Yeeessss! Wir haben diesen langen, dunklen Corona-Winter überstanden. Der Frühling steht volle Karacho in den Startlöchern und ick freu mir über jeden Sonnenstrahl, die länger werdenden Tage und die ersten Blümchen am Wegesrand. Hatten wir im November nicht noch geunkt, dass wir wohlmöglich bis Ostern in der Corontäne sitzen? Tsja, nun sind wir immer noch mittendrin und irgendwie auch open-end.
Mittlerweile nehme ich das Meiste davon nur noch achselzuckend hin. Aufregen und Lamentieren macht es auch nicht leichter. Ich schätze, wir werden lange mit diesem Virus leben müssen und den hausgemachten Klimawandel noch als Goodie dazubekommen. Daher ist es aus meiner Sicht eh besser, sich mit der neuen Lebenssituation abzufinden und neue Wege zu suchen. In allen Lebensbereichen.
Rückblickend sind drei Monate der Monotonie wie im Fluge vergangen und es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Zeit rast, wenn man gefühlt nichts macht. Erst dachte ich, ich könnte in meinem Review gar nichts schreiben, aber wenn ich genau darüber nachdenke stimmt das natürlich nicht. Irgendwas passiert ja immer etwas und deshalb gibts nun mein „Dies & Das aus dem Corona-Winter 20/21“.
„Dies & Das“ im Corona-Dezember, Januar und Februar
#1 Das (Nicht)Weihnachtsdrama
Was hatten die Deutschen einen Horror vor dem schlimmsten Weihnachten seit Kriegsende. Ich fand das Trara darum ja ehrlich gesagt etwas übertrieben. Lamentieren wir nicht alle Jahre wieder über zuviel Stress und Konsumterror in der Weihnachtszeit? Also wenn das mal nicht das entspannteste Fest aller Zeit war, weiß ich auch nicht. Ich finde, wir können uns von dieser Weihnachtsentschleunigung etwas für zukünftige Feste mitnehmen. Zugegeben, wir haben auch vorher nie so ein riesiges Bohei darum gemacht, das macht es natürlich einfacher. Zudem hat sich unsere Familie in den letzten Jahren auf natürliche Art und Weise dezimiert. C´est la vie!
Erleichtert bin ich allerdings darüber, dass meine Omi kurz vor der Pandemie mit 97 Jahren gestorben ist und all die Corona-Dramen nicht mehr miterleben musste. Sie mutterseelenallein im Pflegeheim zurückzulassen, hätte mir dann doch das Herz zerbrochen. Ansonsten war es für uns tatsächlich ein unvergessliches Fest. Denn wann sitzt man am 25.12. schon mal mit seinen alten Eltern samt Feuerschale und Glühwein draußen auf der Terrasse und packt Geschenke aus?
#2 Lockdown-Geburtstage
Sowohl mein Mann als auch ich hatten Geburtstag und für ihn war es sogar ein großer Runder. Ohne Freunde und Familie, ohne Party und Tamtam. Was soll ich sagen? Brauch ich jetzt nicht für alle Zeiten, aber da ich ja nun schon so einige Geburtstage hinter mir habe, konnte ich mit diesem Lockdown-Geburtstag leben. Der war sogar ausgesprochen schön, denn pünktlich an meinem Börsday, brach der Megafrühling aus und das gab es zuvor genau einmal – an meinem 18ten Geburtstag. Die Sonne strahlte vom Himmel, die Vögel zwitscherten und es gab Geschenke, Blumen, ne Ladung Donuts, die volle Aufmerksamkeit meiner Jungs und unzählige liebe Anrufe und Nachrichten. Was will ich mehr?
#3 Lost Teens
Sehr tragisch empfinde ich die Lage allerdings für unseren Teenager, der in Kürze bereits den zweiten Lockdown-Geburtstag erleben wird. Mit 14 sollte er mit Freunden zusammenhängen, mit Mädchen flirten und erste Abenteuer erleben und nicht 24/7 mit den Eltern auf der Couch hocken. Dieser Zustand deprimiert mich dann doch sehr und ich frage mich, wie das zukünftig weitergehen soll? Ich kann nur hoffen, dass sich die Rücksichtnahme der Jugend positiv auf ihr Karma-Konto auswirken wird und die älteren Generationen dafür irgendwann erkenntlich zeigen werden. In Punkto Klimawandel haben die Alten den Jungen bisher jedenfalls wenig Rücksicht und Fürsorge entgegengebracht.
#4 Der Winterknaller und Frühlingsgefühle
Der Februar ist normalerweise nicht gerade mein Lieblingsmonat. Es herrscht immer eine trübselige, nass-kalte Tristesse und alle sind (Karnevals)krank. Inklusive mir, die es drei Jahre hintereinander geschafft hat, an ihrem Geburtstag flach zu liegen. Auch ohne Karneval zu feiern, weil totaler Monk. Kein Wunder also, dass der Februar früher immer mein liebster Fluchtmonat war. Dieses Jahr hat er mich allerdings aus den Latschen gehauen. Eine Woche Schnee, Eiseskälte und strahlend blauer Himmel gab es im Rheinland zuletzt im Jahr 2010. Aber dieser Wintereinbruch in Kombi mit Hochwasser am Rhein, hatte was von einem 6er im Lotto. Es war wirklich magisch schön.
Eine Woche später dann das totale Kontrastprogramm. 20 Grad, strahlender Sonnenschein und der Himmel voller Kraniche, die aus ihrem Winterdomizil zurückkehren. Von mir aus hätte der Winter noch ein wenig bleiben können, auch wenn die Sonne und Wärme jetzt natürlich Balsam für die Seele sind. Frühling im Winter ist mir dennoch ein wenig suspekt und bereitet Stirnrunzeln in Hinblick auf den Klimawandel.
#5 Impfdesaster
Wie geil und hoffnungsfroh war bitte die Stimmung, als es im Dezember hieß, dass es nun mit dem Impfungen losgeht? Und nun steht man nur noch fassungslos da und fragt sich, wie Deutschland eine so extrem wichtige Sache so verkacken konnte? Mit unserer vielgerühmten Organisation ist es wohl doch nicht so weit her. Dass wir zudem nicht an genug Impfstoff kommen, der in unserem Land entwickelt wurde, ist wirklich der Kalauer des Jahrzehnts. Setzen Sechs!
Ich werde den Tag, an dem wir geimpft werde, jedenfalls eine Pulle Schampus aufmachen. Auch wenn ich mich frage, wie das hier dann für uns weiter gehen soll, wenn unsere unter 18jährigen Söhne nicht geimpft sind? Dürfen wir Großen dann verreisen und ins Restaurant gehen und müssen unsere Kinder Zuhause lassen?
#6 Adieu WhatsApp!
Nachdem ich jahrelang mit dem Datenschutz von WhatsApp gehadert habe, habe ich der App nun Adieu gesagt und sie ganz und gar von meinem Handy verbannt. Das war anfangs nicht leicht, denn gefühlt ist ja jeder bei WhatsApp. Nachdem ich aber ein wenig die Werbetrommel gerührt habe, sind ca. 75 % meiner Kontakte ebenfalls zu Signal gewechselt. Und dem Rest schreibe ich halt nun wieder per SMS. Das Praktische an Signal ist jedoch, dass jede SMS automatisch auch in der App landet und daher alle Nachrichten gebündelt sind. Facebook und Instagram nutze ich natürlich immer noch, da ich dort aber keine privaten Nachrichten teile, fühlt es sich einfach gut an, die ominöse Datenkrake los zu sein.
#7 Reisewende und Medientrubel
Immer wieder werde ich von Leuten gefragt, wie ich mich denn beruflich über Wasser halten kann, wenn ich nicht mehr reisen darf? Den allermeisten Reisebloggern hat es wohl erstmal komplett den Boden unter den Füßen weggezogen und alle Einnahmen sind weggebrochen. Da ich mich wegen des Klimawandels aber schon seit 2-3 Jahren auf nachhaltiges Reisen in Deutschland und Europa fokussiert habe, konnte ich mich schnell wieder fangen. Meine Sinnsuche der letzten Jahre hat mich tatsächlich auf den richtigen Weg geführt und nun ausgezahlt. Ich habe trotz der Krise genug zu tun und schreibe oft fremd.
Im März 2020 war mir dann auch endgültig klar, dass sich Heimatreisen zu einem neuen Trend entwickeln werden und wir dauerhaft nach neuen Reisewegen suchen müssen. Unser altes, konsumorientiertes Reisen war schlecht für die Welt. Wir haben jahrzehntelang in einer Happy-Peppy-Blase und ohne Rücksicht auf Verluste gelebt. Das hat nicht nur den Klimawandel befeuert, sondern uns auch ein Virus bis in den letzten Winkel der Welt getragen.
Meine Gedanken dazu und unsere Reisen durch Deutschland haben einige Medien aufmerksam werden lassen. Es kamen zahlreiche Anfragen von Zeitschriften, TV und Radio und ich habe mich schon manchmal gewundert, warum ein Trip durch Deutschland nun hipper ist, als eine Reise nach Fiji. Da ich aber nicht gerne vor der Kamera stehe, bin ich in Punkto Medien sehr wählerisch und auch immer ein wenig besorgt. Als Planet Hibbel 2016 bei Spiegel Online zu sehen war, merkte ich nämlich, wie schnell Aussagen verdreht und in ein falsches Licht gestellt werden können. Und auch unsere Dreharbeiten mit dem ZDF im Sommer 2020 waren eine lehrreiche Erfahrung.
Nichtsdestotrotz war es total spannend erneut vor der Kamera zu stehen. Diesmal für den WDR in den Abendnachrichten WDR Aktuell zum Thema „Tipps für Corona-konforme Tagesausflüge mit der Familie“ (gibts leider nicht mehr in der Mediathek). Außerdem ist meine Nase in der aktuellen März-Ausgabe der GEO Saison zu finden. Dass ich mal in der deutschen Reisezeitschrift Nr. 1 landen würde, hat mich wirklich sehr geehrt und gefreut.
#8 Reiseentschleunigung und FREI-Weh
Heimweh ist mir fremd, Fernweh war immer ein Dauerzustand. Wenn mir also mal jemand erzählt hätte, dass ich reiseentschleunigt sein würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber so ist es. Der von GEO Saison gewählte Titel „Wie Frau Hibbel zur Ruhe kam“ passt daher tatsächlich. Ich werde reisetechnisch wohl immer die Frau Hibbel bleiben, denke aber mittlerweile auch, dass exzessives Reisen irgendwie süchtig macht und vielleicht auch etwas mit Flucht zu tun hat. Man hangelt sich von einem Highlight zum Nächsten und sucht das Reiseglück immer in noch größerer Ferne. Wie ein Junkie!
Ich habe für mich jedoch erkannt, dass ich auch schon befreit und glücklich bin, wenn ich nahe Ziele entdecken kann. Es ist alles eine Frage der Perspektive. So richtig unter Fernweh leide ich aktuell also gar nicht, auch wenn ich wirklich gerne wieder losziehen würde. Ich leide jedoch unter akutem FREI-Weh, dass mich manchmal schon fast körperlich schmerzt. Als wäre ich ein Tiger im Käfig. Ich mag mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie sich Menschen fühlen müssen, die nie wirklich in Freiheit leben können.
#9 Negative Gedanken verbannen
Letztes Jahr um die Zeit habe ich mich bekloppt gemacht. Wegen privaten Hürden, dem Virus, durchgeknallten Präsidenten, dem Klimawandel sowie brennenden Regenwäldern, Affenhäusern und dem australischen Busch. Irgendwann habe ich Stop gesagt und abgeschaltet. Nicht die Nachrichten, die schaue ich immer noch einmal am Tag. Aber dazu, all diese schlechten Nachrichten ständig an mich heranzulassen.
In der Freude über die kleinen Dinge des Lebens
liegt der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Annette Andersen
Ich habe immer noch jede Menge Mitgefühl für all die schlimmen Dinge auf dieser Welt. Ich unterzeiche Petitionen, spende und verschließe nicht die Augen vor wichtigen Themen. Aber Mitleid und Angst ziehen mich nur mit in die Tiefe und ändern nichts an der eigentlichen Situation. Das musste ich lernen und habe mir dafür eine Mindful Morning-Routine mit Meditation angewöhnt, die ich nicht mehr missen möchte. Ich denke mittlerweile, dass man sich Resilienz ein Stück weit antrainieren kann und die benötigen wir in der Zukunft sicher dringend.
So und nun auf in den Corona-Frühling 2021! Werden wir in die Osterferien fahren können oder wird die 3. Welle über uns zusammenbrechen? Wir werden uns wohl weiterhin mit Unwissenheit, Monotonie und Sorgen herumschlagen und an den klitzekleinen Dingen erfreuen müssen. Aber hei, wenigstens ist Frühling, wir haben ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und sind gesund. Leben ist das, was wir draus machen!
2 comments
Hach, wie schön! Und irgendwie erkenne mich in Deinem Rückblick total wieder … auch mir geht so langsam die Puste aus und ein wenig Abwechslung wäre was richtig Feines. Aber nützt ja nix, also heißt es annehmen was man nicht ändern kann. Und weiterhin das Beste draus machen … Genieß‘ den Frühling und ich freue mich auf viele weitere Deutschlandtipps von Dir! Auch wenn es für uns ab jetzt (hoffentlich) ja wieder häufiger nach Schweden geht! glg von Britta
Waaah, habt ihr euch etwa das lang ersehnte Häuschen in Schweden gekauft? Das wäre ja toll. ♥ Ja, wir müssen das Beste aus der Situation machen und uns neu finden. Ich glaube ja, dass Vieles besser werden würde. Wir leben z.B. schon mal super mit dem Homeoffice-Modell und wenn man mal wüsste, das bleibt so, könnte man auch die 2. Karre abschaffen. Ein Schritt mehr in Richtung Nachhaltigkeit. Aber nun heißt es erstmal diesen Lockdown durchstehen und auf eine Impfung hoffen. GLG, Nadine