Nor-Weh nach Norwegen

Eine Ode an mein Herz- und Mutterland

by nadine

In den letzten Jahren waren wir fast jeden Sommer oder Herbst in Norwegen, meinem Herz- und zweiten Heimatland. Doch dieses Jahr geht es wieder in andere Gefilde und so langsam schleicht sich ein wenig Nor-Weh bei mir ein. Denn es gibt nur wenige Destinationen, die mich so erden und entspannen. Wenn ich aus Norwegen zurückkomme, fühle ich mich wie ein neuer Mensch und würde am liebsten direkt in eine Hütte am Fjord ziehen.

Die Sommer meiner Kindheit haben sich fast nur dort abgespielt und erst als junge Erwachsene stand mir der Sinn nach etwas ganz Neuem. Daher ging es erstmal jahrelang in exotische Länder rund um die Welt. Spätestens seit der Geburt meiner Kinder zieht es mich jedoch zurück zu meinen Wurzeln und in die Heimat meiner Großmutter. Und dabei habe ich mich neu in dieses Land und seine Menschen verliebt.

Oft frage ich mich, ob ich überhaupt noch Tipps für Norwegen geben soll. Ich habe Sorge, dass das kleine Land noch mehr von Touristen überrannt wird. Von Jahr zu Jahr bricht es Besucherrekorde und gerade aus dem deutschsprachigen Raum kommen immer mehr Menschen. 2016 gab es 33,1 Millionen Übernachtungen, obwohl das Land nur 5,2 Millionen Einwohner hat.

Dass ich das trotzdem mache, hat nur einen Grund: Ich finde, wir Deutschen können uns von den Norwegern eine Menge abschauen. Sei es in Sachen Arbeitsmentalität, Freizeitverhalten, Frauenrechte, Schulbildung, Umweltschutz etc. etc. Natürlich ist auch in Norwegen nicht alles Gold und es gibt arme Menschen und Probleme, aber nicht umsonst hat dieses Land mit die glücklichsten Menschen auf unserem Planeten.

Es geht ihnen wirtschaftlich sehr gut und sie haben Landschaften, die einem das Herz aufgehen lassen. Außerdem sind die Norweger einfach unglaublich entspannt, weltoffen, sehr kunstinteressiert, naturverbunden, unkompliziert und großzügig. Über das Wetter und jeden Furz zu jammern und zu meckern, liegt ihnen nicht. Im langen, dunklen Winter machen sie es sich hyggelig und treiben viel Wintersport. Ansonsten nehmen sie das, was man sowieso nicht ändern kann, als gegeben hin und genießen lieber.

Am Wochenende strömen alle in ihre Hütten im Wald, in den Bergen oder am Meer und zelebrieren „the simple life“. Ohne Strom und Internet, mit Plumpsklo und handgebrühtem Kaffee. Aber sie lieben auch hochwertiges Design, gutes Essen und Kunst. Deshalb gibt es selbst in den abgelegensten Dörfern coole Cafés, schräge Architektur und hippe Läden.

Die Norweger sind sehr familienorientiert, lieben es, bei Festen alle um sich zu versammeln und sind so etwas wie die Italiener des Nordens. Sie sind traditionsbewusst, stolz auf ihr Land und am 17. Mai, ihrem Nationalfeiertag, tragen alle ihre traditionelle Kleidung. Sie sind modern, technikbegeistert und aufgeschlossen. Jeder hat ein Handy und ist online. Sogar am Hintern der Welt.

Das hat zur Folge, dass auch meine über 80-jährigen Großtanten Facebook-Accounts haben und ihr Smartphone perfekt bedienen können. Zudem können sich die Menschen mitfreuen, statt neidisch zu sein. Norwegische Influencer zum Beispiel haben oft eine sehr hohe Reichweite, weil sie von ihren Landsleuten gepusht und geherzt werden, was das Zeug hält.

Nicht zuletzt sind sie Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Kein Land hat mehr Elektroautos und ab 2025 werden keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen. Sie stehen kurz davor, ihren Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Sie sind das erste Land der Welt, das die Abholzung von Wäldern verboten hat. Bis 2020 wollen sie nur noch Palmöl aus nachhaltigem und fairem Handel beziehen. In vielen Produkten, wie z.B. Nuss-Nougat-Creme, verzichten sie aber schon heute komplett auf Palmöl.

Wie gesagt, auch in Norwegen ist nicht alles perfekt. Zum Beispiel tragen sie mit ihren Ölfeldern extrem zum CO2-Ausstoß auf unserer Erde bei. Sie betreiben immer noch kommerziellen Walfang und auch wenn das zu ihrer Tradition gehört, kann man darüber streiten, ob das im 21. Jahrhundert wirklich noch sein muss. Die Winter sind lang und dunkel und tragen manchmal zur Tristesse bei. Und auch in den Sommermonaten sind Sonnenschein und Wärme nicht garantiert. Dennoch muss man die großen negativen Aspekte eher suchen und deshalb wäre Norwegen für mich das Auswanderungsland Nr. 1.

Alle Fotos sind übrigens letztes Jahr auf unserem Roadtrip durch Südnorwegen entstanden. Eine Region, die ich euch gerade mit Kindern sehr ans Herz legen kann und über die ich bereits hier geschrieben hatte. Die Südküste Norwegens ist von Deutschland aus gut zu erreichen, die Landschaft ist wild und abenteuerlich und das Wetter an manchen Tagen sogar badetauglich.

Allerdings muss man schon todesmutig sein, um sich in die eiskalten Fluten zu stürzen. Der ein oder andere Spot auf den Bildern bleibt im Übrigen mein Geheimnis. Ich hoffe, ihr könnt nachvollziehen warum ;).  Aber in diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über unsere Reiseroute.

Seid ihr schon mal in Norwegen gewesen und wie habt ihr dieses Land erlebt? Hop oder top? Den meisten Menschen geht bei Norwegen ja das Herz auf.

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14 comments

Monika 14. März 2018 - 14:10

Ich hoffe es diesen Sommer endlich mal kennen zu lernen. Vielen Dank für deine tollen Berichte.
Liebe Grüße Moni

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Anke 15. März 2018 - 8:52

Wenn ich meine Heimat verlassen müsste, dann für Norwegen! Ich liebe den Süden, die wunderschönen Westfjorde und die Lofoten. Bei jedem Bummel durch Bergen frage ich mich ob es nun dort oder doch in Trondheim schöner ist. Die endlose Dämmerung an einem Wintermorgen auf den Lofoten ist das schönste Farbenspiel, das die Natur mir je gezeigt hat.

Und ja, ich fühle wie du. Will ich, dass dieses wunderschöne Land noch überfüllter wird? Dass noch mehr Touris den Preikestolen besteigen und dass die Trolltunga irgendwann unter der Last der Selfiestangen einstürzt. Nein! Aber Norwegen hat es auch verdient, dass man seine Schönheit zeigt. Dass man erzählt wie zauberhaft Natur und Menschen dort sind. Aber das gibt niemandem das Recht diese Schönheit zu zerstören.

In diesem Sommer zieht es uns auch wieder in den hohen Norden. Lappland ist das Ziel. Mit einem kleinen Kind an Bord ein echtes Abenteuer. Wir freuen uns drauf. Auf Zuhause!

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Nadine 15. März 2018 - 14:10

Das hört sich nach einem ganz tollen Plan an, Anke und ich würde am Liebsten sofort mitreisen. Und zum Glück sind in Norwegen ja nur die absoluten Highlights überlaufen und es gibt noch genug Ecken, wo man ganz alleine ist. Was ich im Übrigen schon immer mal sagen wollte: ich liebe Eure Bilder! Da möchte ich am Liebsten immer direkt meine Koffer packen! GlG, Nadine

Reply
Anke 15. März 2018 - 16:38

Hei Hei Nadine, ganz lieben Dank für Dein Lob, das freut uns riesig!! 🙂 Und Du hast natürlich Recht was die vielen einsamen Orte angeht. Wir freuen uns dieses Jahr zum ersten Mal die Gegend zwischen Trondheim und Bodø kennenzulernen. Da waren wir noch nie und das ist glaube ich ein Teil des Landes, das nicht jeder ganz oben auf der Hitlist hat! 🙂

Reply
Mila 15. März 2018 - 11:52

Hei Nadine,

mir ging – welch Wunder – beim ersten Mal Norwegen sofort das Herz auf und ich habe mich Hals über Kopf in Land und Leute verliebt. Darauf hin folgte das Skandinavistik-Studium, Hauptsprache Norsk und das Arbeiten als Reiseleitung. Ich hatte ja in der Zeit den Plan entwickelt nach Bergen auszuwandern (2012) . Ich frage mich heute ab und zu was passiert wäre, wenn ich Anfang 2012 Instagram von meinem iPhone wieder gelöscht hätte, fand die App nämlich ganz schön doof und wusste anfangs nicht so Recht was ich posten sollte. Dann hätte Olli mich nämlich nicht „entdeckt“ und wir wären nie zusammen gekommen. Vermutlich wäre ich dann nicht mehr in Köln. Naja, aber mittlerweile kann sich auch Olli gut vorstellen, für eine gewisse Zeit mal in Ausland zu gehen, von daher komm ich vllt ja doch noch irgendwann für länger nach Norge <3

Liebe Grüße
Mila

Reply
Nadine 15. März 2018 - 14:13

Also Mila, ich finde ja, dass Du endlich mal Deinen Traum wahrmachen solltest. Schnapp Dir Deinen Kerl und zieht nach Norwegen. Ich würde Eure Auswanderung mit großer Begeisterung verfolgen. 🙂 Es muß ja nicht für immer und ewig sein. Man kann ja auch erstmal nur ein Jahr anpeilen und immer wieder zurückkehren, wenn es doch nicht so ist, wie man sich das erträumt hat. GlG, Nadine

Reply
Mila 15. März 2018 - 11:52

Hei Nadine,

mir ging – welch Wunder – beim ersten Mal Norwegen sofort das Herz auf und ich habe mich Hals über Kopf in Land und Leute verliebt. Darauf hin folgte das Skandinavistik-Studium, Hauptsprache Norsk und das Arbeiten als Reiseleitung. Ich hatte ja in der Zeit den Plan entwickelt nach Bergen auszuwandern (2012) . Ich frage mich heute ab und zu was passiert wäre, wenn ich Anfang 2012 Instagram von meinem iPhone wieder gelöscht hätte, fand die App nämlich ganz schön doof und wusste anfangs nicht so Recht was ich posten sollte. Dann hätte Olli mich nämlich nicht „entdeckt“ und wir wären nie zusammen gekommen. Vermutlich wäre ich dann nicht mehr in Köln. Naja, aber mittlerweile kann sich auch Olli gut vorstellen, für eine gewisse Zeit mal in Ausland zu gehen, von daher komm ich vllt ja doch noch irgendwann für länger nach Norge <3

Liebe Grüße
Mila

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Nadine 15. März 2018 - 14:13

Also Mila, ich finde ja, dass Du endlich mal Deinen Traum wahrmachen solltest. Schnapp Dir Deinen Kerl und zieht nach Norwegen. Ich würde Eure Auswanderung mit großer Begeisterung verfolgen. 🙂 Es muß ja nicht für immer und ewig sein. Man kann ja auch erstmal nur ein Jahr anpeilen und immer wieder zurückkehren, wenn es doch nicht so ist, wie man sich das erträumt hat. GlG, Nadine

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Nadine 15. März 2018 - 14:10

Das hört sich nach einem ganz tollen Plan an, Anke und ich würde am Liebsten sofort mitreisen. Und zum Glück sind in Norwegen ja nur die absoluten Highlights überlaufen und es gibt noch genug Ecken, wo man ganz alleine ist. Was ich im Übrigen schon immer mal sagen wollte: ich liebe Eure Bilder! Da möchte ich am Liebsten immer direkt meine Koffer packen! GlG, Nadine

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Anke 15. März 2018 - 16:38

Hei Hei Nadine, ganz lieben Dank für Dein Lob, das freut uns riesig!! 🙂 Und Du hast natürlich Recht was die vielen einsamen Orte angeht. Wir freuen uns dieses Jahr zum ersten Mal die Gegend zwischen Trondheim und Bodø kennenzulernen. Da waren wir noch nie und das ist glaube ich ein Teil des Landes, das nicht jeder ganz oben auf der Hitlist hat! 🙂

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Mila 15. März 2018 - 16:23

Ein Freund von uns hat vor ein paar Jahren eine Norwegerin geheiratet und die beiden haben uns zusammen mit ein paar anderen besten Freunden mit auf ihre Hochzeitsreise genommen. Meine allererste Wanderung und dann direkt zum Kjerag bolten im Regen, haha. Das war vielleicht ein Trip. Wunderwunderschön, vor allem weil ich damals grad Herr der Ringe gelesen hab. Das war sogar eine der wenigen Reisen, über die ich dann auch gebloggt hab. Man war das geil. Und MAN war das TEUER. Das ist irgendwie das einzige was für mich gegen häufige Urlaube dort spricht. Naja das und die ewig umständliche Reise dahin, das hat irgendwie ewig gedauert wenn ich mich richtig erinnern kann. Allerdings waren wir auch mit dem Auto unterwegs.

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Wünschmann 12. April 2018 - 17:09

Norwegen ist wunderschön. Wer dort einmal war, wird immer wieder kommen. Fantastische Landschaft und viele nette Leute.

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U 12. April 2018 - 18:58

Hallo
Ich kann dich genau verstehen.
War selbst schon 21 mal in Norge.
2003 hatte ich die Gelegenheit nach Norge zu gehen.
Habs leider nicht getan.
Der Fehler meines Lebens.
Und in 2018 ist Urlaub in Old germany angesagt. Mist
So langsam stellen sich die ersten Entzugserscheinungen ein.
Mfg
H. Klink

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Inge Meiler 14. April 2018 - 9:05

Hallo, Anke schrieb am 18.3.18, dass sie gern einmal die Gegend zwischen Bodö und Trondheim erkunden möchte. Es ist eine Traumgegend und der RV 17 eine tolle Küstenstraße. Nur leider wird sich ihre Vorstellung von wenig Menschen dort nicht erfüllen. Vor allen Dingen in den Sommermonaten (5-8) tummeln sich dort reichlich Menschen und ein „Alleingefühl“ kann nicht aufkommen. Im Gegenteil, der Verkehr dort ist recht stark.
Wir lieben Norwegen und fahren seit 40 Jahren jedes zweite Jahr hin. Kennen also ziemlich alle Regionen und haben auf diese Weise die Verkehrs – und Touristenentwicklung hautnah miterlebt. Ja, das Land ist toll, die Masse der Touristen weniger. Aber was wir selbst machen möchten, müssen wir ja auch zwangsläufig anderen Menschen zubilligen. Gruß Inge

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