Nachhaltiger Winterurlaub

Tipps für einen ökologischen und sanften Skiurlaub mit der Familie

by nadine

[Ein Beitrag von Co-Autorin Petra]

Skifahren und Winterurlaub – ein zunehmend schwieriges Thema. Gerade aus Nachhaltigkeitssicht sind gigantische Seilbahnprojekte, immer neue Trassen für Pisten und die wachsende Anzahl an Beschneiungsanlagen natürlich kritisch. Von der Anreise und dem daraus resultierenden CO2-Abdruck und dem Verkehrsdruck in den Orten mal ganz zu schweigen.

Und nun auch noch Corona. Ob dieses Jahr die Lifte, Seilbahnen und Pisten überhaupt aufmachen werden, ist gerade mehr als unklar. Aber vielleicht ist das ja ein guter Zeitpunkt, um ganz generell einmal über das Thema Winterurlaub im Schnee nachzudenken.

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Nachhaltiger Winterurlaub

Tipps für einen ökologischen und sanften Skiurlaub mit der Familie

#1 Ist Skiurlaub überhaupt noch zeitgemäß?

Wie so vieles ist natürlich auch hier die Perspektive eine wichtige Sache. Für mich waren Schnee und Skifahren irgendwie immer präsent und normal. Ich bin am Fuß des Schwarzwalds aufgewachsen und habe früh Skifahren gelernt. Jetzt wohne ich mit meiner Familie in Oberbayern mit den Alpen vor der Nase.

Wenn man schon mit Blick auf die Berge lebt, hat man sicherlich auch einen anderen Zugang zu der ganzen Skifahr-Kiste als jemand aus einer anderen Ecke des Landes. Und so haben auch unsere Kinder sehr früh Skifahren gelernt.

Das Tochterkind war gerade 3, als sie den ersten Schnupper-Kurs machte. Mit 4 fuhr sie dann im Winter eine Woche lang mit ihrer Kindergarten-Gruppe morgens mit dem Ski-Bus davon. Und kam am späten Nachmittag wieder zurück. Nach dieser einen Woche konnte sie Skifahren. Mittlerweile trainiert sie im Winter jeden Samstagvormittag mit dem örtlichen Skiclub. Ihre Brüder sind ähnlich drauf. Der Kleinste konnte kaum laufen und wollte schon auf die Ski steigen.

Photocredit: Petra/ allesinklein

#2 Was lebe ich meinen Kindern vor?

Allerdings kenne ich Eltern, auch hier aus der Region, die das Thema Skifahren mit ihren Kindern bewusst auslassen. Gerade auch wegen der Nachhaltigkeitsperspektive. Ich habe dazu eine etwas gemischte Meinung, weil ich es schade finde, den Kindern etwas vorzuenthalten, an dem sie ja doch vielleicht interessiert sind. Aber man kann nicht in andere Familien hineinsehen und natürlich ist es das gute Recht der Eltern, das Thema nicht anzubringen. Vermutlich werden die Kinder auch niemals so enthusiastisch werden, wenn es die Eltern nicht sind.

Im Grunde muss das also sowieso jeder für sich entscheiden. Ich persönlich bin der Meinung, dass Skifahren etwas ist, das Kinder sehr gerne und auch sehr schnell lernen. Als Erwachsener tut man sich da meiner Erfahrung nach sehr viel schwerer. Also wäre es doch eigentlich gut, wenn man es zumindest mal KÖNNTE, damit man sich dann immer noch dagegen entscheiden kann.

#3 Immer weiter so, nur weil es „schon immer“ so war?

Trotzdem sehe ich die kritischen Punkte. Müssen die 1 oder 2 Wochen Skiurlaub jedes Jahr tatsächlich sein, nur weil wir es eben so gewohnt sind? Selbst wenn man dafür quer durchs Land fahren muss? Oder gibt es nicht doch Alternativen, die ebenso toll sind?

Und das meine ich jetzt nicht als Bewohnerin Bayerns mit der „Preissn“-Keule. Natürlich darf jeder zum Skifahren kommen. Genauso wie ich ja auch gerne ans Meer fahre, und das ist hier auch nicht vor der Tür. Sondern eher als Tipp, mal die Gewohnheiten zu hinterfragen. Ich hab ja in diesem Corona-Jahr durchaus festgestellt, dass man vieles macht, einfach nur, weil das halt immer so war. Und dass es gar nicht schlimm ist, das auch mal zu ändern. Ganz im Gegenteil.

#4 Vielleicht so: Winterurlaub anders denken

Was dringend erforderlich wäre (und zwar nicht nur bei denen, die die Infrastruktur nutzen, sondern auch bei denen, die sie anbieten): Die Einstellung zum Skifahren müsste sich aus meiner Sicht dringend ändern. Muss es wirklich immer das Obergigantische vom Gigantischen sein? Kleine Skigebiete sind ja vielleicht ohnehin cooler? Weil überschaubar und gemütlich, gerade mit Kindern.

Und nein: Mein Popo muss nicht vom Liftpolster gewärmt werden. Ich brauche auch keine Event-Arena am Gipfel. Auch kein weißes Band aus krümeligem Kunstschnee, das sich dank Schneekanone durch grüne Landschaften schlängelt.

Was ich will: Meinen Kindern beibringen, wie schön die Berge sind. Und wie wichtig es ist, die Schönheit der Natur dort zu erhalten. Dass man nicht einfach durch den Wald fährt (ein Gruß an dieser Stelle an meinen Mann, dem muss ich das auch noch klar machen). Und dass schlechtes Wetter auch dazu gehört. Ich will auf den Berg, wenn die Bedingungen gut sind. Und wenn sie es nicht sind, machen wir halt was anderes. Schneewandern. Schneemann bauen. Oder Langlaufen (im Übrigen ein ganz wunderbarer Sport, nicht zuletzt in kontaktlosen Corona-Zeiten).

Photocredit: Petra/ allesinklein

#5 Du selbst kannst was ändern!

Als Ski- und Winterurlauber kann man da vieles beitragen: Unterkünfte unterstützen, die auf Nachhaltigkeit setzen. Oder Regionen, die es schon jetzt ermöglichen, auch mit der Bahn anzureisen. Hier braucht es viel mehr Mut und neue Konzepte! Natürlich fährt kaum einer mit dem Zug, wenn man all das Zeug umständlich quer durchs Land schleppen muss.

Aber wenn keiner danach fragt, wird natürlich auch niemand alternative Möglichkeiten anbieten. Einen komfortablen Transport vom Endbahnhof weg. Die Möglichkeit, das Skigepäck direkt vorab an die Ferienadresse zu schicken. Einen Rundum-Service mit Leih-Equipment, das direkt im Übernachtungspreis mit drin ist. Es gibt so viele Ideen, die Potenzial hätten.

#6 Mit der Natur. Nicht gegen sie.

Vor allem sollten wir akzeptieren, dass man eben nicht immer Skifahren kann. So etwas wie eine „Schneegarantie“ weckt nur falsche Erwartungen. Und führt zu immer monströseren Beschneiungskonzepten.

Die letzten beiden Winter hier in den bayrischen Bergen waren verrückt. 2018/19 hat es in einer Woche so viel geschneit, dass wir den Schnee von den Dächern schaufeln mussten, damit sie nicht zusammenbrechen. 2019/20 gab es unterhalb von 1000 Metern den gesamten Winter über praktisch keinen Schnee. Darauf muss man sich einstellen. Und Alternativen finden zum klassischen Skiurlaub.

Was ich also denke zum Thema Skifahren und Kinder? Ich denke: Wenn eure Kinder das gerne lernen wollen, dann sollen sie. Und wenn ihr es könnt und wollt. Es ist ja durchaus auch eine Kostenfrage. Denn mit Ausrüstung, Unterkunft, Skipass läppert sich so viel zusammen. Noch ein Punkt für kleine, familiäre Gebiete, in denen man nicht für Lifte mitbezahlt, die man den ganzen Urlaub über gar nicht benutzt.

Denn, und das soll nun also das Fazit sein: Vielleicht geht es auch in dieser Frage ja gar nicht um das OB sondern um das WIE.

Photocredit: Petra/ allesinklein

#7 Meine Location-Tipps für Spaß im Schnee:

Seitdem ich Kinder habe, ist das Thema Alpin-Skifahren für mich weniger wichtig geworden. Mit kleinen Kids kannst du nicht den ganzen Tag irgendwo auf der Piste verbringen. Und das ist auch gut so! Denn es hat mir den Blick darauf geöffnet, was man noch so Schönes im Schnee machen kann. Mit den Kids und alleine. Langlaufen, Winterwandern, Rodeln – all so was. Den Winter WIRKLICH zu erleben. In den riesigen Skizirkus-Arenen bekommt man das ja fast nicht mehr mit, weil man nur von Lift zu Lift hechelt.

Hier habe ich drei Regionen für euch, in denen ihr genau dieses echte Wintergefühl erleben könnt. Und die für mich die perfekten Winter-Spots für Familienurlaub im Schnee sind. Allesamt sind derzeit (Stand Dezember 2020) leider geschlossen oder mit Auslandsreise-Restriktionen belegt. Aber wir sind ja auch bei der Planung nachhaltig und denken voraus in „bessere“ Zeiten.

#7.1 Alpen Plus Region: Von Bayrischzell bis Lenggries

Das ist sozusagen mein Haus-Gebiet. Unter Alpen Plus sind die Skiregionen in Bayrischzell, am Schliersee/Spitzingsee, Tegernsee und in Lenggries zusammengeschlossen. Alle diese Orte im Oberland hinter München sind klein und familiär. Große Gondeln oder Après-Ski-Partys werdet ihr dort nicht finden. Dafür aber noch viele andere Aktivitäten, die im Winter Spaß machen: Langlaufen, Schneeschuhwandern, Rodeln (Tipp: Die Bahn am Wallberg ist eher sportlich, die von der Firstalm am Spitzingsee eher gemütlich), Eislaufen auf der Natureisbahn, Pferdeschlittenfahrten oder Spaziergänge entlang plätschernder Bäche oder rund um den eisbedeckten See.

Hinkommen: Ab München ist es eine gute Stunde mit dem Auto. Vom Münchner Hauptbahnhof könnt ihr mit der Bayrischen Regiobahn direkt nach Bayrischzell, Schliersee, Tegernsee und Lenggries fahren. Von dort dann ggfls. weiter mit dem Bus oder per Taxi-Shuttle.

#7.2 Leutasch

Für mich ist das schon seit Jahren ein magischer Ort. Durch seine Lage auf über 1.000 Meter ist das Leutaschtal sehr schneesicher. Außerdem ist es zusammen mit dem Nachbarort Seefeld ein Top-Langlaufgebiet. Egal wo man dort wohnt, eine Loipe ist irgendwie immer in der Nähe. Auch durch das verwunschene Gaistal zu wandern (Mein Tipp: Mit dem Schlitten im Gepäck zur Hämmermoosalm und dann die familiengerechte, weil nicht sehr steile Rodelbahn wieder runter) ist ein traumhaftes Wintererlebnis für Herz und Seele.

Alpinfahren kann man in Seefeld. Aber eben noch so viel mehr: Sich im mondänen Seefeld ins Café setzen und People Watching betreiben. Just for fun einen Biathlonkurs buchen (Riesenspaß!). In die Therme gehen und von der Sauna aus den Schneeflocken beim Tanzen zusehen. Bei der Leutascher Fischzucht ein paar Forellen angeln (dafür braucht man keinen Angelschein und ausgenommen werden sie auch für euch, wenn ihr wollt). Mit Alpakas durch den Schnee wandern. Oder einfach durch den tief verschneiten Winterwald schlendern, der exakt so ist, wie man das aus den Märchenfilmen kennt. Hier gibt es weitere persönliche Tipps von mir.

Hinkommen: Mit dem Auto via München und Garmisch. Auch über den Arlberg und Innsbruck kommt ihr hin. Mit dem Zug reist ihr über München nach Mittenwald an. Dorthin könnt ihr euch ein Taxi vorbestellen oder euch mit dem Shuttle der Unterkunft abholen lassen.

Photocredit: Petra/ allesinklein

#7.3 Ehrwalder Alm und die Tiroler Zugspitzarena

Wenn ich nach einem perfekten Skigebiet für die ganze Familie gefragt werde, kann ich die Ehrwalder Alm ohne Wenn und Aber empfehlen. Das Tolle dort ist, dass wirklich jeder seine perfekte Piste findet, egal wie gut er Skifahren kann. In der Mitte, wo das Tirolerhaus als Herzstück thront, treffen sich alle wieder. Dort ist es schön flach, weswegen auch die Skikindergärten dort zu finden sind.

Das Allerbeste: Die Kinderbetreuung im Tirolerhaus (inklusive Mittagessen und großem Indoor-Spiel-Bereich) könnt ihr auch nutzen, wenn eure Kids gar nicht im Skikurs sind. Das heißt: Mama und Papa können auch mal eine Runde ohne Nachwuchs unterwegs sein. Wer wie wir aus Orga-Gründen seit Jahren meistens getrennt von seinem Partner fährt, weiß wie toll sich das anhört.

Sonst findet ihr auch in der Tiroler Zugspitzarena alles, was sonst noch Spaß macht: Schneeschuhwandern, Rodelbahnen, eine wunderschöne Natur am Fuß des Wettersteinmassivs. Auch Garmisch ist nicht weit, wenn ihr mal einen kleinen Abstecher machen wollt. Mehr Infos speziell zum Skigebiet könnt ihr in meinem Testbericht zum Familienskifahren in Ehrwald nachlesen.

Hinkommen: Mit dem Auto über München und Garmisch oder via Reutte in Tirol. Mit dem Zug kommt ihr von München über Garmisch ohne Umsteigen direkt nach Ehrwald.

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1 comment

Karla Meier 18. April 2021 - 19:03

Mein Mann und ich wollen unbedingt mal wieder einen Skiurlaub mit unseren Kindern machen. Danke für den Tipp, dass Leutasch ein magischer Ort ist und dass das Leutaschtal durch seine Höhe von 1000 Metern sehr schneesicher ist. Es ist sehr gut, dass man mit dem Auto über den Arlberg dorthin gelangen kann, da wir sehr gern auch zum Arlberg wollen. Höchstwahrscheinlich werden wir dort nach einem Apartment suchen, da dies mit unseren Kindern immer entspannter ist.

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