"Dies & Das" im September, Oktober und November

Reiseentschleunigung, koselige Zeiten und der Ritt auf der Rasierklinge

by nadine

Endspurt! Es ist ja kaum zu glauben, aber wir haben dieses schräge 2020 fast hinter uns gebracht. Ich erspare uns dieses Jahr mal einen Jahresrückblick – es war einfach zu crazy. Abgesehen davon, fasse ich die hibbelsche Lage ja schon immer in meinem Jahreszeiten-Rückblick zusammen. Der war ja früher immer ein Monatsreview, aber soviel Staycation wollte ich den Lesern eines Reiseblogs dann doch nicht zumuten ;). Wie war nun also unser Herbst? Kurz zusammengefasst: bis auf den täglichen Ritt auf der Rasierklinge, eigentlich recht gut!

„Dies & Das“ im September, Oktober und November

#1 Wird´s besser, wird´s schlechter? Die ständigen Hiobsbotschaften!

Als 70er Jahre Kind frage ich mich ja immer wieder mal, wie wir es überhaupt geschafft haben, groß zu werden?  In meiner Kindheit schlugen Europäer sich mit Tschernobyl, dem kalten Krieg und der permanenten Sorge, dass uns jederzeit eine Atombombe auf den Kopf fallen könnte, herum. Habe ich davon etwas mitbekommen? Außer das wir (wegen evtl. Radioaktivität) eine Zeitlang keine Pilze mehr gegessen haben, recht wenig. In meiner Teenie- und Twenzeit fand die Wiedervereinigung mit all seinen Höhen und Tiefen statt, Putin kam an die Macht und es gab den Krieg im Balkan und in der Golfregion. Die 2000er Jahre waren rückblickend fast schon golden, aber vielleicht verdrängt man das Schlechte auch einfach immer. 2020 bombardiert uns das Internet und die Medien im Minutentakt mit Hiobsbotschaften und man könnte manchmal meinen, die Welt und Menschheit war noch nie so schlecht, wie jetzt.

Anfang des Jahres wuchsen mir die Sorgen rund um Corona und den Klimawandel, dann auch wirklich über den Kopf. Da man aber auch nicht im permanenten Panikmodus leben kann, habe ich mich irgendwann entspannt und die Lage achselzuckend hingenommen. Wir halten uns an alle Pandemieregeln und arbeiten permanent an unserem CO2-Fußabdruck. Mehr kann man als kleiner Mensch eh nicht machen. Seitdem lebe ich wieder entspannter und konzentriere mich auf meine täglichen kleinen Glücksmomente.

#2 Hip, hipper, Deutschland!

So strange dieses Reisejahr 2020 auch war, lief es blogmäßig doch gut für mich. Und das lag vor allen Dingen daran, dass ich mich schon vor 2 Jahren dazu entschieden hatte, vermehrt über unser „exotisches Deutschland“ und nachhaltiges Reisen in Europa zu schreiben. Unsere einzige Auslandsreise ging im Februar nach Nordnorwegen. Seitdem haben wir unser Land nicht mehr verlassen, was bei mir wahrscheinlich zuletzt in den 90er Jahren vorkam. Statt unsere Urlaube im europäischen Ausland zu verbringen, waren wir dann 5 Wochen in Deutschland unterwegs. Das hat lustigerweise bei ein paar Medien für Aufmerksamkeit gesorgt und u.a. zur Folge, dass ich ein paar Interviews sowie einen Drehtag für eine ZDF Doku hatte. Deutschland ist dieser Tage halt hipper als ein Trip nach Fiji ;).

In den Herbstferien sind wir dann kurzerhand an die Schleimündung nach Schleswig Holstein und in den Nordwesten von Mecklenburg Vorpommern gereist. Meine Berichte dazu bekommt ihr im neuen Jahr. Da in NRW eine Region nach der anderen zum Risikogebiet erklärt wurde, war ich dann einfach nur noch unfassbar froh, dass wir überhaupt nochmal rauskamen. Von zwei Wochen Ostsee-Energie zehre ich jetzt und hoffe, die gespeicherten positive vibes bringen mich durch diesen langen, dunklen Winter.

#3 Der tägliche Ritt auf der Rasierklinge!

Als Familie hat es man es in diesem Coronajahr wahrlich nicht leicht. In der ersten Jahreshälfte schlugen wir uns mit monatelangem Homeoffice und zeitgleich Homeschooling herum und nun mit der täglichen Sorge, dass ein Kind das Virus nach Hause trägt. An unserem Gymnasium gab es bereits zig Fälle unter Lehrern und Schülern und die Corona-App meines Sohnes zeigte bisweilen 25 Kontakte an. Und dabei hat gar nicht mal jedes Kind die App auf seinem Handy. Da es z.T. sehr nahe Corona-Kontakte durch Sitznachbarn und Lehrer gab, sträubten sich uns oftmals täglich die Haare.

Quarantäne und ständiges Testen gab es hier im Übrigen bisher nicht. Das Gesundheitsamt war immer der Meinung, dass durch das Maske tragen, ein geringes Ansteckungsrisiko besteht. Tatsächlich haben sich die Kinder bisher auch nicht angesteckt, aber es fühlt sich nach einem ständigen Ritt auf der Rasierklinge an. Ich bin daher megafroh, dass wir wenigstens die Masken haben und kann dieses Drama, um ein Stückchen Stoff, auch nach wie vor nicht nachvollziehen. Die Jungs sehen es jedenfalls gelassen und vergessen manchmal sogar die Dinger auszuziehen.

Nur die ständigen Kontaktbeschränkungen zehren an ihnen und ich frage mich schon, was das mit so Kinderseelen macht. Aktuell sind wir froh um jeden Tag Schule, da wir als Eltern diese einfach nicht dauerhaft übernehmen können. Ich würde mir allerdings nach wie vor mehr Digitalisierung und Wechselunterricht wünschen. Die Schulen auf Teufel komm raus geöffnet zu lassen, kann ja auch keine Lösung sein.

#4 Reiseentschleunigung!

Ich hatte hier schon mal drüber geschrieben: dieses Jahr hat mich tatsächlich ein wenig reiseentschleunigt. Im April trauerte ich schwer um unsere ersten abgesagten Reisen, im Dezember zucke ich über den gecancelten Silvestertrip nur noch müde die Schultern. Dieses Jahr habe ich ständig nach den kleinen, schönen Dingen vor der Haustüre gesucht und wurde reisebescheiden. Soviel Zeit habe ich noch nie in unserem heimischen Wald verbracht und ein Trip an die Ostsee, fühlte sich plötzlich nach Abenteuer und dem Duft der großen weiten Welt an. Und nun, am Ende des Jahres, bin ich zu dem Entschluss gekommen, das Reisen definitiv ein Stück weit süchtig macht und man sich tatsächlich auch ein bißchen entwöhnen kann.

Ich werde im Herzen zwar immer eine Nomadin sein, genieße dieser Tage aber umso mehr unser Zuhause und bin froh, um diesen sicheren Hafen. Dieses pimpen wir im 2. Lockdown nun auch endlich mal an allen Enden und Ecken auf und erfreuen uns daran. Tatsächlich haben wir 8 Jahre lang nämlich all unsere Energie ins Reisen gesteckt und weniger in unser Heim.

Um euch dennoch auch weiterhin mit spannenden Reisetipps versorgen zu können, habe ich mir eine Co-Autorin ins Boot geholt. Die liebe Petra wird euch hier also zukünftig mit Stoff aus Süddeutschland und -europa, Geschichten aus den Alpen, Wintersport aber auch Tipps und Ideen, zum Familienleben mit drei kleineren Kindern versorgen. Alles Themen, mit denen ich eh nicht dienen kann. Hier findet ihr ein spannendes Interview mit ihr.

#5 1000 Travel Hacks für Familien

Trotz aller Reiseentschleunigung war ich hinter den Kulissen fleißig. Zusammen mit 39 anderen reise­erprobten Familien haben wir ein EBook mit coolen Travelhacks erstellt. In dem Buch stellen sich alle 40 Familien in Bild und Text vor und geben ihre ganz persönlichen 25 Reisetipps preis. Auf über 200 Seiten kommen so 1000 Travel Hacks zu Themen wie Familienleben unterwegs, Destinationen, Reisen mit Kindern, Camper, Elternzeitreise, Nachhaltigkeit, Finanzen, Freilernen, Fotografie, Auswanderung, Ernährung und vielem mehr, zusammen. Das Buch könnt ihr hier bestellen und ist mit Sicherheit ein tolles Geschenk für alle reisebegeisterten Familien.

#6 Frau Hibbel trifft Frau Koselig!

Schon lange hadere ich mit meinem Blognamen und meinem alter Ego Frau Hibbel. Planet Hibbel ist vor 9 Jahren in einer „Schnapslaune“ am Strand von Thailand entstanden. Durch die ständige Klimasorge, hat sich unser Verhalten im Alltag und auf Reisen aber schon vor ein paar Jahren verändert. Ich bin nicht mehr die, die in einer Tour die Welt umrunden muß und ständig durch die Gegend hibbelt. Ich genieße mittlerweile immer mehr die einfachen Dinge des Lebens und dafür gibt es einen wundervollen norwegischen Begriff, der mich irgendwie zurück zu meinen Wurzeln führt.

Das Wort Kos oder auch Koselig ist das Pendant zum schwedischen Hygge, geht aber darüber hinaus. Denn es beschreibt nicht nur ein gemütliches Zuhause, sondern eine ganz bestimmte Lebensart. Und die besteht aus ganz viel quality time in der Natur und einen nachhaltigen Lebenstil. Kos kann also eine Tasse Kaffee, ein gemütlicher Abend auf der Couch, stricken oder kochen mit Freunden sein. Es ist aber auch ein Lagerfeuer, eine Wanderung durch Wälder und Berge, in die Pilze gehen, Hühner füttern oder Zeit in seiner Wochenendhütte verbringen.

Mir ist natürlich bewusst, dass Frau Hibbel hier in 9 Jahren zu einer einprägsamen Marke geworden ist. Wer hat schon so einen skurilen Namen ;)? Ich hatte jedoch das Bedürfnis nach einer entschleunigten Version von Frau Hibbel und daher findet ihr mich nun auch unter Frau Koselig auf Instagram. Mal sehen, wohin dort meine Reise geht.

#7 Die good News des Jahres!

Man könnte meinen, dieses Jahr war von hinten bis vorne für die Tonne. Tatsächlich habe ich aber auch ein paar erkenntnisreiche Lehren daraus gezogen und Positives mitnehmen können. Natürlich wünsche ich mir von Herzen, dass wir irgendwann wieder ein Stück Normalität leben können und freue mich daher sehr über die entwickelten Impfstoffe. Ich möchte wieder Freunde und Familie ohne banges Gefühl treffen, liebe Menschen umarmen, ins Restaurant gehen und Kultur genießen können.

Ich möchte jedoch nicht mehr diese hektische, schnelle Welt zurück haben, in der es nur um Konsum, Profit, Macht, Gier und Reichweite geht. Und ich möchte nicht, dass unser Planet weiter zerstört wird, damit wir unsere individuellen Bedürfnisse auf Teufel komm raus weiter ausleben können. Daher habe ich bei den Wahlen in den USA mitgefiebert und mitgeheult und bin unendlich froh, dass wir dieses Jahr doch noch ein Lichtlein am Horizont sehen können. Auf das die Menschheit endlich wieder aufeinander zugeht, statt sich voneinander abzuwenden.

So und nun bin ich wirklich „gespannt“ auf diesen Winter. Auf ein Weihnachten ohne Märkte, Glühweindates und rauschende Feste! Auf einen seltsam stillen Jahreswechel und wie wir die nächsten dunklen Monate mental überstehen werden. Australische Freunde haben einen viermonatigen harten Lockdown hinter sich, der alles andere als einfach war. Dafür sind die Zahlen nun super und es gibt kaum noch Neuinfektionen. Versuchen wir es also positiv zu sehen – so ein besinnliches und entspanntes Weihnachten, werden wir vielleicht nie wieder haben.

In diesem Sinne: let´s get koselig!

 

 

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2 comments

Kerstin M 30. November 2020 - 19:42

Liebe Nadine! Mir geht es genauso. Seitdem ich die Situation akzeptiert habe, lebt es sich wieder leichter. Das Jahr war wirklich sehr schwierig, aber ich habe auch positive Erkenntnisse gezogen und erfreue mich nun an den kleinen Dingen. Die erste Adventskerze anzünden, Plätzchen backen, ein gutes Buch lesen und einfach nur abwarten und Tee trinken. Das mit Frau Koselig klingt ja lustig, da gucke ich gleich mal. Menschen verändern sich halt. Das ist völlig normal. Die Welt um uns herum ist ja auch im ständigen Wandel. Hab eine schöne Weihnachtszeit, Kerstin

Reply
nadine 2. Dezember 2020 - 12:43

Immerwährender Stillstand wäre ja auch eigenartig. Ich finde es völlig normal, dass sich Menschen verändern und den Lebensbedingungen anpassen. Dir auch schöne Weihnachten, liebe Kerstin!

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