höhere Berge zu besteigen, weitere Strecken zu wandern oder ausgeflippte Aktivitäten zu erfinden. Es bedeutet, hauptsächlich eins mit der Natur zu sein und zur Ruhe zu kommen. Die Schönheit und Magie unserer Erde zu genießen, der Stille zu lauschen und einfach auch mal nichts zu tun. Ein Grund, warum ich Norwegen so sehr liebe und wohl auch immer wieder meine nordischen Gene durchschlagen.
Hinweis zum Winterwetter:
Aufgrund des turbulenten Winterwetters konnten wir leider nicht all unsere Pläne umsetzen, was uns natürlich etwas gewurmt hat. Wenn man als Tourist unterwegs ist, möchte man natürlich alle Highlights in eine kurze Zeit packen. Man sollte sich aufgrund des unplanbaren Wetters aber immer darauf einstellen, dass man evtl. keine Nordlichter zu sehen bekommt oder die Hundeschlittentour ausfallen muss.
Die Norweger sehen Wetterkapriolen ja grundsätzlich ziemlich gelassen. Es lohnt halt nicht, sich über Dinge aufzuregen, die man eh nicht ändern kann. Daher bleibt man am Besten so lange wie möglich vor Ort, dann lohnt sich auch die weite Anreise und die Chance, die schönsten Aktivitäten in der Natur zu erleben, sind dann natürlich auch am größten. Mein Traum wäre es daher, ja mal einen kompletten Winter dort zu verbringen.
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2 comments
Hallo Nadine,
danke für das schönen Nordnorwegen-Throwback! Im Polarpark waren wir damals auch, der ist super schön. Narvik haben wir aus Zeitgründen ausgelassen, weil wir so viel Programm auf den Lofoten und Vesterålen hatten. Das Kriegsmuseum hätte mich sehr interessiert, aber mein Mann ist da völlig uninteressiert leider. Irgendwann hoffentlich mal.
LG, Nicole
Liebe Nicole! Man muß ja auch zugeben, dass die Lofoten und die Vesterålen so toll sind, dass meist nicht mehr viel Zeit für mehr bleibt. Aber wenn man schon mal an Narvik vorbeifährt, sollte man auf jeden Fall auch mal anhalten. Zumal Spots wie die Lofoten ja z.T. auch schon überlaufen sind. Irgendwann kommst Du vielleicht nochmal hin. Ich finde es bietet sich perfekt in Kombi mit einer Schwedisch-Lappland-Tour an. GlG, Nadine