Die Wurzeln meines Reise-Enthusiasmus

Diesen Post hier von Marianna fand ich so inspirierend, das ich es einfach mal als ne Art Blogstöckchen auffange und ein bisschen aus dem hibbelschen Reisenähkästchen plaudere.

1) Glaubst Du eine gewisse „Reiseverrücktheit“ ist angeboren oder anerzogen?

Ich mutmaße mal, dass mir eine Art Reisegen in die Wiege gelegt wurde. Mein Onkel ist bereits Ende der 50er Jahre nach Südafrika ausgewandert. Meine Oma väterlicherseits ist in den 60ern und 70ern monatelang mit nem VW-Bus durch Afrika getingelt. Meine Oma mütterlicherseits hat ihre Heimat Norwegen verlassen, um nach Deutschland auszuwandern. In meiner Kindheit sind wir also auf fast jeden Sommer gen Norwegen gefahren, um unsere Familie zu besuchen. Und mein Vater, der in jüngeren Jahren auch ausgiebigst durch die Welt gezogen ist, hat mich ebenfalls von klein auf quer durch Europa und Nordafrika geschleppt. Ich wurde also quasi mit einem Koffer in der Hand geboren.

2) Was sind Deine ersten Reiseerinnerungen?

Da sich meine Eltern getrennt haben als ich klein war, bin ich bereits im zarten Alter von 7 Jahren das erste Mal allein geflogen. Die Strecke Berlin-Düsseldorf war damals wegen der Mauer nicht so leicht zu bewältigen. Daher wurde das Flugzeug für mich ein selbstverständliches Transportmittel, um von einem Elternteil zum Anderen zu tingeln. Ihr könnt Euch sicher meinen allerfrühesten Berufswunsch vorstellen, oder ;)? Lustigerweise ist er sogar irgendwann für ein paar Jahre wahr geworden.

Ich so 1984

3) Was ist Deine schönste und Deine aufregendste Kindheitsreiseerinnung?

Pauschalreisen gab es bei uns so gut wie nie. Ich habe dafür viele Sommer bei meiner Familie in Norwegen verbracht und erinnere mich an richtige Bullerbü-Zeiten. Rumtollen zwischen Strohballen, mit meinen Cousinen durch die Wälder streifen, Kanu fahren, Elche und Blaubeeren suchen, in kleinen roten Kinderhäuschen mit den Puppen spielen. Und meine Oma die uns norwegische Lieder vorgesungen und von Ihrer Kindheit erzählt hat. Das sind definitiv meine schönsten Erinnerungen.

Aufregende Reisezeiten hatte ich auch mit meinem Vater und meiner Stiefmutter, die mit mir schon Mitte der 80er Jahre mit dem Auto quer durch die Türkei oder Marokko gereist sind. Diese Gegenden waren zu der Zeit touristisch zum Teil noch so unberührt, dass es wahrlich ein Abenteuer war. Ich erinnere mich z.B. das ich mit 12 in einem kleinen Wüstenort in Marokko aus dem Auto stieg und ein Haufen schwarzer Kinder erst neugierig guckte und dann schreiend weglief. Dort hiess das Spiel wohl „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“.

4) Wann kam bei Dir das erste Mal der Wunsch zu Reisen auf?

Solange ich denken kann. Kindersendungen wie „Sindbad der Seefahrer“ habe ich geliebt und Bücher wie „In 80 Tagen um die Welt“ verschlungen. In dem Moment, als ich reisetechnisch nicht mehr von meinen Eltern abhängig war, habe ich mein Bündel geschnürt und bin los. Wochenlang in nem ollen, schrabbeligen Polo durch Spanien. Bei 40 Grad im Zelt. Meine erste Fernreise ging nach Costa Rica – 1994. 1999 habe ich eine einjährige Weltreise gemacht und 2002 für ein Jahr in meinem Campervan Australien umrundet. 2012 habe ich mir unser Baby und Kindergartenkind geschnappt und wir haben die Elternzeit in Thailand verbracht. Reisen war also immer mein Lebenselixier!

1979 in Griechland – man beachte die Kniestrümpfe 😉

5) Was wünscht Du Dir reisetechnisch für Deine Kinder?

Meine Kinder haben mir jetzt schon viel voraus. Der Mini-Mann ist im zarten Alter von 6 Monaten bereits für 2 Monate nach Thailand gereist. Und der Junior ist dank seines Airliner-Papa´s mit 5 schon fast ein Vielflieger und hat bereits einige Länder gesehen. Für die Zwei schon fast völlig selbstverständlich. Und meist passen sie sich ziemlich schnell und ohne größere Probleme neuen Gegebenheiten und Kulturen an. Ok, das Thema asiatisches Essen hat uns ein bisschen an unsere psychischen Grenzen gebracht ;), aber ansonsten null Problemo.

Auch wenn die Zwei sich später natürlich nicht mehr an ihre ganz frühen Reisen erinnern werden können, bin ich überzeugt, dass sie sich trotzdem etwas für´s Leben mitnehmen werden. Der Junior weiß nun z.B. auch aus eigener Erfahrung, dass es wirklich arme Menschen gibt die unter erbärmlichen Bedingungen leben müssen. Und nicht nur aus meinen Erzählungen und dem täglichen BlaBla „die armen Kinder in Afrika“ am Essenstisch.

Natürlich hoffe ich, dass sie das Reisen so weiterführen und diese wunderbare Welt entdecken werden. Aber vielleicht haben sie auch irgendwann die Nase voll davon das ihre Eltern sie immer durch die Weltgeschichte geschleppt haben und sitzen nur noch pauschal am Strand von Arenal und halten ihre dicken Bäuche in die Sonne ;). Ich bin sehr gespannt.

Und wie war das bei Euch so? Seid Ihr auch schon früh gereist und hat das Euer weiteres Leben beeinflusst?  Wenn Ihr Lust habt, fangt doch einfach das Blogstöckchen auf und plaudert ein bisschen über die Wurzeln Eures Reiseenthusiasmus.