Dieser Sommer war sehr intensiv. Vielleicht kam er mir auch nur so intensiv vor, weil mir der dauerdunkle Corona-Winter so zugesetzt hat und ich mich Anfang des Frühlings wie eine vertrocknete Primel fühlte. Nun wurde der endlose scheinende Winter von einem endlos scheinenden Sommer abgelöst und hat mir meine Lebensgeister zurückgeschickt.
Der Sommer 2022 war gut zu mir. Wenn auch nicht zur Natur. Aber da Dauerkrisen mittlerweile wohl leider zur Tagesordnung gehören, ist es umso wichtiger seine eigene kleine, happy Bubble zu hegen und zu pflegen.
Dies & Das im Juni, Juli und August 2022
#1 Sommerliche Laissez-faire
Was habe ich die Leichtigkeit in meinem Leben vermisst. So wie sie einst mal war, wird sie wahrscheinlich nie mehr werden. Dafür hat sich unsere Welt einfach zu krass verändert. Aber diesen Sommer hatte ich so viele ausgelassene Momente wie wahrscheinlich seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Ich habe mit meinen Mädels am Rhein-Ufer zu alten Depeche Mode-Songs abgetanzt, mit Freunden laue Midsommar-Nächte am See genossen und den Rhein in einer wahnwitzigen Aktion in einem Mini-Boot überquert.
Ich habe neue, wundervolle Orte im In- und Ausland entdeckt, unzählige Mal das großartige (aber leider viel zu kurze) 9 €-Ticket genutzt und viele kleine Abenteuer erlebt. Ich war so oft schwimmen, wie nie zuvor – ob in der Adria, der Bucht von Kotor, in der Uckermark oder im Schwimmbad. Ich habe nur noch selten Maske getragen, meine norwegische Familie endlich wieder gesehen und ein Igel ist in unseren Minigarten eingezogen. Kind 2 war seit Jahren mal wieder auf Klassenfahrt, hatte riesigen Spaß und wir Eltern mal etwas Luxuszeit zu Zweit. Ja, dieser Sommer war gut zu mir. Auch wenn sich nicht alle Sorgen und Probleme in Luft aufgelöst haben.
#2 Iron Woman
Nein, zur Iron Woman werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr. Dafür finde ich Sport dann doch zu määh ;). Aber um nicht vollkommen abzuschlappen gehe ich nun seit Wochen in die Muckibude und stähle meine alten Knochen. Außerdem gehe ich jetzt tatsächlich regelmäßig schwimmen. Und das, obwohl ich mal so gar keine Wasserratte bin. Meine tägliches Geplantsche im glasklaren Wasser Kroatiens hat dann aber scheinbar doch mein Sternzeichen Fische angesprochen. Und nun schwimme ich auf einmal 30 Bahnen am Stück und bin stolz wie Oskar.
#3 Gelesen – gesehen – gehört
Da Netflix meine derzeitige Lieblingsserie Downtown Abbey aus dem Verkehr gezogen hat, musste ich bingwatchen bis der Arzt kommt. Die letzten 2 Staffeln habe ich mir innerhalb einer Woche reingezogen und beim Finale dann in mein Taschentuch geschnüffelt. Zum Glück gibt es noch 2 Filme. Was Neues habe ich seitdem nicht mehr gefunden. Wenn ihr also Tipps habt, unbedingt her damit.
Geguckt habe ich außerdem Top Gun Maverick, was mich zurück ins Alter von 14 Jahren transportiert hat. Ja, er war vollkommen over und über Tom Cruise kann man sicher streiten. Aber zur reinen Unterhaltung fand ich ihn großartig.
Geschaut habe ich zudem Instagram- Das toxische Netzwerk, was mich einigermaßen abgestoßen hat. Grundsätzlich war jedoch nicht viel Neues dabei. Insta ist einfach schlecht für unsere Psyche, besonders für Jugendliche. Der Algorithmus und die ständige Werbung nerven zu Tode. Und wieso sich unzählige Frauen aus aller Welt, permanent als Sexobjekt darstellen müssen, werde ich sowieso nie verstehen.
Gelesen habe ich Überleben* von Dirk Steffens und Fritz Habekuß. Was soll ich sagen? Lest es! Unbedingt! Die drastischen Beschreibung des Umweltgeschehens lassen einen mitunter zwar in eine mittelschwere Depression verfallen, aber zum Glück gibt es am Ende auch Lösungsvorschläge. Und da der Tenor des Terra X-Moderators lautet „Es gibt keine Alternative zum Optimismus!“, hat er mich wieder mal gekriegt.
Kleiner Tipp: Leiht euch das Buch in der Bibliothek!
#4 Balkan Diary
Den Balkan hatte ich ehrlich gesagt nie so richtig auf dem Reiseschirm. Nachdem ich in den 90er Jahren eine Zeitlang beruflich mit der JAT (heute Air Serbia) zu tun hatte und viele sehr skurrile Situationen erlebt habe, war mein Bedarf wohl erstmal gedeckt ;).
Diesen Sommer habe ich nun mein Herz für den Balkan geöffnet und wurde nicht enttäuscht. Kroatien konnte mich, aufgrund der unfassbaren Touristenmassen, zwar nicht so richtig flashen, dafür hat mich Bosnien-Herzegowina bezaubert. Und auch Montenegro ist, auch wenn es mancherorts bereits vollkommen überlaufen ist, wirklich wunderschön. Auf Insta gab es dazu auch immer mein kleines Balkan Diary. Die Länder des Balkans stehen nun auf jeden Fall fett auf meiner Reiseliste und ich denke intensiv über eine Wiederholung unseres Trainride gen Osten nach.
#5 Sauna- und Saharafeeling
Die Kölner Bucht hat mal wieder einen der heißesten und trockensten Sommer seit Wetteraufzeichnung erlebt. 35 Grad + sind hier mittlerweile Standard geworden und wir fragen uns, wie wir das dauerhaft ohne Klimaanlage aushalten soll? Schlafen unterm Dach ist eine Qual und ich komme mir mittlerweile vor, wie in einer Sauna ohne Ausgang.
Seit Monaten hat es bei uns nicht mehr richtig geregnet. Felder und Wiesen sind nur noch staubtrockene Wüsten und der Wald ächzt. Ich habe es aufgegeben unseren Mini-Rasen zu bewässern und versuche wenigstens unser Apfelbäumchen am Leben zu erhalten. Dafür fange ich mit Schüsseln jeden Wassertropfen auf. Diese neue Realität macht mir große Sorgen. Um mich herum werden jedoch immer noch Pools befüllt, rasenlose Pferdekoppeln besprengt oder Gärten in der Mittagshitze gegossen.
#6 Diese Welt…
…. bringt mich jenseits meiner privaten Bubble, also immer wieder zum Verzweifeln. Dieser sinnlose Krieg in der Ukraine, der die ganze Welt ins Wanken bringt. Die Kippung des Abtreibungsrechts in den USA, das Frauen zurück ins Mittelalter beamt. Die Inflation, die unser Land immer weiter in arm und reich spaltet. Die Energiekrise, die mich ahnen lässt, dass wir uns in unserem alten Bauernhaus diesen Winter den Hintern abfrieren und die Wände schimmeln werden. Die Klimakatastrophe, die jeden Tag mit großen Schritten voranschreitet. Die 1. Welt, die weiter in ihrer Matrix aus ständiger Arbeit und Konsum lebt und so tut, als würde sie der Ast an dem sie sägt, gar nichts angehen.
Aber damit ihr nun nicht denkt, ich würde in völlige Depression verfallen….. ich erfreue mich auch jeden Tag an Good News, die ich hin und wieder auch gerne auf Instagram teile. Denn diese Prise Zuversicht und Optimismus brauchen wir so so dringend.
Während ich meinen Review schreibe, haben sich die Temperaturen das erste Mal seit Wochen, auf erträgliche Temperaturen eingependelt. Man spürt dass der Herbst, meine liebste Jahreszeit, naht. Und würde Deutschland nicht vor weiteren Hürden stehen, würde ich mich glatt freuen. Aber dieses Jahr gehe ich mit einem etwas mulmigen Gefühl in die dunkle Jahreszeit. Wie geht es euch in diesen seltsamen Zeiten?
6 comments
Liebe Nadine! Ich hatte, genau wie Du, einen ganz wunderbaren Sommer. Aber die Dauerhitze und Trockenheit haben auch mich sehr besorgt und die Aussicht darauf, dass der Spruch „Es kann sein, dass dies der kälteste Sommer ist, für den Rest unseres Lebens“ stimmen könnte, ist wirklich beängstigend. Man muss daher für jeden Tag dankbar sein und wirklich seine kleine Bubble hegen. Sonst wird man ganz meschugge. GlG, Kathrin
„Every day may not be good….. but there’s something good in every day.“ 😉 GlG, Nadine
DANKE für die Good News, liebe Nadine! Ein wahrer Stimmungsaufheller in diesen wirklich besorgniserregenden Zeiten. Viele Grüße, Martina
Das freut mich. Lieben Dank, Martina!
Das klingt nach einem wirklich schönen Sommer. Deine Balkan-Reise habe ich verfolgt, tolle Bilder und tolle Eindrücke.
Ich hoffe, Du wirst auch einen wunderbaren Herbst haben.
Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines! Lieben Dank, das hoffe ich auch. Der Herbst ist eigentlich meine liebste Jahreszeit. Erst Recht nach der diesjährigen Affenhitze. Frieren mag ich allerdings auch nicht, daher warten wir dieses Jahr mal ab. Es bleibt ja „interessant“ ;). GlG nach Berlin!