11 Wochen Corontäne und 9 Wochen Homeschooling liegen hinter uns und tatsächlich gewöhnt man sich ja so langsam auch an diese absurden Zeiten. Ein Tag erscheint wie der Andere, die Wochen fliegen nur so dahin und bald ist schon wieder die Hälfte von 2020 rum. Die meiste Zeit schlagen wir uns recht gut und versuchen diese sehr intensive Familienzeit zu genießen. In der Form werden wir das vielleicht (hoffentlich) nie wieder erleben.
Natürlich gibt es aber auch immer wieder mal Tage, an denen die Stimmung mies ist und man einfach mal wieder ein paar Stunden Zeit für sich alleine haben möchte. Die ersten Lockerungen im Mai haben manche Dinge aber bereits vereinfacht und ich es habe es sehr genossen, mal wieder meine Freundinnen zu sehen oder die Museumsinsel Hombroich zu besuchen. Dinge die früher alltäglich waren, wurden auf einmal zum Highlight. Was mir noch so durch den Kopf ging, gibts jetzt im „Dies & Das“ Review des Corona Mai 2020.
„Dies & Das“ im Mai 2020
#1 Corona-Schulstart
Mitte Mai ging es für den Kleinsten im Hause wieder raus in die weite Welt. Mit sage und schreibe einem Tag Schule pro Woche a 2 1/2 Stunden Unterricht. Anfangs war ich echt schockiert bis verzweifelt und habe mich gefragt, wie das für uns Familien weitergehen soll? Unser Sohn ist aktuell jedoch superhappy über einen läppischen Tag Schule. Für den Großen ging es Ende Mai ebenfalls mit einem Tag pro Woche los. Was zur Folge hat, das er bis zu den Sommerferien gerade 3 mal zur Schule gehen wird.
Für uns arbeitende Eltern ist das natürlich null Entlastung und weiterhin wirklich anstrengend. Aber Fakt ist: das Homeschooling klappt für unsere Kinder erstaunlich gut und ich würde mal behaupten, sehr viel besser als im Schulunterricht. Die extremen Defizite die es im deutschen Schulsystem gibt, sind durch Corona erst Recht zu Tage gekommen. Aber da ich mich auch schon vor dem Virus oft darüber aufgeregt habe, sind Ärgernisse wie ständiger Lehrerausfall und null Onlineunterricht mal so gar nicht verwunderlich.
#2 Werde ich je wieder in dieses alte Korsett passen?
Lucie Marshall hat mir mit diesem Beitrag mal wieder aus der Seele gesprochen. Nachdem hier monatelang erfolgreich im Homeoffice gearbeitet wurde, sehe ich keinen sinnvollen Grund, warum man sich zukünftig wieder täglich durch den Stau quälen und ins Büro fahren sollte. Verstopft die Straßen, erhöht den CO2 Ausstoß, kostet Büroflächen und uns ein zweites Auto.
Wollen wir jemals wieder zurück in dieses marode Schulsystem? Schon vor Corona fiel hier ständig der Unterricht aus, es mangelte an Lehrern, an Onlineunterricht und sowieso an Innovationen. Ein Besuch am Gymnasium meines Sohnes beamt mich jedesmal in meine Schultage zurück. Also 80er Jahre. Und überhaupt…. habe ich je wieder Lust dazu, darum zu betteln, das meine Kinder mal für 2 Tage von der Schule freigestellt werden? Ich weiß viele Familien schaffen es nicht ohne Schule und auch für uns ist es anstrengend. Aber wir haben bewiesen, dass wir es auch allein hinbekommen und von daher wünsche ich mir für die Zukunft mehr Flexibilität. Mal abgesehen davon, das Bildung in unserem Land endlich groß geschrieben werden sollte.
Muß je wieder dieser Massen-Flugverkehr sein? Brauchen wir wirklich all diesen Krempel, der dann als Plastikmüll im Meer landet? Müssen ernsthaft noch Benziner und Diesel gefördert werden? Wann bekommen wir endlich Fahrrad-Autobahnen? Wollen wir wirklich immer noch Milliarden Rinder und Schweine bestialisch halten und töten, nur um ein Paket Würstchen für 1,99 € auf den Grill zu schmeißen? Unsere Welt ist schon vor lange Zeit aus den Rudern gelaufen und ich finde, es gibt keinen passenderen Zeitpunkt um endlich ein besseres Leben für uns alle zu kreieren und sie vor dem Untergang zu retten.
#3 Rheinische Mailights
Wie auch schon im April haben wir weiter unsere Heimat erkundet. Wir sind superviel Rad gefahren und haben dadurch in unserer unmittelbaren Umgebung bezaubernde Orte entdeckt, die wir noch nicht kannten. Normalerweise schimpfe ich ja immer über das, durch Industrie und Braunkohletagebau verschandelte Rheinland, aber ich habe mich tatsächlich ein bißchen verliebt. Wir haben idyllische Auenlandschaft, blühende Mohnblumenfelder, versteckte Haine in denen man Bärlauch sammeln kann, einen wunderschönen Wald und alte Rinderrassen, die friedlich auf den Wiesen grasen. Vor der Haustür! Corona hat in der Hinsicht also tatsächlich auch etwas Gutes. Man nimmt mal die Scheuklappen ab.
#4 Entdecke Deutschland
Ich bin schon gereist und geflogen, als die meisten Menschen nur nach Bayern, an die Ostsee oder italienische Adria gefahren sind. Kürzlich habe ich dazu einen Blogpost über die Wurzeln meines Reise-Enthusiasmus aus dem Jahr 2013 gefunden, den ich ziemlich interessant fand. Denn anhand dieses Posts kann ich nachverfolgen, wie sich meine Sicht auf die Welt und das Reisen, inbesondere durch den Klimawandel, verändert hat. Mal schnell in die USA, mal eben übers Wochenende nach Spanien und dazu noch ein cooles Instagram Bild aus Island, für möglichst viele Likes. Ich halte Reisen immer noch für sehr wichtig und horizonterweiterend. Für Groß und Klein. Aber die Art wie wir reisen, finde ich vollkommen falsch. Kinder müssen nicht vor dem Eintritt in die Schule jeden Kontinent bereist haben und auch wir müssen nicht wie besessen jeden Punkt unserer Bucketliste abrackern. Schnell mal hin, ohne wirklich etwas gesehen zu haben. Damit reisen wir unsere Welt kaputt! Hier habe ich u.a. schon mal über das Thema geschrieben.
Ich plädiere daher für mehr Deutschland und Slow Travel. So wie es schon unsere Eltern und Großeltern gemacht haben. Ja, ich weiß hierzulande ist vieles noch sehr ausbaufähig. Der Tourismus ist in manchen Regionen in den 60er Jahren stehengeblieben und bietet allenfalls Unterkünfte, Geschäfte und Restaurants für Menschen jenseits der 75. Aber es liegt an uns das zu ändern. Denn Deutschland hat großartige Highlights zu bieten. Auf der Seite Entdecke Deutschland könnt ihr jetzt viele spannende Tipps für alle 16 Bundesländer finden und ich bin z.B. mit dem Saarland dabei.
#5 Neue Lieblingsserie
Lange war ich auf der Suche nach einer neuen Serie, aber irgendwie hat mich nichts so richtig gefesselt. Nun bin ich bei „Little Fires Everywhere“ auf Amazon Prime mit Reese Witherspoon und Kerry Washington hängen geblieben. Die Serie spielt in den 80er/ 90er Jahren und man denkt zunächst, in dieser Zeit war die Welt noch in Ordnung. Ich möchte jetzt nicht zuviel verraten, aber die Serie entpuppt sich bald als Drama über Rassismus und Mutterschaft und am Ende brennt ein herrschaftliches Anwesen. Ich war jedenfalls total geflasht und habe sie im Mai fast in einem Rutsch geguckt.
#6 Ein atmosphärisches Buch, das mich zurück nach North Carolina gebeamt hat
Wer auch immer mir das Buch Der Gesang der Flusskrebse* empfohlen hat….. danke dafür! Ich habe es als Hörbuch gehört und war zuerst nicht sicher, ob es was für mich ist. Aber dann war ich hin und weg, habe es in jeder freien Sekunde gehört und zwischendurch ein bißchen vor ich hingeschnüffelt.
Es handelt von dem Mädchen Kya Clark, die als 8jährige von ihrer Familie verlassen wird und vollkommen isoliert in den Sümpfen North Carolinas aufwächst. In ihrer Einsamkeit beschäftigt sie sich tagein tagaus mit der Natur und kennt jeden Stein und Vogel des Marschlandes. Die Bewohner des nahen Örtchens Barkley Cove nennen sie deshalb auch das Marschmädchen und beäugen sie mit wachsamen Augen, als sie zu einer hübschen jungen Frau heranwächst. Als dann auch noch ein Mord passiert, wird das Buch zu einer Kriminalgeschichte mit dramatischen Folgen. Das Buch ist unglaublich atmosphärisch und berührend und hat mich nach North Carolina zurückgebeamt, wo wir 2013 waren.
#7 Kopfschütteln und Fassungslosigkeit
Tatsächlich war der Mai schön und ich habe versucht, schlechte Nachrichten weitestgehend zu verdrängen. Wenn sie jedoch zu mir durchgedrungen sind, haben sie Kopfschütteln und Fassungslosigkeit ausgelöst. Vor Kurzem las ich auf Facebook einen Kommentar, der mich nur noch beschämt zurückließ. Die Person lebt im Ausland und nimmt Deutschland durch die Medien aktuell wie folgt wahr: 1. Deutschland hat einen herausragenden Virologen namens Christian Drosten, 2. Deutschland ist bei der Corona-Bekämpfung vorbildlich und auf dem Spitzenplatz 3. Fotos und Videos von geifernden, brüllenden, spuckenden und Hitlergruß zeigenden „Anti-Corona-Demonstranten“ und Verschwörungstheorien. Was soll ich dazu noch sagen, außer: darf ich bitte die Nationalität wechseln?
Erzählt mal? Wie war euer Mai so und wie durchlebt ihr aktuell diesen Corona-Frühling?
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