Seit fast 2 Wochen schlagen wir uns nun, dank Covid-19, mit Homeschooling herum. Müssten wir Großen nicht zeitgleich die Brötchen verdienen und im Homeoffice arbeiten, Unmengen an Lebensmitteln ins Haus schleppen, in einer Tour eine dauerhungrige Meute bekochen, Schmutz- und Wäscheberge bekämpfen und mindestens zwei Mitbewohner daran hindern, unser Haus zu zerlegen, wäre das sicher eine witzige Erfahrung. So versuchen wir in all dem Wahnsinn eine gewisse Struktur zu finden und nicht völlig die Nerven zu verlieren. Kommt euch sicher bekannt vor, oder?
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Blogger verraten ihr Tipps fürs Homeschooling:
So behalten wir die Nerven zwischen Homeoffice, Lagerkoller und Haushaltswahnsinn
Da es bei uns immer mal wieder kleinere oder auch größere Eskalationen gibt, bin ich weit davon entfernt euch tolle Homeschooling-Tipps zu geben. Aber ich finde ja, zusammen ist man weniger allein. Und daher habe ich mal ein paar Bloggerkollegen und Instagrammer gefragt, wie sie das aktuell so alles schaffen und was ihre Geheimtipps für ein halbwegs lockeres Homeschooling sind. Vielleicht hilft euch ja der ein oder andere Tipp, durch diese verrückte Zeit.
Meine Homeschooling Laien-Tipps:
In den letzten 2 Wochen haben wir festgestellt, dass uns eine feste Tagesstruktur sehr hilft. Der Wecker klingelt um 8 Uhr, wir frühstücken gemeinsam und sitzen dann um 9 Uhr alle an unseren aufgeräumten! Schreibtischen. Angezogen und gewaschen. Sonst würden wir hier alle in PJ´s all day long versacken. Da unsere Schulen (3. Klasse Montessori Grundschule und 7. Klasse Gymnasium) leider keinerlei digitales Lernen anbieten und uns nur per Mail mit Aufgaben für zig Fächer bombardieren, stehen wir Eltern manchmal ziemlich ratlos und überfordert da. Denn aktuell sind allein unsere Lehrfähigkeiten gefragt und das bedeutet mitunter, dass wir uns erstmal wieder in die englische Grammatik oder mathematische Gleichungen einarbeiten müssen. An manchen Tagen werden wir dann gefühlt alle 5 Minuten gerufen und um Hilfe gebeten. Wenn man sich dann gleichzeitig auf einen Text konzentrieren muß oder mitten in einer Videokonferenz steckt, liegen da des Öfteren die Nerven blank. Bei Groß und Klein.
Ziemlich tragisch finde ich, dass sich unsere Schulen an dieser Stelle komplett rausziehen. Nur soviel: Deutsche Digitalisierung? Setzen! Sechs! Der 11jährige Sohn meiner spanischen Freundin wird auf Mallorca von 9 bis 16 Uhr von den Lehrern digital unterrichtet und das klappt prima. Davon können wir an unseren Schulen nur träumen.
Nachdem wir uns die ersten Tage aufgerieben haben, versuchen wir es mittlerweile nun halbwegs locker angehen zu lassen. Wir tun unser Bestes, aber wir können die Tätigkeit eines Lehrers nicht ersetzen. Wir überlegen uns abends gemeinsam, welche Fächer die Kinder am nächsten Tag bearbeiten. Nach einer Stunde machen die Jungs dann eine kleine Pause, gehen zum Abreagieren aufs Trampolin oder essen etwas. Gegen 11:30 Uhr dürfen sie immer die Sendung mit der Maus gucken, zudem jeden Tag eine Stunde an der Anton.App lernen und spielen und sich auch eigene kleine Lernprojekte ausdenken. Dieses Konstrukt klappt für die Kinder bisher recht gut und ich habe den Eindruck, dass sie dieses Homeschooling eigentlich ganz gerne machen. Nur Freunde und sportliche Aktivitäten sowie Hobbies außer Haus fehlen sehr. Wir versuchen den angestauten Energieüberschuss durch tägliches Jogging und Gymnastik auszugleichen und machen gemeinsame Spaziergänge.
Wenn man Zeit und Muße hat, finde ich Homeschooling eigentlich eine gute Sache. Denn ich glaube, dass meine Kinder tatsächlich effektiver lernen, weil sie sich besser konzentrieren können. Zu oft höre ich von ihnen auch, dass sie keine Lust auf Schule haben, weil diese zu langweilig ist. Ich glaube, dem können wir Zuhause tatsächlich Abhilfe schaffen, da sie sich mit eigenen Ideen einbringen können. Da Kinder aus meiner Sicht aber unter Gleichaltrige gehören und ich nicht zeitgleich arbeiten kann, wäre Homeschooling keine dauerhafte Lösung für uns.
Alexandra von Levartworld / klarblickend:
Alexandra ist Familien-Reisebloggerin bei Levartworld. Sie lebt mit ihrem Mann, dem 13jährigen Sohn und ihrer kleinen Tochter seit fast 2 Jahren in Norwegen und hat ein paar hilfreiche Tipps fürs Homeschooling auf Lager. Auf ihrem Zweitblog klarblickend könnt ihr auch nochmal mehr zu dem Thema lesen.
Von einem Tag auf den anderen haben auch bei uns in Norwegen die Schulen dicht gemacht. Trotz der sehr überraschenden Ansage hat das Homeschooling für unseren 13-Jährigen bereits einen Tag später gestartet. Die digitale Infrastruktur in Norwegen ist sehr gut und die Kinder arbeiten schon seit Jahren auch während der Schulzeit digital. So war die Umstellung doch recht leicht. Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen und wir haben während dieser Zeit im Homeschooling mit einem Teenie einiges dazu gelernt. Meine wichtigsten Tipps sind:
Routine und Tagesplan entwickeln – für die Kinder ist es sehr wichtig nachzuvollziehen, wann gelernt und wann gespielt wird. Daran sollten wir Erwachsene uns auch halten und die Kinder nicht in ihrer Freizeit mit Matheaufgaben und Fragen zum Unterricht nerven.
Pausen analog gestalten – in der Schule sind Handys, Internet und Co. in den Pausen tabu. So sollte es auch zu Hause sein. Wenn die Kinder während der Unterrichtszeit anfangen Fernsehen zu schauen, kann man die restliche Lernzeit vergessen. Die Motivation sinkt auf den Tiefpunkt.
Die Lernzeit zu Hause muss nicht so lange wie in der Schule sein – habe kein schlechtes Gewissen, wenn dein Kind nicht fünf Stunden pro Tag am Schreibtisch sitzt. Mit den ganzen Ablenkungen im Unterricht liegt die geschätzte Lernzeit in der Schule bei zwei Stunden, wenn überhaupt.
Kontakte zu den Mitschülern fördern – Kinder brauchen Kinder und wir sollten, vor allem die kleineren Kider unterstützen ihre Kontakte über WhatsApp, Facetime oder Skype (Videotelefonie) zu fördern. Sprich dich mit den Eltern der anderen Kinder ab und findet einen geeigneten Zeitpunkt für den Austausch. Größere Kinder schaffen das bestimmt auch ohne unsere Hilfe.
Bloß keinen Streit und Stress – wichtig ist, dass unsere Kinder nicht die Lust und den Spaß am Lernen verlieren und jeden Tag voller Motivation ins Homeschooling starten. Darum sollten wir Eltern und einfach ein wenig zurücknehmen, die Kinder nicht kritisieren und zwingen Aufgaben zu lösen, die sie einfach nicht verstehen oder verstehen wollen. Also bloß keinen Stress! Was dein Kind jetzt nicht lernt, lernt es später.
Gabi von den 5Reicherts:
Gabi von den 5Reicherts ist Reisejournalistin und mit ihrem Mann und ihren 3 Söhnen bereits seit 17 Jahren unterwegs in der Welt. Ihre Kinder sind daher Freilerner und haben aus eigener Motivation heraus das Abitur gemacht und studieren mittlerweile z.T. auch. Ich folge ihrem Blog schon seit Jahren und staune immer wieder über ihren Weg, den ich großartig finde. Hier könnt ihr auch mehr über ihr Freilernen lesen.
Unsere drei Kids lernten ohne Schule seit sie 14, 12 und 10 Jahre alt waren. Mittlerweile haben alle drei das Abitur als externe Prüflinge bestanden und studieren erfolgreich. Wir hatten uns als Familie bewusst für das Freilernen entschieden und uns auch über das Thema informiert. Es dauerte eine Weile, bis wir uns an das Lernen ohne Schule gewöhnten. Für uns als Eltern war die größte Lektion, uns in Zurückhaltung bei der Bereitstellung von Lernmaterialien, Lernaufforderungen und solchen Sachen, zu üben.
Die Corona Krise befördert nun innerhalb kürzester Zeit alle Familien ohne Vorbereitung in diese „Homeschooling“-Situation. Das gilt nicht nur für Schüler und Eltern, sondern auch für Lehrer. Da fällt es mir ehrlich gesagt nicht leicht, auf die Schnelle richtig gute Tipps zu geben.
Ich kann jedoch Mut machen. Macht euch nicht zu viele Gedanken, das Lernen ist gerade für Kinder die natürlichste Sache der Welt. Kinder können gar nicht nichts lernen!
Deswegen ist mein Ratschlag an alle, Schüler, Eltern und vor allem an die Lehrer: traut den Kindern, bzw. Schülern ruhig etwas Selbstständigkeit zu. Übergebt ihnen die Verantwortung für ihr Lernen. Lasst sie ihren eigenen Stundenplan machen. Überschüttet die Kids nicht mit langweiligen Lernmaterialien und Übungen, und setzt damit die ganze Familie in Stress. Die Kinder sollen endlich mal die Zeit und den Freiraum haben, sich ihre Projekte frei auszusuchen und ungestört daran arbeiten können. Ich rege alle Eltern dazu an, ihre Kinder vor vermeintlich pädagogisch sinnvollen Aktivitäten zu schützen. Das wahre Lernen sieht nicht nach dem Lernen aus, wie wir es uns vorstellen. Aus Erfahrung weiß ich, dass Lernen am besten funktioniert, wenn es Spaß macht.
Nina von The_TBerg_Family:
Nina lebt seit 6 Jahren mit ihrer Familie in Peking. Hier gab es auch schon mal ein spannendes Interview über ihr Leben als Expats in China. Seit 8 Wochen schlägt sich Nina nun schon mit dem Thema Homeschooling herum, das ich fleißig auf Instagram verfolge. Ich finde sie machen das ganz prima und daher habe ich sie mal nach ihren „ultimativen Tipps“ gefragt.
Wir haben unsere Woche 8 im Homeschooling geschafft. Gute und schlechte Tage weichen manchmal eher schon guten und schlechten Stunden…. ABER wir alle freuen uns noch immer morgens in die Schule „zu gehen“ und auch an den verschiedenen Aufgaben, die die Lehrer fuer uns ausgesucht haben. Montag morgens sortieren wir uns erstmal in aller Ruhe. Zugegebenermaßen beginne ich montags ein kleines bisschen früher, ich brauche für mich diesen Vorabüberblick. Dann befüllen wir unseren Wochenplan mit feststehenden Terminen (bspw. Klassenarbeiten, Videokonferenzen und Freizeit) und verteilen anschliessend dann die Aufgaben der Lehrer auf die Wochentage.
Für uns sehr wichtig sind noch immer folgende Punkte:
– wir „gehen“ in die Schule, also mit geputzten Zähnen, angezogen und nicht im Schlafanzug.
– unsere Schule beginnt jeden Tag zur gleichen Zeit. Bei uns ist das 10 Uhr.
– die Kinder suchen sich selbst aus, wann sie welche Aufgaben erledigen möchten.
– kleine Snacks und Getränke sind immer auf dem Tisch (ihr werdet sehen, Obst- und Gemüsesticks werden gerne gegessen).
– nachmittags ist Sportunterricht mit Freunden im Park.
– nach der Schule werden alle Schulsachen außer Sichtweite gebracht.
– am Wochenende ist die Schule geschlossen.
Was wir auf jeden Fall gelernt haben ist, dass wir uns keinen Stress mehr machen. Der Tag ist lang und meine Kinder sind zu Hause viel effektiver als in der Schule. Außerdem bauen wir genug Pausen ein und auch unser Sport am Nachmittag mit Freunden (Tischtennis, Fussball, Inliner und Badminton) ist uns mittlerweile heilig. Ich hatte viele Pläne für die Zeit desHomeschoolings. Viele viele Pläne, die ich unbedingt umsetzen wollte und immer noch möchte. Ich habe jedoch festgestellt, dass es einfach am Besten funktioniert, wenn ich mit am Tisch sitze. Ohne Hilfe oder vielleicht ist es auch nur die Anwesenheit, geht es bei uns nur sehr selten. Zeit fuer mich habe ich im Moment kaum, aber morgens ne Runde joggen wirkt Wunder.
Es ist eine riesige Herausforderung! Für uns als Eltern und auch für die Kinder! Wir genießen diese intensive und gemeinsame Zeit jedoch sehr! Jeden Tag ein bisschen mehr!
Patricia von Moms Blog:
Patricia ist für mich der Tausendsassa unter den Bloggerinnen. Auf ihrem Moms Blog gibt es daher auch kaum ein Thema, das sie nicht anpackt und das meist mit einer gehörigen Portion Optimismus. Und den brauchen wir in diesen Zeiten doch noch mehr als sonst.
Bei mir und meinen beiden Kindern (13 und 15) verlief das Homeschooling in den ersten Tagen relativ schleppend. Die Kinder befanden sich im Ferienmodus und mussten sich erstmal an die neue Situation gewöhnen. Inzwischen hat sich alles relativ gut eingespielt.
Unser Tagesablauf sieht momentan so aus:
Ich wecke die Kinder unter der Woche um 8 Uhr. Ab 9 Uhr wird dann am jeweiligen Tagesplan gearbeitet, den wir vorher kurz zusammen abstimmen. Gegen 13 Uhr machen wir eine gemeinsame Mittagspause. Jeden 2. Tag steht außerdem Sport auf dem Programm.
Wer mit allen Aufgaben fertig ist, darf zocken oder netflixen und hat den Rest des Tages frei.
Was uns in den letzten Tagen geholfen hat:
– Jedes Kind hat einen Homeschooling Ordner, in den alle Arbeitsblätter abgeheftet werden, sowie einen Wochenplan, in den alle Aufgaben für die jeweilige Woche eingetragen werden. Die Vordrucke findet ihr auf Moms Blog.
– Fragen werden nach Möglichkeit gesammelt. Mein Mann und ich arbeiten schließlich parallel im Homeoffice und möchten bzw. können unsere Arbeit nicht alle 5 Min. unterbrechen.
– Außerdem steht den Kindern die Sofatutor App zur Verfügung, mit deren Hilfe sie selbst nach Lösungen suchen können.
– Wenn die Motivation mal fehlt, nutzen wir die Pomodoro Technik. Das heißt: Stoppuhr stellen, 25 Min. arbeiten, 5 Min. Pause einlegen (Focus Keeper App).
– Während des Arbeitens werden die Smartphones in den Flugmodus gestellt, um ständige Ablenkungen durch Gruppenchats zu vermeiden.
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[…] Tipps und wie Homeschooling bei anderen Familien funktioniert, kannst du bei Nadine von Planethibbel […]
[…] von Planethibbel: So behalten wir die Nerven zwischen Homeoffice, Lagerkoller und Haushaltswahnsinn (mit sehr spannenden Tipps rund ums Thema Homeschooling. Da hat Deutschland noch eine Menge […]